"Humor ist gerade jetzt wichtig"Corona hat Rick Kavanian von ernsteren Rollen abgehalten

In "Hui Buh und das Hexenschloss" spielt Rick Kavanian den Adjutanten Charles. (jer/spot)
In "Hui Buh und das Hexenschloss" spielt Rick Kavanian den Adjutanten Charles. (jer/spot)

2022 Rat Pack Filmproduktion GmbH/Warner Bros. Entertainment GmbH

SpotOn NewsSpotOn News | 02.11.2022, 14:15 Uhr

Der Comedian und Schauspieler Rick Kavanian gilt als besonders vielfältig und wandelbar. Seine Figuren kommen aus den verschiedensten Ländern, inklusive passender Dialekte und Akzente. Doch alle sind sie stets urkomisch. Dabei liebäugelte Kavanian zwischenzeitlich mit einer ernsteren Seite.

Der Comedian und Schauspieler Rick Kavanian (51) kehrt am 3. November für die Fortsetzung eines Kinderfilms auf die Kinoleinwand zurück.

In der Gruselkomödie „Hui Buh und das Hexenschloss“ verkörpert er Charles, den französischen Adjutanten von König Julius dem 111., gespielt von Christoph Maria Herbst (56). Dem animierten Titelhelden Hui Buh leiht Michael Bully Herbig (54) – wie schon in Teil eins 2006 – seine Stimme. Mit Herbig arbeitete Kavanian schon häufig zusammen, die beiden sind seit ihren Anfängen eng befreundet und sprangen spätestens mit der „Bullyparade“ gemeinsam auf den Erfolgszug auf. Vor dem zweiten „Hui Buh“ traten sie zuletzt bei „Schlag den Star“ gegeneinander an.

Doch Kavanian hat längst auch seinen eigenen Weg gefunden. In zahlreichen Animationsfilmen tritt er etwa als Synchronsprecher auf, auch in „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ war er im Kino zu sehen. Warum der Komiker sich bislang nicht für eine ernstere Rolle entschieden hat, wie seine Frau ihm bei seiner Arbeit hilft und warum er nie Papst Benedikt XVI. parodierte, verrät er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

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Wir hatten jetzt mit dem neuen „Hui Buh“ eine Gruselpremiere, außerdem war gerade Halloween: Wovor hat ein Rick Kavanian Angst?

Rick Kavanian: Ich habe vor vielen Dingen Angst, aber wovor ich mich im Alltag grusele, ist zum Beispiel Arroganz und Dummheit. Wenn sich Mitmenschen selbst zu ernst oder wichtig nehmen oder zu sehr aufblasen und glauben, dass sie besser sind als andere.

Wo ist Ihnen das zuletzt begegnet?

Kavanian: Das passiert ehrlich gesagt häufig: Sei´s am Flughafen oder beim Einkaufen.

Wie haben Sie sich jetzt auf die neue Rolle vorbereitet? Eigentlich ist es ja eine alte Rolle. Mussten Sie da nur wieder reinschlüpfen?

Kavanian: Es war ehrlich gesagt überhaupt kein Problem wieder „in die Charles hineinzufinden“, weil ich ja das Glück hatte, mit unserem Regisseur Sebastian Niemann im ersten Teil die Rolle gemeinsam entwickeln zu dürfen und da fällt es natürlich leichter, die Rolle wieder aufzunehmen und weiterzuerzählen.

Hans Clarin ist leider nicht mehr dabei, er ist kurz nach Teil eins verstorben. Hätte ihm der Film gefallen?

Kavanian: Das glaube ich schon, ich hoffe es sehr! Als wir damals den ersten Teil gedreht haben, hatte er Freude daran, dass Bully den Hui Buh spielt und – soweit ich mich erinnern kann – mochte er den ersten Teil. Das war für uns damals natürlich eine große Ehre und eine große Freude, mit ihm zusammen vor der Kamera stehen zu dürfen. Daran erinnere ich mich noch sehr genau. Es war sehr bewegend, weil wir ihn aus unserer Kindheit kannten und sehr geliebt haben. Ernsthaft.

Ist er auch noch immer ein Vorbild?

Kavanian: Ich kannte ihn nur ein bisschen als Mensch, aber künstlerisch auf jeden Fall.

Sie haben gefühlt schon 1.000 Charaktere verkörpert oder synchronisiert. Welcher dieser Charaktere kommt dem Menschen Rick Kavanian am nächsten?

