Kinostart am 19. Januar 2023Diego Calva über „Babylon“-Dreh: „Es war ein wildes Abenteuer“

"Babylon - Im Rausch der Ekstase": Brad Pitt (l.) und Diego Calva sind zusammen auf der Leinwand zu sehen. (amw/spot)
"Babylon - Im Rausch der Ekstase": Brad Pitt (l.) und Diego Calva sind zusammen auf der Leinwand zu sehen. (amw/spot)

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SpotOn NewsSpotOn News | 18.01.2023, 13:55 Uhr

Im neuen Film "Babylon - Rausch der Ekstase" übernimmt Diego Calva an der Seite von Brad Pitt und Margot Robbie eine der Hauptrollen. Warum er wie ein "kleines Kind" behandelt wurde und was ihn am meisten herausgefordert hat, verrät Calva im Interview.

Drogen, ausschweifende Partys und eine Generation am Abgrund: Genau das bekommt das Kinopublikum in Damien Chazelles (37) neuestem Werk "Babylon – Rausch der Ekstase" ab dem 19. Januar serviert. Der "La La Land"-Regisseur nimmt in seinem vierten Spielfilm das Hollywood der 1920er Jahre in den Blick. Eine Zeit, in der der Stumm- langsam vom Tonfilm abgelöst wird. Im Zentrum der Geschichte steht Manny Torres (Diego Calva, 30), der als Sohn mexikanischer Einwanderer in der Filmbranche Fuß fassen möchte. Aufgrund des Fortschritts stehen zur selben Zeit etablierte Stummfilm-Stars wie Jack Conrad (Brad Pitt, 59) vor dem Aus und auch aufstrebende Darsteller und Darstellerinnen wie Nellie LaRoy (Margot Robbie, 32) haben es zunehmend schwer.

In dem 188 Minuten langen bildgewaltigen Epos klatschen sich abstruse, verstörende, aber auch emotionale Momente fast im Minutentakt ab. Dafür gabs bei den diesjährigen Golden Globes fünf Nominierungen, am Ende konnte der Film nur den Preis für die "Beste Filmmusik" mit nach Hause nehmen. Auch der mexikanische Newcomer Diego Calva durfte sich über eine Nominierung in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical" freuen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der 30-Jährige über seine Nominierung, die Zusammenarbeit mit Brad Pitt und Margot Robbie sowie die größten Herausforderungen am Set.

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Sie spielen eine der Hauptrollen im Film "Babylon – Rausch der Ekstase". Was war Ihr erster Gedanke, als Sie das Drehbuch gelesen haben?

Diego Calva: Wie wird Damien Chazelle das bewerkstelligen? Wie viel von diesem Drehbuch muss gekürzt werden? Es war ein sehr langes Drehbuch. Wenn man eine Minute pro Seite rechnet, dann ist es ein drei Stunden langer Film. Es war buchstäblich wie ein Buch. Mein erster Gedanke war also: Das ist sehr ehrgeizig, erstaunlich, wunderschön, aber wie viel wird er in den Szenen kürzen müssen?

Sie spielen einen mexikanischen Einwanderer, der von einer großen Filmkarriere träumt. Entspricht Ihr Leben in gewisser Weise dem von Manny Torres? Und wie viel von sich selbst haben Sie in die Rolle gesteckt?

Calva: Ich habe mein Geld sehr ähnlich wie Manny verdient. Ich habe vor meiner Schauspielkarriere in so vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet. Ich habe im Catering gearbeitet, ich war der Kaffeemann. Auch in der Tonabteilung, auf dem Bau und als Produktionsassistent habe ich gearbeitet. Ich habe wie Manny versucht, mich etwas zu widmen, das mit Filmen zu tun hat.

Dann hatte ich meine erste Chance: Ein Schauspieler tauchte nicht auf. Also fragte mich der Regisseur: "Diego, würdest du mir helfen und diese Rolle in meinem Kurzfilm spielen?" Und das war mein erster Tag als Schauspieler. Genau wie bei Manny öffnete mir jemand die Tür und ich habe mich darauf eingelassen. Deshalb kann ich mich mit der Figur identifizieren. Aber gleichzeitig hoffe ich, dass wir uns in zehn Jahren nicht mehr so ähnlich sind. Denn Manny begeht einige Fehler. Ich versuche, sie nicht zu machen (lacht).

