Neues Album "Von Ewigkeit zu Ewigkeit"Sänger Nino de Angelo: Er spricht über seine Alkohol- und Drogensucht!

Nino de Angelo bringt mit "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" ein neues Album heraus. (amw/spot)
Nino de Angelo bringt mit "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" ein neues Album heraus. (amw/spot)

Franz Schepers

SpotOn NewsSpotOn News | 12.05.2023, 12:07 Uhr

Nino de Angelo bringt mit "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" sein neues Album auf den Markt. Im Interview spricht der "Jenseits von Eden"-Sänger über seine Lungenkrankheit, Suchtprobleme und warum drei seiner Ehen "unnötig" waren.

Im Sommer 2022 hat Sänger Nino de Angelo (59) sein Karriereende angekündigt, im November gab er dann via Instagram seinen Rücktritt vom Rücktritt bekannt.

Was folgt: Ein neues Album mit dem Titel „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, das am 12. Mai erscheint, und im Herbst seine erste eigene Deutschland-Tournee. In den neuen Songs verarbeitet der 59-Jährige auch einige Tiefpunkte seines Lebens, wie etwa seine Alkohol- und Drogensucht.

Bis heute zeigt er sich mit alkoholischen Getränken

In den sozialen Medien zeigt sich der „Jenseits von Eden“-Interpret bis heute regelmäßig mit alkoholischen Getränken, was einigen Fans Sorgen bereitet. „Ich kann aufhören, Alkohol zu trinken, aber ich kann auch wieder damit anfangen, ohne dass ich unter der Brücke lande“, stellt de Angelo klar.

Der Sänger hat darüber hinaus mit der unheilbaren Lungenkrankheit COPD zu kämpfen. Aktuell gehe es ihm gut, so der Musiker. Inwiefern sich die Erkrankung auf seine bevorstehenden Konzerte auswirken wird, warum er seine Karriere doch nicht an den Nagel hängen will und warum er drei seiner insgesamt vier Ehen als „unnötig“ bezeichnet, erzählt Nino de Angelo im Interview mit spot on news.

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Ihr neues Album trägt den Titel „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Warum haben Sie diesen Namen dafür gewählt?

Nino de Angelo: Das neue Album heißt „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, weil ich davon überzeugt bin, dass die Seele ewig weiterlebt, sie ist unsterblich. Ich glaube auch an Wiedergeburt, in welcher Form auch immer.

Sie haben für das Album einige Tiefpunkte noch einmal durchlebt. Was bereuen Sie heute am meisten?

De Angelo: Eigentlich bereue ich nichts, denn aus Fehlern lernt man. Auch wenn es nicht immer leicht ist, alles wieder hochzuholen, was man erlebt hat. Vor allem die schlimmen Momente, das ist nicht so schön. Aber man lernt daraus, davon bin ich überzeugt.

In dem Song „Mein Kryptonit“ stellen Sie klar, dass auch Superhelden Schwachstellen haben. Womit oder mit wem haben Sie am meisten zu kämpfen gehabt in Ihrem Leben?

De Angelo: Mit meinen Begierden, mit meinen Schwächen. Wenn man kopfmäßig nicht stark genug ist, von gewissen Dingen die Hände zu lassen, obwohl man doch genau weiß, dass sie einem schaden – sei es Alkohol, Drogen oder die falschen Menschen. Wenn man zu offen für alles ist, bringt das in der Regel viele Schwierigkeiten mit sich. Damit habe ich wahrscheinlich bis ans Ende meines Lebens zu kämpfen.

Sie haben auch vor Kurzem über Ihre Kokainsucht gesprochen. „Ich komm‘ einfach nicht los von dir“, singen Sie auch in „Mein Kryptonit“. Wie haben Sie es geschafft, Ihre Sucht zu besiegen? Oder was machen Sie, um einen Rückfall zu vermeiden?

De Angelo: Es ist ein Lernprozess. Wenn man diesen Dingen zugeneigt und das Sucht-Gen so ausgeprägt ist, dann ist es nicht einfach. Man muss kleine Schritte machen. Das Risiko einen Rückfall zu erleiden, ist umso größer, je mehr man alles auf einmal will. Man muss auf dem richtigen Pfad bleiben.

