Fake-Account bei TelegramNina Hagen wehrt sich – bisher erfolglos

Nina Hagen wehrt sich - bisher erfolglos
Nina Hagen wehrt sich - bisher erfolglos

© IMAGO / Contrast

Paul VerhobenPaul Verhoben | 22.08.2021, 19:45 Uhr

Nina Hagen, Ex-DDR-Schlagersängerin und spätere Punkikone, setzt sich wegen eines Fake-Accounts bei Telegram zur Wehr.

Bei Facebook ist Musikern Nina Hagen seit Neustem wieder äußerst aktiv, nicht aber im Sammelbecken von Verleumdern und Verschwören, dem Messengerdienst Telegram. Dort ist ein Account aktiv, der nichts mit der Berlinern zu tun hat.

Fake-Account bei „Telegram“

Dazu schrieb die 66-jährige „Mutter des deutschen Punks“ auf Facebook: „Der ‚fake‘ und sogenannte ‚offizielle‘ – nina hagen account auf ‚telegram‘ ist noch immer nicht weg, er hat lediglich das Wort ‚OFFIZIELL‘ neben meinem Namen weggelassen, aber führt ihn in der URL der Seite weiter und verkauft dort noch immer, fälschlicher Weise in meinem Namen, Klamotten mit Slogans, die ich verabscheue.“ (sic)

Sie müsse sich also weiterhin gegen den Diebstahl Ihrer Identität wehren, schrieb Nina Hagen dazu in dieser Woche. Sie habe „inzwischen eine Anzeige beim Staatsanwalt erstattet, und das nur, weil ‚telegram‘ überhaupt nicht reagiert und kein Interesse daran hat, seine Nutzer vor fake news und vor fake accounts, zu schützen!“ (sic)

Nina Hagen wehrt sich - bisher erfolglos

Screenshot Telegram

Anwälte eingeschalten

Inzwischen hat Nina Hagen Anwälte eingeschaltet, doch das macht es offenbar nicht einfacher: „Wir werden nicht müde, Telegram immer wieder aufzufordern, etwas zu unternehmen, aber das Unternehmen hat sich trotz mehrfacher Kontaktaufnahmen nicht zurückgemeldet. Die sitzen irgendwo in Dubai und haben keine richtige Firmenstruktur. Das Problem ist also: Mit wem kann ich in diesem Fall verhandeln, wen kann man eigentlich verklagen?“

„Die posten Thesen und Slogans
unter meinem Namen, die ich verabscheue.“
(Nina Hagen)

Weiter erklärte die Musikerin: „Die nehmen Postings, die ich auf Facebook geteilt habe, und editieren sie so, dass alles aus dem Zusammenhang gerissen wird. Die tun so, als ob ich in den Kommentarbereichen interagiere und die ganze Zeit merkwürdige Durchhalteparolen rumposaune. Ich habe selbst kein Telegram-Profil, aber ich habe Screenshots gesehen, die zeigen, dass diese falsche Nina Hagen dort im Kommentarbereich zum Beispiel ‚Lasst euch nicht kaputtmachen‘ geschrieben hat.“

Auffallen sei ihr der Coup erst, nachdem sie auf Facebook beschimpft worden sei: „Eine Facebook-Userin hat einen Screenshot des Fake-Telegram-Profils auf ihre Seite gestellt, versehen mit üblen Beschimpfungen gegen mich.“

Nina Hagen wehrt sich - bisher erfolglos

© IMAGO / Eibner

Das ist Nina Hagen

Die in Ost-Berlin geborene Sängerin, Schauspielerin und Songschreiberin beeinflusste den deutschen New Wave und war eine Wegbereiterin der Neuen Deutschen Welle in den 1980ern.

Nach ihrer Übersiedlung von der DDR in die Bundesrepublik gründete sie 1977 zusammen mit den Kreuzberger Musikern die Nina Hagen Band. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA kehrte sie 1986 nach Deutschland zurück, entwickelte sich mit Unterstützung von Mode-Designer Jean Paul Gaultier zur Punk-Rock-Diva. Anfang 1989 zog s9e nach Berlin zurück.

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Platten und Skandale

Ihre Karriere war von zahlreichen Skandalen geprägt. Einer davon ist berühmt berüchtigt: In der österreichischen Talkshow „Club 2“ erregte Nina Hagen 1979 großes öffentliches Aufsehen, als sie vor laufender Kamera – zwar angezogen, aber explizit – verschiedene Stellungen zur weiblichen Masturbation demonstrierte.

Nina Hagen veröffentlichte von 1982 bis 2010 acht Solo-Alben, hinzu kommen acht weitere mit verschiedenen Musikern und Orchestern.

Der deutsche Autor und Kulturkritiker Thomas Nöske schrieb in seinem Buch „Pop-Schamanismus“ über sie: „Es gibt wenige Kunstfiguren, die so konsequent Kunstfiguren sind, außer vielleicht Warhol und Bowie, die sich indes vor lauter Konsequenz fast schon wieder in der Künstlichkeit verloren. Eigentlich muß man Nina Hagen für voll nehmen, weil für halb keine zweite Hälfte bekannt ist und sie für Nichts deutlich zuviel ist.“