Kavanian: Das ist eine schwierige Frage. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen abgedroschen – aber alle sind sie irgendwie Teil von mir. Der eine ist lauter, der eine ist leiser. Der eine ist bunter, der eine ist weniger bunt. Irgendwie sind sie alle da und ich bin sehr froh und dankbar, dass ich so vielfältig spielen und unterschiedliche Dinge zeige darf. Aber es sind alles tatsächlich Ricks Farben.

Sind Sie eigentlich ein Halloween-Fan? Feierten Sie Halloween oder haben Sie in der Vergangenheit?

Kavanian: Nicht wirklich. Ist lustig, dass Sie fragen, aber das letzte Mal Halloween habe ich gefeiert – und das ist jetzt nicht gelogen und ohne Übertreibung – vor 20 Jahren. Da ging’s grade erst so los mit Halloween in Deutschland. Wir haben damals mit der Bürogemeinschaft im Keller eine Halloween-Party gefeiert. Ich weiß nicht, ob wir wussten, was wir da taten, aber es war wahnsinnig lustig. Aber jetzt so… nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Aber wenn Kinder klingeln, haben wir schon ein bisschen was vorbereitet.

Haben Sie schon wieder neue Projekte, auf die Sie sich freuen?

Kavanian: Der Start von „Hui Buh und das Hexenschloss“ ist in diesem Jahr so meine „letzte Tat“. Ich habe für 2023 Einiges vor, aber davon erzähle ich Ihnen sehr gerne, wenn es soweit ist.

Zum Beispiel eine neue Staffel „LOL“ („Last One Laughing“)?

Kavanian: Es reizt mich schon, aber ich habe auch sehr, sehr großen Respekt davor, nachdem ich ja einmal in der ersten Staffel mitmachen durfte. Es ist schon eine sehr knifflige Herausforderung. Aber Bock hätte ich schon.

Mal angenommen, es käme dazu: Auf wen würden Sie sich freuen?

Kavanian: Da gibt’s wahnsinnig viele Leute. Mit dem Cast der ersten Staffel würde ich direkt wieder mitmachen. Da war eine sehr tolle große Wärme unter den Kollegen. Bestimmt auch dadurch bedingt, dass man sich viele Jahre lang kennt. Nicht nur beruflich, auch privat. Das war ein schönes und positives Umfeld. Aber auch sonst würde ich mich auf die meisten Leute, die bisher dabei waren, freuen.

Auch auf Christoph Maria Herbst? Wie war das mit ihm zu arbeiten?

Kavanian: Mit Christoph drehe ich total gerne. Mit ihm zu arbeiten ist super. Er ist wahnsinnig gut vorbereitet, hat sehr genaue Vorstellungen von dem, was er gerne machen möchte und spielt dabei trotzdem sehr gerne im Team. Und wir hatten viel Gestaltungsspielraum. Unser Regisseur Sebastian Niemann hat uns auch bei den Szenen, die wir gemeinsam hatten, auch einfach mal machen lassen. Da kommt beim Proben eins zum anderen. Sebastian war immer sehr empfänglich und freudig darüber, was wir für Ideen hatten. Mit jemandem wie Christoph macht das halt Spaß.

Jetzt hat Sie ja Ihr Kumpel Bully bei „Schlag den Star“ ein bisschen alt aussehen lassen…

Kavanian: Ach, so alt war’s doch gar nicht. Ich gebe zu: anfangs war ich sehr alt. Und in den Werbepausen bin ich sehr gealtert. Aber dann bin ich doch zurückgekommen. Und letzten Endes war es nur ein Bierdeckel, der uns getrennt hat. Jetzt kannst du natürlich sagen „Shit happens“. Das habe ich mir auch gedacht.

Aber?

Kavanian: Verloren ist verloren, ich weiß! (lacht)

Können Sie sich eine Revanche vorstellen?

Kavanian: Ja, eine Revanche könnte ich mir grundsätzlich schon vorstellen. Es ist halt toll, eine solche Show mit einem Freund zu machen. Es ist jetzt nicht so „Oh, jetzt hat der gewonnen!“, sondern wir sind sehr freundschaftlich während der Sendung miteinander umgegangen. Das hat sich gut angefühlt, auch wenn man verloren hat. Man muss auch gönnen können. Die Show ist die Show, aber danach ist man wieder beim gemeinsamen Bier privat.

