SerieInterview: Ein ganz ganz großer Ivo Kortlang in „Tonis Welt“

Interview: Ein ganz ganz großer Ivo Kortlang in "Tonis Welt"
Interview: Ein ganz ganz großer Ivo Kortlang in "Tonis Welt"

© IMAGO / lausitznews.de

Paul VerhobenPaul Verhoben | 05.05.2021, 18:15 Uhr

Die achteilige Miniserie "Tonis Welt", ein Ableger des VOX-Quotenhits "Der Club der roten Bänder", begeisterte eine zunehmende Anhängerschaft. Die Serie ist ein wahrliches Kleinod unter den Angeboten deutscher Serienproduktionen.

Die Geschichte in 15 Sekunden: Toni, Asperger-Autist, und Valerie, süßes Mädel mit Tourette-Syndrom, sind seit über einem Jahr ein glückliches Paar. Als Valeries Oma stirbt, ziehen beide in das renovierungsbedürftige Haus der Großmutter auf dem Lande. Der gewohnheitsliebende Toni ist fest entschlossen, Valerie zu beweisen, dass er auch der Mann für ein ganzes gemeinsames Leben ist.

Interview: Ein ganz ganz großer Ivo Kortlang in "Tonis Welt"

Foto: TVNOW / Martin Rottenkolber

Die beiden sind für uns DAS deutsche Serienpärchen schlechthin und stolpern mit einer hinreißend liebevollen Vehemenz von Folge zu Folge. Unvergleichlich, einzigartig und tapfer. Und ja, beide Rollenprofile haben ein bisschen was von Forrest Gump („Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt“). Und vielleicht auch ein ganz klein bisschen was von der „fabelhaften Amelie“ („Das Glück ist wie die Tour de France. Man wartet so lange und dann rast es vorbei.“)

Wir wünschen uns, dass sie noch viel größere Abenteuer in „Tonis Welt“ bestehen! Einer der Gründe, warum wir mit Hauptdarsteller Ivo Kortlang sprechen mussten.

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Foto: TVNOW / Martin Rottenkolber

Ich würde „Tonis Welt“ eine Tragikomödie nennen. Ist sie das?

Definitiv! “Tonis Welt“ ist eine Lovestory zwischen einem jungen Autisten und einer jungen Frau mit Tourette-Syndrom. Aufgrund dieser Diagnosen kommt es immer wieder zu Missverständnissen zwischen den Beiden – und gleichzeitig auch zu komischen wie lustigen Momenten!

Warum sollte man die Miniserie mit achtteilige Folgen unbedingt sehen?

Ich liebe einfach den Charakter Toni! Immer das Herz auf der Zunge und ein durchweg optimistischer Überlebenskünstler, das macht ihn meiner Meinung nach so spannend. Vorher kannte man ihn ja aus dem „Club der roten Bänder“ und jetzt, zusammen mit seiner Freundin Valerie, lernt man ihn nochmal ganz neu kennen. Die Beziehung der beiden bildet dabei das Herzstück der Geschichte.

Wie kam es, dass ausgerechnet Tonis und Valeries Geschichte für das erste „Club der roten Bänder“-Spin-Off ausgewählt wurde?

Da hab ich auch schon öfter drüber nachgedacht. Die beiden verbindet einfach eine wunderbare Liebesgeschichte. Ich glaube, dass Toni aufgrund seiner Asperger-Diagnose super interessant ist und manchmal halt auch ungewollt lustig. Vor allem bei dem Thema „Beziehung mit Valerie“ sind dadurch größere Herausforderungen vorprogrammiert.

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Erinnerst Du Dich an den Moment als das Angebot kam?

