Bowie, Springsteen, DylanDas Geschäft mit den Musikrechten: Warum die Stars jetzt verkaufen

Platte von David Bowie. (mia/spot)
Platte von David Bowie. (mia/spot)

BabichAndrew/Shutterstock

SpotOn NewsSpotOn News | 04.01.2022, 15:07 Uhr

Das Geschäft mit Songrechten floriert: David Bowie, Bob Dylan, Bruce Springsteen - immer mehr Bands und Musiker verkaufen ihre kompletten Musikkataloge. Was sie davon haben.

Nach monatelangen Verhandlungen hat sich der Musikverlag Warner Chappell Music für 250 Millionen Dollar die Rechte an den Songs von David Bowie (1947-2016) geschnappt. Bruce Springsteen (72) verkaufte seinen Katalog laut Medienberichten vor wenigen Wochen sogar für rund 500 Millionen Dollar an Sony Music.

Video News

Die Mega-Deals folgen einem Trend im Musikbusiness, auf den auch schon zahlreiche andere Musiker aufgesprungen sind: Bob Dylan (80) soll seinen Katalog an Universal Music für mutmaßlich 300 bis 500 Millionen Dollar verkauft haben, Fleetwood-Mac-Frontfrau Stevie Nicks (73) hat 80 Prozent an ihrer Musik für 100 Million Dollar dem US-Verlag Primary Wave überlassen.

Songrechte so wertvoll wie Gold oder Öl

Ein Name fällt im Zusammenhang mit Musikrechten immer wieder: Hipgnosis Songs Fund, ein britischer Investmentfonds, gegründet vom Musikmanager Merck Mercuriadis (58). Der arbeitete schon als Manager für Beyoncé (40) und sieht Songrechte als Investitionsgut „so wertvoll wie Gold oder Öl“. Bei ihm hatte auch Shakira (44) Anfang 2021 ihren gesamten Songkatalog untergebracht, die Verkaufssumme ist hier nicht bekannt. Und auch die Red Hot Chili Peppers haben ihre Songrechte für 140 Millionen Dollar dem britischen Investmentfond überlassen.

Für Labels und Investment-Firmen sind vor allem Evergreens und Klassiker interessant, wie sie etwa Bowie, Springsteen oder Dylan liefern. Bei einem „bewährten“ Song sei das Einkommensmuster vorhersehbar und zuverlässig, erklärte Merck 2019 in einem Interview mit dem “ Thought Economist“. Die Firmen erhalten nach erfolgreichem Kauf künftig die Lizenzgebühren, die etwa durch Streaming-Plattformen oder den Einsatz der Songs in der Werbung entsteht.

Gerade letzteres – die Kommerzialisierung von Musik durch ihren Einsatz in Werbespots – war Neil Young (76) 1988 noch einen Protest-Song wert. In „This Note’s For You“ sang er: „Ain’t singin‘ for Pepsi, ain’t singin‘ for Coke. I don’t sing for nobody. Makes me look like a joke.“ („Ich singe nicht für Pepsi, ich singe nicht für Coke. Ich singe für niemanden. Es lässt mich aussehen wie ein Witz.“) So ändern sich die Zeiten: Anfang 2021 hat auch Young 50 Prozent seiner Musikverlagsrechte für mutmaßlich 50 bis 150 Millionen Dollar an Hipgnosis Songs Fund verkauft.

Pandemie treibt das Geschäft an

Doch warum verkaufen die Künstler die Rechte an ihrer eigenen Kunst? Dabei spielt die Pandemie eine große Rolle. Nachdem die Einnahmen durch Live-Konzerte weggefallen sind, sind manche Musiker auf die neue Einkommensquelle angewiesen. Folklegende David Crosby (80) von Crosby, Stills & Nash erklärte Ende 2020 auf Twitter, dass auch er den Schritt gehen werde. Seine Beweggründe: „Ich kann nicht arbeiten … und Streaming stiehlt mir meine Plattenverkäufe … Ich habe eine Familie zu versorgen und eine Hypothek abzuzahlen, also ist das meine einzige Option … Ich bin mir sicher, den anderen geht es genauso.“

Auf einige scheint der Verkauf des eigenen Songkatalogs eine geradezu kathartische Wirkung zu haben. David Guetta (54), der seinen Katalog Mitte 2021 für angeblich 100 Millionen Dollar an Warner Music verkaufte, berichtete danach, er fühle sich so frei, wie noch nie. Es sei zudem „inspirierend“, an einem neuen Katalog zu arbeiten. „Der Unterschied ist, dass ich mir diesmal keine Gedanken darüber machen muss, wie ich meine Miete bezahlen soll, wenn es nicht funktioniert“, erklärte er im Interview mit „Billboard“.

Aber noch sehen nicht alle Musiker das so. Elton John (74) etwa kann sich nicht vorstellen, die Rechte an seinen eigenen Songs abzutreten, versicherte sein Ehemann David Furnish (59). Ein Verkauf sei „undenkbar“, sagte er im November 2021 der Branchenseite „Music Business Worldwide“.