Gibt es denn einen Stammtisch mit Ihnen, Bully und Christian Tramitz?

Kavanian: Das ist gar nicht so lange her. Wir waren vor zwei Wochen mit Christian gemeinsam essen. Wir haben das vor Corona hinbekommen, dass wir uns drei- viermal im Jahr wirklich treffen, austauschen und übereinander freuen. Aber dieser Jahr war´s zugebenermaßen das erste Mal. Aber wir haben uns fest vorgenommen: Vor der Weihnachtszeit muss noch ein zweites Treffen sein. Es ist ja eh schön, dass Christian zur Premiere gekommen ist.

Apropos Stammtisch: Fußball ist ja bald parallel zu Weihnachten. Interessiert Sie das?

Kavanian: Fußball per se find ich schon interessant. Fußball zu der Zeit und unter den geographischen Möglichkeiten… da fehlt mir noch der Zugang.

Sie sind nicht in WM-Stimmung?

Nicht wirklich.

Zurück zum Schauspiel: Spielen ernste Rollen eine Rolle für Sie?

Kavanian: Sie werden lachen: Vor Corona hatte ich eine Phase, in der ich dachte: Mensch, wäre schon mal schön, jetzt kurz vor 50 irgendwas Ernsteres zu machen. Aber als das mit Corona losging und sich immer wieder Leute gemeldet und gesagt haben: „Mensch, wir wollen lachen. Mach doch was!“ – da ist mir wirklich bewusst geworden, wie wichtig Humor gerade jetzt ist. Meine dramatische Seite kann ruhig noch warten. Solang ich meiner Aufgabe gerecht werden und Menschen zum Lachen bringen kann, bin ich sehr happy damit.

Wie viele Jahre geben Sie Ihrer lustigen Seite noch?

Kavanian: Hoffentlich noch sehr viele! Ich bin gerne Komiker… es bedeutet mir viel, Menschen zum Lachen zu bringen. Es bringt Freude zurück.

Können Sie sich auch vorstellen, häufiger ohne Ihren Kumpel Bully zu arbeiten?

Kavanian: Absolut. Wir machen ohnehin viele, in den letzten Jahren sogar die meisten Dinge ohne den jeweils anderen. Erst mit „LOL“, „Schlag den Star“ oder jetzt mit „Hui Buh“ hat es sich wieder ergeben. Es ist einfach immer wieder wirklich schön mit ihm zusammen zu arbeiten, weil wir durch unsere Freundschaft seit Jahrzehnten sehr verbunden sind, und in der Arbeit sehr genau wissen, was wir aneinander haben, miteinander schon geschafft haben und was wir voneinander erwarten können. Wir sind ein eingespieltes Team. Und es macht natürlich unheimlich Freude, mit einem Freund was kreativ auf die Beine stellen zu können.

Wie sehr hilft Ihnen auch Ihre Frau bei Ihrer Arbeit?

Kavanian: Das ist sehr schön, dass Sie an meine Frau denken. Meine Frau hilft mir ungemein bei meiner Arbeit. Meine Frau ist tatsächlich die erste Person, die meine Flausen abkriegt. Wenn ich Ideen habe, bekommt meine Frau die noch vor dem ersten Kaffee in der Früh zu hören. Und sie hat immer ein offenes Ohr für mich. Sie kennt mich jetzt 20 Jahre lang und weiß, was ich kann und was ich nicht kann, ist ehrlich und präzise. Und sie ist sehr kritisch, aber liebevoll kritisch, damit ich keinen Blödsinn mache. Und sie mag es, wenn ich lustig bin.

Sie können ja eigentlich unendlich viele Akzente und Dialekte nachmachen. Was ist Ihr Favorit?

Kavanian: Kann ich gar nicht sagen. Es gibt viele, die ich nicht kann. Ich kann zum Beispiel kein Saarländisch und das Rheinische oder Kölsche auch nicht. Einen Lieblingsdialekt kann ich nicht benennen, aber die, die ich nicht kann, reizen mich wirklich, auch wenn sie manchmal für mich schwer zugänglich sind. Oder auch was Parodien angeht: Ich wollte früher immer den Papst Ratzinger parodieren. Die Stimme hab ich nie hinbekommen.

Also auch ein Rick Kavanian hat Grenzen?

Kavanian: Und was für welche!