Auch mit Alkohol haben Sie eine schwierige Vergangenheit – trinken allerdings hin und wieder. Viele Fans zeigen sich auf Instagram besorgt. Können Sie das verstehen? Was sagen Sie zu den teilweise negativen Kommentaren?

De Angelo: Mit Alkohol hatte ich meine Schwierigkeiten in der Vergangenheit. Ich trinke hin und wieder, auch wenn die Fans besorgt sind und ich schlimme Kommentare dafür einstecken muss. Obwohl ich nicht glaube, dass die negativen Kommentare von meinen Fans kommen, sondern von irgendwelchen Leuten, die sich wichtig machen und ihren Senf dazugeben wollen. Mit Suchtmenschen muss man Geduld haben. Ich kann aufhören, Alkohol zu trinken, aber ich kann auch wieder damit anfangen, ohne dass ich unter der Brücke lande. Ich habe es ganz gut im Griff. Ich habe immer wieder Phasen, da möchte ich etwas trinken. Vor allem, wenn ich Songs schreibe oder tief in mich hinein horchen muss. Wenn ich das nüchtern betreiben würde, weiß ich nicht, ob am Ende diese Tiefe herauskommen würde. Ich bin vorsichtig und versuche, mich davon nicht kaputt machen zu lassen.

Sie haben 2022 in einem Interview angekündigt, dass dieses Album Ihr letztes sein wird. Steht Ihr Abschied bevor?

De Angelo: 2022 habe ich mein letztes Album angekündigt, weil ich wirklich gedacht habe, dass es so wäre. Aber ich habe es mir anders überlegt. Denn was soll ich denn tun, wenn ich keine Musik mehr mache? Ich bin erst 59 Jahre alt. Solange ich auf der Bühne stehen kann, meine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) es mir noch erlaubt, zu singen und meine Shows durchzuziehen, solange sollte ich auch weiterarbeiten. Wenn es mir irgendwann schwerfällt, dann sollte ich mich zurückziehen. Denn ich will alles, nur kein Mitleid. Ich finde es auch schade, dass so viele Leute über meine Lebenserwartung spekulieren. Ich habe irgendwann mal gesagt, dass ich von keiner hohen Lebenserwartung ausgehe. Damit meine ich 90 Jahre. Ich weiß nicht, ob ich 80 werde. Wenn ich noch zehn Jahre leben darf, bin ich sehr dankbar.

Sie haben auch angekündigt, dass Sie Ihre letzte Tournee spielen.

De Angelo: Ja, habe ich. Aber ich werde mich nicht aus dem Musikgeschäft zurückziehen. Ich möchte diese Abschiedsnummern im Fernsehen von mir nicht sehen. Ich möchte gerne weitermachen, solange es geht, solange es meine Gesundheit zulässt. Deswegen werde ich auch weiter auf der Bühne stehen. Ich mache einen Rücktritt vom Rücktritt.

Ihr letztes Album „Gesegnet und Verflucht“ hat 2021 Goldstatus erreicht. Wie wichtig sind Ihnen solche Zahlen oder Auszeichnungen?

De Angelo: Natürlich ist das wichtig. Ein Goldstatus ist ein Beleg dafür, dass man sehr erfolgreich war. Ich habe lange gebraucht, um diesen Status zu erreichen. Deswegen bin ich darauf sehr stolz.

Sie gehen 2023 erstmals allein auf große Deutschland-Tournee. Wie sehr freuen Sie sich darauf?

De Angelo: Ich freue mich unheimlich darauf, weil ich es bisher noch nie geschafft habe, eine Headliner-Tour erfolgreich hinter mich zu bringen. Wir haben irgendwann in den 90er Jahren mal eine gemacht, aber leider mussten wir schon nach zwei Konzerten abbrechen. Die Platte war damals auch nicht so erfolgreich. Diesmal gehe ich von einem vollen Erfolg aus. Es ist ein Highlight meiner Karriere. Ich gehöre auf die Bühne. Mit meiner Stimme muss ich auf Tour gehen und meine Songs live singen.