Sie haben zusammen mit Margot Robbie und Brad Pitt gedreht. Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert und wie war die Stimmung am Set?

Calva: Unglaublich. Es war mein erster großer Film und meine erste Hauptrolle in dieser Art von Produktion. Und dann durfte ich auch noch mit Superstars zusammenarbeiten. Die Stimmung war ziemlich cool und alle waren sehr hilfreich. Ich glaube, dass sie sich in vielen Momenten in mir wiedererkannt haben. Es war das erste Mal, dass ich so viele Statisten gesehen oder mit dieser Art von Kränen oder großen Geräten gearbeitet habe. Sie haben mich manchmal wie ein kleines Kind betrachtet. Wir alle haben diesen Film überlebt, wir haben uns gegenseitig geholfen. Jeder Tag war wie ein wildes Abenteuer, genau wie der Film. Jeder Tag am Set war wie ein Tag in "Babylon".

Was war für Sie die größte Herausforderung am Set?

Calva: Ich habe für die Rolle Englisch gelernt. Ich habe mit einem Dialekt-Coach gearbeitet und hatte die ersten Englischstunden in meinem Leben. Das war sehr hart und herausfordernd, weil ich den ganzen Tag meine Denkweise ändern musste. Ich habe an meinem Akzent gearbeitet, an der Art, wie ich meine Zunge bewege. Und dann muss man das eigentlich vergessen, weil es sonst sehr roboterhaft wird. Aber am schwierigsten war sicher das Englisch.

Wie aufgeregt waren Sie vor dem ersten Drehtag?

Calva: Natürlich war ich nervös und hatte auch ein bisschen Angst. Aber Damien hat sich viel Zeit für mich genommen. Ich hatte keine gewöhnliche Vorbereitung. Es ist nicht üblich, was er mit mir gemacht hat. Wir haben viel geübt. Ich bin zu ihm nach Hause gezogen, um den ganzen Film zu proben. Wir haben also eine Version auf seinem iPhone, die wir zusammen mit Olivia, seiner Frau, und dem Produzenten in zehn Tagen gedreht haben. Wir haben jede einzelne Szene geprobt, nur wir drei. Am ersten offiziellen Drehtag war ich zwar nervös, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich einen kleinen Vorteil hatte.

Sie waren für den Golden Globe für den besten Hauptdarsteller nominiert. Wie haben Sie darauf reagiert, als Sie davon erfahren haben?

Calva: Ich war live im Fernsehen, als ich es erfahren habe. Ich hatte ein Interview in New York und sie sagten es mir während des Gesprächs. Jeder hat meine Reaktion gesehen. Ich habe mich in diesem Moment geschüttelt, weil es so überraschend war. "Babylon" hat mein Leben auf so viele Arten verändert. Aber das ist einfach eine weitere surreale Situation, für so einen tollen Preis nominiert zu sein. Ich fühle mich sehr geehrt. Es war mir egal, ob ich gewinnen werde. Ich wollte einfach nur dabei sein und "Babylon" repräsentieren. Meine Mutter hat mich begleitet und ihr Geburtstag war ein Tag vor der Verleihung. Also war klar: Egal ob ich gewinne oder nicht, ich feiere danach mit ihr.

Hollywood ist ein hartes Pflaster. Wie schwierig ist es, eine Karriere aufzubauen? Insbesondere als mexikanischer Schauspieler?

Calva: Ich weiß es nicht. Vielleicht können Sie mir die Frage in zwei Jahren stellen und ich habe eine bessere Antwort. Aber bis jetzt ist es ziemlich cool, alles ist so neu. Ich weiß nicht, ob das etwas Dauerhaftes sein wird oder nur eine Achterbahnfahrt, wie in "Babylon". Aber ich genieße jeden Moment und warte ab, was passiert.