Lebensgefährtin seit 2015Interview Peter Maffay: Partnerin Hendrikje ist „meine gnadenloseste Kritikerin“

Peter Maffay veröffentlicht am 17. September sein neues Album "So weit". (tae/spot)
Peter Maffay veröffentlicht am 17. September sein neues Album "So weit". (tae/spot)

Andreas Ortner

SpotOn NewsSpotOn News | 16.09.2021, 11:17 Uhr

Peter Maffay ist mit neuer Musik zurück. Im Interview spricht der Musiker unter anderem über seine Beziehung zu Lebensgefährtin Hendrikje Balsmeyer: "Ich kann mich immer auf sie verlassen", erzählt der 72-Jährige.

Die Corona-Pandemie hat auch bei Peter Maffay (72) Spuren hinterlassen: Der Musiker hat in dieser Zeit über vieles nachgedacht. Vor dem Hintergrund der Krise ist sein neues Album „So weit“ entstanden, das er am 17. September veröffentlicht.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der 72-Jährige von seinem Familienleben mit Lebensgefährtin Hendrikje Balsmeyer (*1987) und erinnert sich mit liebevollen Worten an seinen im April verstorbenen Vater Wilhelm Makkay (1926-2021). Zudem erklärt er, warum die Bundestagswahl für ihn so wichtig ist, und er blickt auf seine Kindheit in Rumänien zurück.

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Ihre Lebensgefährtin Hendrikje hat beim Texten des Albums „So weit“ mitgewirkt. Wie war es für Sie, sie im Boot zu haben? Was schätzen Sie besonders an ihr?

Maffay: Sie ist meine gnadenloseste Kritikerin und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn ihr etwas nicht gefällt. Zugleich ist sie mein Fels in der Brandung. Ich kann mich immer auf sie verlassen.

Für das Album haben Sie außerdem wieder mit Johannes Oerding zusammengearbeitet. Was schätzen Sie an ihm?

Maffay: Johannes ist ein guter Freund geworden. Wir haben dasselbe Verständnis von der Arbeit an Songs und funken auf einer Wellenlänge. Ich habe also Johannes angerufen und er und sein Kreativpartner Benni Derloff sagten direkt zu. In zehn Tagen hatten wir acht Texte fertig. Ich schreibe zu den Musikentwürfen fast immer meine Prosa-Interpretation. Und Johannes ist so sehr Musiker, dass er meine Ideen enorm gut in singbare Texte umsetzt.

„So weit“ ist ein ganz besonderes Album, denn Sie haben unter anderem erstmals alle Songs eines Longplayers selbst komponiert. Wie war dieser Prozess für Sie?

Peter Maffay: Die Corona-Pandemie hat bei diesem Vorhaben den Rahmen gesteckt. Die Mitglieder der Band waren weit verstreut und somit war ich auf mich allein gestellt. Es kristallisierte sich ein alter Wunsch heraus, nämlich ein total reduziertes, autobiografisches Album zu machen. Ich habe im Laufe der Jahre ziemlich viele Songideen gesammelt, die ich noch nicht realisiert hatte. Es war der richtige Augenblick, die Skizzen hervorzuholen und einmal möglichst nahe an meinen ursprünglichen Ideen zu bleiben.

Zunächst war ich wild entschlossen, nicht nur alle Songs selbst zu komponieren, sondern auch alle Titel allein einzuspielen, aber ich habe erkennen müssen, dass ich das wirklich nicht kann. Glücklicherweise konnte ich meinen Kumpel, den großartigen Multiinstrumentalisten JB Meijers, als musikalischen Partner für dieses Album gewinnen. Wir haben alles zu zweit in unserem Studio in Tutzing aufgenommen. Das war für mich eine enorm schöne, kreative und befriedigende Arbeit.

Das Album steht quasi unter dem Motto „Do it yourself“. Haben Sie sich dafür noch einmal ganz neu mit sich selbst auseinandergesetzt?

Maffay: Vor allen Dingen habe ich mich mit der Situation im Lockdown auseinandergesetzt. Ich wollte die Zeit ein bisschen reflektieren. Ich denke, so mancher hat sich die ein oder andere Sinnfrage gestellt – ich auch. Dazu kam, dass mein Vater im hohen Alter von 94 Jahren verstorben ist. Wir standen uns sehr nahe. Es gab also einiges zu verarbeiten.

Sie beschreiben „So weit“ als „die Quintessenz einer lebenslangen Reise – vom eigenen Ursprung bis heute“. Wie blicken Sie auf Ihren Ursprung und Ihre Anfänge zurück?