Ja, dass war ein langsamer, schleichender Prozess. Noch während wir die letzte Staffel „Club der roten Bänder“ gedreht hatten, kam der damalige Senderchef von VOX, Bernd Reichart, zu mir und hat mir von der Idee eines Spin Offs erzählt. Ein Jahr später, beim Abschlussfest vom „Club“-Kinofilm habe ich dann mit Frauke Neeb (zuständige Co-Chefin für die Fiction-Formate in der RTL-Gruppe, Anm. der Red.) von VOX über konkretere Ideen gesprochen. Wir sind darauf gekommen, dass es spannend sein könnte, Tonis und Valeries Beziehung weiterzuerzählen. Ende 2019 hat VOX dann gesagt, dass sie auch offiziell Bock haben auf „Tonis Welt“ und 2020 haben wir dann auch schon gedreht!

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Mit 26 eine eigene Serie zu drehen – das kann nicht jeder von sich behaupten. Wann hebt man da ab?

Ich bin unglaublich dankbar für diese Erfahrung und für das Vertrauen von VOX und Bantry Bay, der Produktionsfirma. Dass die Leute da an mich geglaubt haben. Ich hatte am Anfang nämlich große Zweifel, ob ich das alles schaffe, war aber auch beruhigt, als ich wusste, dass ich so tolle Kollegen um mich herum habe. Am Ende ist dabei eine Serie herausgekommen, die ich persönlich sehr gelungen finde und auf die ich stolz bin. Abheben ist dabei kein so großes Thema für mich. Ich fühle mich mit meinen Freunden, die ich teilweise schon 20 Jahre lang kenne, sehr gegroundet.

„Tonis Welt“ hat kurz vor dem Ende bei der linearen Ausstrahlung quotentechnisch nochmal zugelegt. Wie waren Deine Erwartung? Wurden sie erfüllt? 

Wir bekommen sehr viel positives Feedback auf die Serie und warten die Ausstrahlung der letzten Folgen jetzt erstmal ab. Wir haben ja auch inhaltlich und erzählerisch bewusst was Neues gemacht. „Tonis Welt” ist nicht “Club der roten Bänder”. Ich bin gespannt, wie die Zuschauer auf das Finale reagieren.

Was wir faszinierend finden, dass Ihr Eure Figuren mit den leichten Handicaps nie der Lächerlichkeit preisgebt. Wie lernt man denn einen Asperger-Autisten zu spielen, ohne in Stereotypen oder gar Klischees zu verfallen?

Wir wollten ganz klar keine Serie über Autismus und Tourette zu machen, sondern wir erzählen eine Lovestory und die Protagonisten haben diese Diagnosen. Hätten wir diesen Anspruch nicht, könnte wir die Geschichte gar nicht so erzählen. In der Realität wären so viele Veränderungen innerhalb so kurzer Zeit viel zu viel für einen Autisten. Dennoch war es Amber Bongard und mir sehr wichtig, die Figuren ansonsten so real wie möglich zu gestalten. Wir haben uns beide im Vorfeld mit Betroffenen getroffen, um eben diesen normalen Klischees zu entkommen. Wenn das gelungen ist, macht mich das sehr froh!

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Foto: TVNOW / Martin Rottenkolber

Dein Spiel mit Armin Rohde ist großartig. „Normale“ Leute hätten schon längst aufgegeben, sich mit solch einem Griesgram abzugeben.

Ich war super happy, als ich erfahren habe, dass Armin Rohde die Rolle des Dr. Schmieta übernimmt! So einen Schauspiel-Veteran hab ich mir gewünscht! Bei Armin fand ich es super beeindruckend, dass er allen am Set die gleiche Aufmerksamkeit schenkt – egal ob Set-Runner oder Regie. Und der Mann hat absolut Comedy im Blut. Ich musste immer wieder Takes abbrechen, weil er das so genial und witzig gespielt hat. Beispielsweise bei der Yoga-Szene hat er bei dem „herabschauenden Hund“ einfach einen „pinkelnden Hund“ gemacht.

Hat er Dir was mit auf den Weg gegeben?

Er hat mir einige Sachen mitgegeben, über Leichtigkeit beim Spielen und Vertrauen. Er hatte immer wieder gute Tipps parat, wenn ich ihn mal gefragt habe.

