Mann mit HaltungJannik Schümann: „Man hat ja gesehen, dass ich hetero-sexuelle Liebhaber spielen kann“

Jannik Schümann: "Man hat ja gesehen, dass ich heterosexuelle Liebhaber spielen kann"
Jannik Schümann: "Man hat ja gesehen, dass ich heterosexuelle Liebhaber spielen kann"

Schümann mit Freund Felix Kruck. Foto: IMAGO / Eventpress

Paul VerhobenPaul Verhoben | 27.11.2021, 14:30 Uhr

Schauspieler und Sahneschnittchen mit 1A-Modelqualitäten Jannik Schümann äußert sich über die Rolle als Sprachrohr seiner Generation und hat einen Rat für homosexuelle Fußballer in petto.

Für Schauspieler Jannik Schümann ist es wichtig, öffentlich Haltung zu zeigen.

„Ich versuche, ein Sprachrohr zu sein für diejenigen, die in einer gerechteren, freieren Welt leben wollen. Ich sehe das als meine Verantwortung, mit der Reichweite, die ich habe“, sagt der 29-jährige TV- und Kinostar im Interview mit „DB Mobil“, dem Kundenmagazin der Deutschen Bahn.

Jannik Schümann: "Man hat ja gesehen, dass ich heterosexuelle Liebhaber spielen kann"
Schümann in "Westwall"

Foto: ZDF/Pawe? Labe

„Ich zähle auf unsere Generation“

Der Star aus der neuen ZDF-Serie „Westwall“ sieht sich als Vertreter der Millennials: „Ich zähle auf unsere Generation und auf die, die jetzt kommt, und der einfachste Weg, diese Generationen zu erreichen, ist der über die sozialen Medien.“

„Ich finde unfassbar, Menschen in ihrer Entwicklung zu hemmen und ihnen absurde, veraltete Wertvorstellungen und Lebensformen nahezulegen.“

Vor einem Jahr hat sich Schümann, bekannt aus Kinofilmen wie „Dem Horizont so nah“, der TV-Serie „Charité“ und nach Weihnachten auf RTL+ als Kaiser Franz Joseph in der Neuverfilmung „Sisi“ zu sehen, auf Instagram als schwul geoutet. Das ist insofern auch bemerkenswert, weil viele andere Kollegen – wenn schon ein Outing – gerne die Variante „bisexuelles Outing“ bevorzugen, um Fans nicht zu verprellen oder gar Jobs zu verlieren.

Jannik Schümann: "Man hat ja gesehen, dass ich heterosexuelle Liebhaber spielen kann"

IMAGO / Future Image

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Jannik Schümann über die Sorge, keine Jobs mehr zu bekommen

Der 29-jährige Charakterdarsteller mit 274.000 Instagram-Followern erzählt ferner, dass er befürchtet habe, danach bestimmte Rollen nicht mehr zu bekommen: „Das war kurz vor dem Post ein Gedanke. Weil es damals keine Vorreiter:innen gab und ich nicht wusste, was passieren wird.“ Die einzigen öffentlich homosexuellen und aus seiner Branche deutschlandweit bekannten Männer seien Schauspieler Clemens Schick und Moderator Jochen Schropp gewesen.

Es habe aber für ihn aber außer Frage gestanden, dass er sein Outing durchziehe. „Ich wusste: Wenn ich deshalb nicht besetzt werde, möchte ich auch gar nicht mit den betreffenden Leuten zusammenarbeiten. Aber es ist nie passiert. Und es soll nicht arrogant klingen, doch die Leute haben ja gesehen, dass ich einen heterosexuellen Liebhaber spielen kann.“

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Foto: Markus Jans

Fußballer sollten sich outen

Dennoch mache es ihn sehr wütend, dass Fußballer nicht „endlich mal den Mund aufbekämen“ und als Branche überhaupt nicht vertreten seien im LGBTQI+-Bereich. „Da hilft es auch nicht, eine Regenbogenflagge in die Hand zu nehmen und zu sagen: ,Wir stehen dazu.‘ Eigentlich müssten sich alle outen.“

Der Schauspieler ist überzeugt, dass er seine Homosexualität offenbaren würde, wenn er ein Bundesligaspieler wäre, auch wenn ihm bewusst sei, dass es sich um eine andere Branche handle: „Aber trotzdem: Ja, wenn ich aktiver Spieler wäre, würde ich mich outen – oder mir einen anderen Beruf suchen. Ich würde nicht in einer Branche arbeiten wollen, in der ich nicht akzeptiert werde, wie ich bin. Zu verheimlichen, wer ich wirklich bin, wäre für mich keine Option.“

Jannik Schümann: "Man hat ja gesehen, dass ich heterosexuelle Liebhaber spielen kann"
Jannik Schümann spielt Kaiser Franz Josef, Ehemann von Sisi.

Foto: RTL / Story House Pictures / Louis-Zeno Kuhn

Jannik Schümann in „Sisi“

Mit einer zunächst kühlen und zielstrebigen Art beeindruckt Jannik Schümann als nächstes in der Rolle des Kaisers Franz Joseph in „Sisi“.

Der gebürtige Hamburger stand schon als Kind auf der Bühne, als kleiner Mozart. Zu seinen bekanntesten TV-Arbeiten gehören „Mein Sohn Helen“ (2014), seit 2014 wiederkehrend in „Die Diplomatin“ sowie „Charité“ (2018). Im Kino fesselte er 2012 in „Spieltrieb“, 2015 in „Die Mitte der Welt“ und 2016 in „Jugend ohne Gott“. Preisgekrönt wurde seine Arbeit für „Dem Horizont so nah“ (2018, Jupiter Award), „9 Tage wach“ (2019), „Mittlere Reife“ (2011, Hessischer Filmpreis) und „Homevideo“ (2010, Deutscher Fernsehpreis, Grimme Preis, Rose d’Or).

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Weihnachten bei den Schümanns

Übrigens: Weihnachten feiert Schümann jedes Jahr komplett gleich.

„Ich liebe es, am 24. morgens aufzuwachen und genau zu wissen, was passieren wird“, erzählte er „DB Mobil“. „Meine Eltern schmücken den Weihnachtsbaum, um 17 Uhr klingelt Mama mit einer Engelsglocke, und erst dann dürfen meine beiden Brüder, deren Familien und ich ins Wohnzimmer. Papa macht Fotos. Wir essen Raclette, und am Ende liegen wir auf der Couch und können uns nicht mehr bewegen. Alle Versuche meiner Mutter, mal ein anderes Essen auszuprobieren, scheitern jedes Jahr. Wir wollen, dass alles genauso ist wie immer.“