Richtige WahlSebastian Pufpaff: Was man über den neuen TV-Total-Moderator wissen muss

Sebastian Pufpaff: Was man über den neuen TV-Total-Moderator wissen muss
Sebastian Pufpaff: Was man über den neuen TV-Total-Moderator wissen muss

Foto: IMAGO/ Chris Emil Janßen

Redaktion KuTRedaktion KuT | 10.11.2021, 15:39 Uhr

Der Name ist wie geschaffen für eine Comedy-Karriere. Bisher gilt Sebastian Pufpaff aber eher als Feingeist, nun wird er Stefan Raabs knallig lautes Erbe antreten.

„Da habe ich wohl zu doof auf dem Flur herumgestanden“, meint Sebastian Pufpaff selbst zu der Entscheidung, ausgerechnet ihn zum Moderator der Kultsendung „TV Total“ zu machen. Der 45-Jährige ist bisher eher jemand, der im Feuilleton Beachtung findet, der anspruchsvolles Kabarett macht und der vor allem Nischen-Zuschauer von ARTE und 3Sat ein Begriff ist.

ProSieben und die Hochkultur

Die gebildeten Kulturmenschen zieht Pufpaff nun einfach alle mit zu ProSieben, erzählt er selbst seinem neuen Kollegen Klaas Heufer-Umland, in dessen „Late Night Berlin“-Show der neue TV-Total-Moderator zu Gast war. Dort schlägt er sich gut und beweist, dass er schlagfertig und angriffslustig ist. „Wir sind angetreten, zu richten, zu bewerten und abzustrafen“, verspricht Pufpaff, das krasse Niveau Raabs zu halten.

Auf die Frage, welchen Sender „TV Total“ besonders auf dem Kieker haben werde – bei Raab sei es der NDR gewesen – lacht Pufpaff nur und meint dann: „Viele Grüße an Bild TV an dieser Stelle.“ Außerdem verrät Pufpaff, dass man sich wieder an die Ursubstanz von „TV Total“ erinnert habe. Statt auf Studiogäste und große Showableger wie Turmspringen, Wok-Rennen und Co zu setzen, gibt es ganz pur die ultimative Schnipsel-Show.

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Keine Angst vor niemand

„Wir watschen alles in der Medienbranche ab, was es da gibt“, verspricht Pufpaff. Unter Beobachtung stehen nun auch Kanäle wie Instagram, Snapchat, TikTok und andere Social Media Formate – niemand ist vor „TV Total“ sicher. Auch dort ist Pufpaff bisher niemand, den man kennt. Bisher kümmerte sich der gesellschaftskritische Kabarettist halt eher um Themen wie Pflegenotstand, zugemüllte Meere, Politiker und zwischenmenschliche Beziehungen.

Die Themen kann er gern bei „TV Total“ beibehalten, als Vorlage für seine Scherze dienen ab jetzt nur die Unsinnigkeiten der Medien-Kollegen. Im Gegensatz zu anderen Comedians und Showgrößen, die bei den Privatsendern das TV-Leben mehr oder weniger bereichern, hat Sebastian Pufpaff zunächst eine sehr seriöse Karriere angestrebt. Statt Praktika bei Raab, Carell oder Kerkeling zu machen und sich in der Branche zu vernetzen, ging er zur Frankfurter Uni, um Rechtswissenschaften zu studieren.

Von der Uni vor die Kamera

Und auch nach dem ersten Abschluss testete er nicht seine Stand-Up-Comedy-Qualitäten in dunklen Spelunken aus, sondern wechselte zum Studium der Politik, Soziologie und Staatsrecht nach Bonn. Vielleicht war es die Nähe zu Köln Hürth, ein beliebter Produktionsstandort für RTL-Formate, der Pufpaff vom Pfad der Akademikerlaufbahn abweichen ließ.

Er selbst sagt, er sei durch seinen Namen zur Komik gekommen. Um mit seinen eigenen Witzen anderen die Luft aus den Segeln zu nehmen, soll er einen Comedy-Workshop absolviert habe. Ob das stimmt? Jedenfalls begann er neben dem Bonner Studium als Produktmoderator bei einem Teleshopping-Kanal zu jobben und gründete 2004 mit zwei Freunden „Das Bundeskabarett“.

Grimme-Preisträger unter sich

Während Stefan Raab sechzehn Jahre lang bis 2015 mit „TV Total“ für Lacher sorgte und dafür mit dem Comedy-Preis und dem Bravo-Otto geehrt wurde, sammelte Pufpaff ab 2009 mit kultivierten Kulturprogrammen eher Preise wie den Prix Pantheon, den Deutschen Kleinkunstpreis, den Bayerischen Filmpreis und den Grimme-Preis ein. Fairerweise muss man hier sagen, dass auch Raab dank SDSGPS („Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“) Grimme-Preisträger ist.

Nun, da sich ihre Wege kreuzen, wird klar: Pufpaff ist die richtige Wahl für „TV Total“. Er ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, worauf er sich einlässt. Er hat einen eigenen Stil und er hat keine Angst vor Kritikern. Kennengelernt hat er „TV Total“ als Gast bei Stefan Raab. Außerdem trägt sich das Format fast von selbst. „Das Zeug ist so witzig, da ist es egal, welche Pappnase da sitzt“, behauptet Pufpaff.

Stefan Raab bleibt bei „TV Total“

Im Hintergrund zieht Stefan Raab als Produzent weiter die Fäden. Was soll also schiefgehen? Raab gilt zudem als Entdecker vieler Stars wie Lena Meyer-Landrut, Elton, Max Mutzke, Stefanie Heinzmann und mit seinen sportlichen Sendungen machte er Joey Kellys Comeback erst möglich. Auch förderte er Kurzzeitkarrieren, von Menschen, die damit nicht gerechnet hatten wie Regina Zindler und ihr „Maschendraht-Zaun“ oder Verna Mae Bentley-Krause, die mit „Deutscheland“ ein Sommerloch stopfte.

Die Fälle, die vor Gericht endeten lassen wir weg. Seit seinem Rückzug von der Mattscheibe zeigt sich Raab nicht mehr in der Öffentlichkeit, sondern betreut Formate wie jüngst Helene Fischers „Ein Abend im Rauch“. Im Gegensatz zu „Knossi“, der schon wieder abgesetzten Late-Night-Show von Jens Heinz Richard Knossella, die Raab für RTL produzierte, kann das Comeback von „TV Total“ glücken.

Gute Entscheidung

Mit Sebastian Pufpaff hat Raab jemanden gefunden, der wie er selbst angstfrei und uneitel ist, der unglaublichen Spaß an Live-Aktionen hat und Leute auch gern direkt konfrontiert. Heute wird übrigens enthüllt, was Pufpaff mit seinem Team bei Thomas Gottschalks Wiederbelebungsversuch von „Wetten, dass..?“ gemacht hat. „Wir wollten unsere eigene Saalwette durchsetzen“, deutet Pufpaff bei Klaas Heufer-Umlauf an. Das endete in einem Polizeieinsatz.

Pufpaff wird sich also nicht im Studio hinter dem „Nippelboard“ verstecken, sondern auf Konfrontationskurs gehen. Den Vergleich mit Raab scheut er nicht, weil er weiß, aus welcher Ecke er selbst kommt. Stefan Raab wird ihm väterlich über die Schulter schauen, meint Pufpaff. Wie er sich nun wirklich schlägt, sehen wir nach dem Tusch der Studioband „Heavytones“, die dank Raab bei „TV Total“ ihr Comeback feiern dürfen.