Sie leiden unter der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Wie geht es Ihnen aktuell damit?

De Angelo: Aktuell geht es mir gut. Es hat sich seit sechs Jahren nicht wirklich weiterentwickelt. Ich kenne Fälle, wo es sich rapide verschlechtert hat. Ich habe im Stadium eins die Diagnose bekommen, jetzt bin ich immer noch ungefähr da. Also kann ich gesundheitlich nicht alles so falsch gemacht haben oder ich habe einfach gute Gene. Ich könnte gesünder leben, aber ich will auch Spaß haben.

Müssen Sie bei Ihren Konzerten deshalb etwas beachten oder bestimmte Vorkehrungen treffen?

De Angelo: Auf meine Konzerte werde ich mich gut vorbereiten. Wichtig ist, wenn man an COPD erkrankt ist, dass man nicht einen Song nach dem anderen herunterleiert. Ich hüpfe auch nicht auf der Bühne herum. Aber, wenn ich nach jedem Song zwei Minuten Verschnaufpause habe, bin ich fein damit. Außerdem kann man alles so gestalten, dass diese Pausen gar nicht auffallen. Man kann zum Beispiel lange Intros spielen. Ich glaube nicht, dass ich irgendwelche Probleme durch meine COPD haben werde.

„Ich rechne immer mit dem Tod“, haben Sie gesagt. Inwiefern wirkt sich das auf Ihre Lebensweise aus?

De Angelo: Wir werden geboren, um zu sterben. Wann der Tod kommt, das wissen wir nicht. Es kann in jeder Sekunde so weit sein. Deswegen versuche ich, jeden Moment meines Lebens zu genießen. Natürlich bin ich ängstlich und ich möchte auch nicht sterben. Aber wenn man Angst vor dem Tod hat, dann kann man nicht leben oder glücklich sein. Diese Angst macht einem alles kaputt.

Werden Sie auch „Jenseits von Eden“ spielen? Können Sie den Song überhaupt noch hören?

De Angelo: „Jenseits von Eden“ werde ich auf jeden Fall singen. Ich meine, ohne den Song kann ich nicht von der Bühne gehen. Ich liebe es, den Titel zu singen und die Fans freuen sich. Ich muss meistens nicht viel tun. Ich singe nur den ersten Ton, dann setzt das Publikum an. Es gab mal eine Zeit in den 80ern, wo mir „Jenseits von Eden“ auf die Nerven ging. Aber da war ich zu jung und wusste diesen Song noch nicht zu schätzen. Heute kann ich es.

Was darf bei Ihnen auf Tour nicht fehlen?

De Angelo: Was mir auf Tour nicht fehlen darf? Auf jeden Fall meine Partnerin Simone. Sie muss dabei sein, denn ich fühle mich in ihrer Nähe wohl und sie gibt mir Sicherheit. Sie passt auch immer auf mich auf. Simone ist einer der wenigen Menschen, auf den ich höre.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal zu heiraten?

De Angelo: Natürlich kann man sich das vorstellen, aber ich war schon viermal verheiratet. Ich habe das Gefühl, da liegt ein Fluch darauf. Aus der ersten Ehe sind zwei wundervolle Kinder entstanden. Leider ist diese Ehe zerbrochen, wahrscheinlich an mir. Aber die anderen dreimal waren unnötig. Jede Ehe, die geschieden wird, ist unnötig. Das kann man nicht sagen, wenn Kinder hervorgegangen sind. Die Ehe mit der Mutter meiner Kinder bereue ich auf keinen Fall. Man kann aber auch ohne Trauschein glücklich sein. Simone und ich werden auch so bis zum Ende zusammen sein.

Was sind Ihre Wünsche und Pläne für die Zukunft?

De Angelo: Ich möchte noch viel Zeit haben, um alles zu machen, was mir vorschwebt. Ich möchte noch lange meine Kinder sehen, Simone und meine Eltern. Ich wünsche mir Zeit für all die Menschen, die ich liebe.