Konntest Du eigene Ideen für die Figur oder Szenen mit einbringen?

Es war ein absolutes Privileg, mal so in ein Projekt eingebunden zu sein und das auch schon während der Entstehung der Drehbücher. Immer wieder wurden Amber und ich auch nach Feedback gefragt, zu den Büchern oder einzelnen Szene. Wir kannten die Charaktere ja schon, aber mit unserer tollen Drehbuchautorin Elena Senft gab es sowieso kaum Änderungen.

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Foto: TVNOW / Martin Rottenkolber

Wie wird’s mit Toni und Valerie weitergehen?

Das wird sich nach der finalen Ausstrahlung zeigen, ob die Zuschauer wissen wollen, ob und wie es weiter geht. Ich habe das Finale schon gesehen und bin auch jedenfalls angefixt, wie es weiter gehen würde mit den beiden (lacht).

Ivo Du bist seit 2008 im Filmgeschäft und fast 27, hast äußerlich dennoch etwas sehr Jungenhaftes. Engt das bei der Rollenwahl ein?

Ich hab das Gefühl nicht. Es gibt mir tatsächlich eine größere Bandbreite, weil ich auch noch jüngere Rollen spielen kann. Bis Anfang diesen Jahres hab ich z.B. noch einen 17 jährigen gespielt, aber auch schonmal einen 25 jährigen.

Was wären Deine Traumrollen?

Uff, das kann ich gar nicht so konkret sagen, aber ich hätte auf jeden Fall mal Lust auf eine Rolle, die so um 1914 lebt. Also etwas Historisches. Was für mich viel ausschlaggebender ist, sind Geschichten und Drehbücher, die lebendig sind. Wo beim Lesen in mir etwas angefacht wird, so eine Freude und Begeisterung.

Was sind Deine nächsten Projekte?

Momentan habe ich frei und darüber bin ich auch recht froh. Mal so richtig runter fahren. Normalerweise fahre ich nach längeren Projekten immer weg. Nach Asien oder Latein-Amerika, dass fällt dieses Jahr natürlich aus.

Und was schreiben die Dir so, z.B. auf Instagram?

Jetzt gerade ist es super viel Feedback zu “Tonis Welt“.

Darum geht’s in Folge 8 bei „Tonis Welt“

Das Erntefest steht vor der Tür. Doch bevor gefeiert werden kann, wird Tonis und Valeries Beziehung noch einmal auf die Probe gestellt. Valerie ist verzweifelt, als sie bemerkt, dass sie schwanger ist. Schwanger und unglücklich, während Toni wie der glücklichste Mensch der Welt erscheint. Ihre gemeinsame Zukunft mit Toni hat sich Valerie ganz anders vorgestellt und sie hat keine Ahnung, was sie machen soll.
Das Erntefest steht vor der Tür. Doch bevor gefeiert werden kann, wird Tonis und Valeries Beziehung noch einmal auf die Probe gestellt. Valerie ist verzweifelt, als sie bemerkt, dass sie schwanger ist. Schwanger und unglücklich, während Toni wie der glücklichste Mensch der Welt erscheint.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ivo Kortlang (@ivokortlang.official)

Ihre gemeinsame Zukunft mit Toni hat sich Valerie ganz anders vorgestellt und sie hat keine Ahnung, was sie machen soll. Zumal Toni gespannt auf seine Studienzulassung wartet und die Familienplanung vorerst hintenanstellen will. Valerie ist einsam. Und auch ihr Business scheint ihr plötzlich sinnlos. Als Toni Valerie auf dem Erntefest eine frohe Nachricht überbringen will, eskaliert die Situation und Valeries Überforderung entlädt sich an Toni. Verzweifelt ergreift sie die Flucht …

„Toni’s Welt“ am 5. Mai ab 20.15 Uhr bei VOX und auf TVNOW