Maffay: Es war ein verdammt langer Trip von Kronstadt nach Tutzing. Unsere Verhältnisse in Rumänien waren bescheiden, aber das war bei allen Nachbarn nicht anders. Dass mein Vater vom Geheimdienst Securitate bedroht wurde, wusste ich damals nicht. Das habe ich erst viel später erfahren. Meine Eltern wollten, dass ich unbekümmert aufwachsen kann. Als Kind musste ich Geige lernen. Meine Mutter bestand darauf. Musik zu machen, das hat mir von Anfang an gefallen, aber die Geige war auf die Dauer nicht das richtige Instrument für mich. Mit 14 Jahren bekam ich meine erste Gitarre, da war ich schon in Deutschland. Das hat alles verändert. Ab da wusste ich, dass ich nichts anderes machen will. Ich bin dem Leben unendlich dankbar, dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen konnte.

Das Album ist vor dem Hintergrund der Pandemie entstanden. Inwiefern hat die Pandemie Sie zum Nachdenken angeregt?

Maffay: Lockdown, Spielverbot, diese aufgezwungene Enthaltsamkeit – wir dürfen ja nach wie vor keine großen Konzerte in Hallen spielen. Das hat dazu geführt, dass ich mich mit den Dingen beschäftigt habe, die um mich herum passierten. Den Menschen in meinem engsten Umfeld sind viele Lieder gewidmet: den Kindern, meiner Lebensgefährtin Hendrikje, meinem Vater. Die Isolation hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.

Wie haben Sie die Corona-Zeit als Familie erlebt?

Maffay: Wir hatten viel mehr Zeit miteinander als sonst, was wir sehr genossen haben. Aber wir waren nicht untätig. Hendrikje hat ein Kinderbuch geschrieben: „Anouk, die nachts auf Reisen geht“, das Ende August veröffentlicht wurde, und ich habe das Album „So weit“ gemacht.

Wie hat sich die Regierung Ihrer Meinung nach in der Pandemie geschlagen?

Maffay: Es ist auf der einen Seite kein gutes Gefühl, wenn die Freiheitsrechte der Bürger so stark beschnitten werden, wie es der Fall ist. Auf der anderen Seite ist die Gesundheit der Menschen das höchste Gut. Man kann einzelne Maßnahmen oder Versäumnisse scharf kritisieren, muss der Politik aber auch zugutehalten, dass es keine Erfahrungen im Umgang mit einer weltweiten Pandemie gab. Hinterher ist man immer klüger.

Am 26. September steht die Bundestagswahl an. Wie wichtig ist Ihnen die Wahl?

Maffay: Wählen ist ein Freiheitsrecht und deshalb ist es wichtig, wählen zu gehen. Dieses Mal ist die Entscheidung nicht leicht. Ich sehe so viel erschreckendes Mittelmaß in der politischen Landschaft. Ich würde mir zwei, drei Persönlichkeiten à la Willy Brandt oder Helmut Schmidt wünschen: Politiker mit Konturen. Viele der heutigen Volksvertreter sind so anpassungswütig, die nirgendwo anecken, keinen Konflikt erzeugen und keinen Wähler verschrecken möchten.

Statt gemeinsam an einer großen Zukunftsvision zu arbeiten, die wir dringend brauchen, ergehen sich die Politiker in endlosen Auseinandersetzungen und internen Querelen. Ein Teil der Linken möchte Frau Wagenknecht aus der Partei entfernen, die Grünen wollen Boris Palmer vor die Tür setzen und wenn ich daran denke, wie sich CDU und CSU bei der Kandidatenfrage gefetzt haben, dann muss man sagen, dass die Union ihren eigenen Kandidaten von vornherein geschwächt und Armin Laschet den Start nicht leicht gemacht hat.

Im April ist Ihr Vater verstorben. Was sind die schönsten Erinnerungen, die Sie mit ihm verbinden?

Maffay: Da gibt es einige. Als Kind liebte ich die gemeinsamen Ausflüge in die Wälder und das Skilaufen in den Karpaten im Winter. Mein Vater war Skispringer und somit ist es nicht verwunderlich, dass ich bereits im Alter von fünf Jahren auf den Brettern stand, die mein Vater eigenhändig für mich gebaut hatte. Schon ganz früh brachte er mir das Motorradfahren bei. Diese Leidenschaft hat uns dann über Jahrzehnte verbunden. Wir haben wunderbare Touren zusammen unternommen.

Wofür sind Sie ihm besonders dankbar?

Maffay: Dafür, dass er mit meiner Mutter und mir nach Deutschland ausgewandert ist, damit ich in Freiheit aufwachsen und meinen Weg gehen kann. Dafür, dass er mir trotz seiner Sorge, dass ich ein brotloser Künstler werden könnte, keine Steine in den Weg gelegt hat. Dafür, dass er mir einen aufrechten Gang, Respekt vor allen Lebewesen und Wahrhaftigkeit vorgelebt hat. Dafür, dass wir über Gott und die Welt reden, uns aber auch ohne Worte verstehen konnten.