Frontmann Tobias Künzel im InterviewEine Feier zum 30-jährigen Jubiläum gibt es bei den Prinzen nicht

Party bei den Prinzen? Nicht zum 30. Geburtstag, verrät Frontmann Tobias Künzel (3.v.l.) im Interview. (wag/tae/spot)
Party bei den Prinzen? Nicht zum 30. Geburtstag, verrät Frontmann Tobias Künzel (3.v.l.) im Interview. (wag/tae/spot)

©Sven Sindt

SpotOn NewsSpotOn News | 01.06.2021, 18:00 Uhr

Die Prinzen gibt es 2021 bereits 30 Jahre. Feiern werden sie ihr besonderes Jubiläum jedoch nicht: "So etwas machen wir nicht", sagt Frontmann Tobias Künzel. "Es ist unser Job und unsere Arbeit. Da kann man nicht jeden ganzen Tag ans Feiern denken."

Die Prinzen feiern 2021 ihr 30. Jubiläum – oder auch nicht, denn Band-intern wird es keine große Party geben. „Wir feiern nur, wenn es sich ergibt“, erzählt Frontmann Tobias Künzel (57) im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Am 28. Mai hat die Leipziger Formation ihr neues Album „Krone der Schöpfung“ veröffentlicht. Im Gespräch blickt der Sänger auf 30 Jahre Die Prinzen zurück und verrät, ob Chartplatzierungen für die Band noch wichtig sind. Außerdem spricht er über den richtigen Zeitpunkt für den Gang in den Ruhestand.

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Seit 30 Jahren gibt es Die Prinzen bereits. Wie blicken Sie auf Ihre Karriere zurück? Was war Ihr schönster bisheriger Moment, was der größte Tiefpunkt?

Tobias Künzel: Die Orchester-Tour war ein großer Meilenstein für mich. Allein vor dem Orchester zu stehen, war schon toll. Damit war das Versprechen, das man mal im Thomanerchor gegeben hat, erfüllt. Im Chor haben wir ja immer hinter dem Orchester gestanden. Es gab auch Konzerte, die uns geprägt haben. In den frühen 90er Jahren, als wir zugekreischt wurden von Mädchen und in der „Bravo“ einen Starschnitt hatten, das waren einmalige Erfahrungen und Zeiten. Es gibt aber nichts, das ich jetzt richtig vermisse. Das war ein Teil meines Lebens. Ich habe viel erlebt, was andere nicht erlebt haben und jetzt erlebe ich andere Sachen, die andere nicht erleben.

Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht? Wann wäre der Punkt erreicht, an dem Sie als Band in den Ruhestand gehen?

Künzel: Jeder Einzelne von uns hat bestimmt mal ans Aufhören gedacht. Da gab es sicher Momente, in denen man dachte: „Ich habe keine Lust mehr, wie lange noch?“ Wir sind ja keine Sekte, aus der man nicht rauskommt. Wir machen das alle freiwillig, und zwar so lange, wie wir es wollen. Ich persönlich werde es so lange machen, bis kein ehrliches Interesse mehr an den Prinzen besteht, also sowohl von meiner Seite als auch von der Seite des Publikums.

Mit den Fans war es wegen der Pandemie bisher nicht möglich, das 30. Jubiläum etwa mit Konzerten zu feiern. Haben Sie das 30. Jubiläum zumindest als Band zelebriert?

Künzel: Nein, so etwas machen wir auch nicht. Wir feiern nur, wenn es sich ergibt. Wir haben auch keine Bandrituale, danach werde ich öfter gefragt. Diese Romantisierung mancher Bands trifft auf uns nicht zu. Es ist unser Job und unsere Arbeit. Da kann man nicht jeden ganzen Tag ans Feiern denken. Wir sind seit 30 Jahren dabei, ich glaube, Rituale haben nur Bands, die sich noch nicht so gut kennen und sich irgendwie gegenseitig versichern müssen, dass sie wirklich zur Gang gehören wollen.

Wie wichtig sind Ihnen nach 30 Jahren noch Chartplatzierungen?

Künzel: Das ist eine rein wirtschaftliche Frage. Wo man in den Charts steht, hat ja nichts damit zu tun, wie viel man wirklich verkauft. Es geht darum, wie viele andere es gibt und wie viel insgesamt verkauft wird. Wichtig ist, dass es möglichst viele Menschen gibt, die freiwillig ihr hart verdientes Geld für ein Produkt der Prinzen ausgeben. In dem Sinne spielt die Chartplatzierung also schon eine Rolle, weil wir ja davon leben. Ich kann mich als Künstler nicht hinstellen und sagen: „Das ist mir völlig egal, meine Kunst ist mir wichtiger als die Reaktion der Menschen.“ Ich bin daran interessiert, dass möglichst viele Leute an unserer Musik Anteil nehmen, sich daran erfreuen und mir von dem, was ich ihnen gebe, etwas zurückgeben. Es ist ein Geben und Nehmen. Emotional und auch monetär.

Seit Beginn Ihrer Karriere hat sich die Musikbranche sehr verändert. Was halten Sie von Streamingdiensten?

Künzel: Ich glaube, dass die Plattenlabels ganz gute Deals mit den Streamingdiensten haben. Was diese dann an die Künstler zurückgeben, hängt von den Verträgen an. Ich habe einen riesengroßen CD-Schrank und vergesse oft, dass es Streamingdienste gibt. Wenn ich nach einem Lied suche, gucke ich meine CDs durch. Man kommt an den Streamingdiensten aber heutzutage nicht vorbei und darf sie auch nicht verteufeln.

Ich habe nur einfach gern etwas zum Anfassen. Ich möchte wissen, wer Gitarre oder Schlagzeug gespielt hat und blättere auch gerne im Booklet und sehe mir Fotos von den Bands an. Wenn ein Album rauskommt, möchte ich das auch kaufen und mir nicht auf Spotify anhören. Das ist aber ganz unterschiedlich. Die Kids heutzutage hören ganz anders Musik. Wir haben früher ganze Alben gehört. Heute hört man sich eine Strophe und einen Refrain an und sagt: „Mach mal weiter“. Das Musikhören ist sehr kurzatmig geworden.