Kartoffeln, Tee, Zimt und Co.Vorsicht! Diese alltäglichen Lebensmittel können toxisch sein

Zucchini und Kartoffeln sollten Hobbyköche vor dem Verwerten genau unter die Lupe nehmen. (sob/spot)
Zucchini und Kartoffeln sollten Hobbyköche vor dem Verwerten genau unter die Lupe nehmen. (sob/spot)

Stock-Asso/Shutterstock.com

SpotOn NewsSpotOn News | 02.11.2021, 20:09 Uhr

Das Essen schmeckt bitter oder löst Magenschmerzen aus? Dann könnten Giftstoffe in den Lebensmitteln gewesen sein. Bei diesen alltäglichen Produkten sollte man vorsichtig sein.

Ob ein Lebensmittel unter Umständen schädlich für unseren Körper ist, hängt nicht allein vom Mindesthaltbarkeitsdatum ab. Einige Produkte wirken in bestimmten Mengen toxisch. In seinem Buch „Vorsicht, da steckt Gift drin!“ (Riva) klärt der Toxikologe Dr. Carsten Schleh über Gefahren alltäglicher Lebensmittel auf. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Experte, bei welchen Produkten Vorsicht geboten ist. Zudem erklärt er, woran sich eine Vergiftung erkennen lässt.

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Rohmilch

Rohmilch ist die unbehandelte Milch von Nutztieren. Der Unterschied zu konventioneller Milch aus dem Supermarkt: Sie ist nicht pasteurisiert, wurde also nicht auf 60 bis 100 Grad erhitzt. „Diese Pasteurisierung wird bei konventioneller Milch aus dem Supermarkt zur Abtötung von Mikroorganismen eingesetzt. Rohmilch kann also mit Mikroorganismen wie verschiedenen Bakterien belastet sein“, erklärt Schleh. Das Problem: Der Rohmilch sei es nicht anzusehen, ob sie mit krankmachenden Mikroorganismen belastet sei. Der Toxikologe warnt: „Deshalb sollten insbesondere Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, die mit einer Immunschwäche zusammenhängen, auf Rohmilch verzichten. Auch schwangere Menschen sollten auf Nummer sicher gehen, und Rohmilch generell nicht trinken.“ Darunter würden auch Milchprodukte aus Rohmilch fallen, etwa Rohmilchkäse. Stattdessen empfiehlt der Experte pasteurisierte Milch.

Zucchini

„Zucchinis können giftige Stoffe, die sogenannten Cucurbitacine, beinhalten“, erklärt Schleh. Im Normalfall seien die giftigen Stoffe aus den Zucchinis herausgezüchtet worden. Sie kämen – wenn überhaupt – nur bei Zucchinis vor, die selbst gezüchtet wurden. „Hier sind insbesondere Zucchinis aus selbst gezogenen Samen im Fokus“, sagt der Experte. Auf Zucchinis verzichten müsse deshalb jedoch niemand.

Ob der Sommerkürbis giftig ist, erkennen Verbraucher schnell: „Das Vorhandensein von Cucurbitacinen sorgt für einen extrem bitteren Geschmack. Dieser Geschmack sollte also Auslöser dafür sein, die Mahlzeit besser zu verwerfen.“

Kartoffeln

Kartoffeln können das giftige Solanin enthalten – und zwar alle Teile der Kartoffelpflanze inklusive der Knolle. „Grüne Knollen und gekeimte Knollen weisen die höchsten Konzentrationen auf“, sagt Schleh. Diese befänden sich in und unter der Schale. „Deshalb sollte man grüne Knollen meiden und gekeimte Stellen großzügig entfernen. Auch Kartoffeln zu schälen, empfiehlt sich.“ Sind die Kartoffeln noch grün oder haben sie zu stark gekeimt, sollte man lieber gleich die Finger von ihnen lassen.

Tee

Egal ob Kräutertee, grüner Tee, Schwarztee oder Früchtetee: Das Getränk könne mit krebserregenden und Leber-toxischen Pyrrolizidinalkaloiden belastet sein, warnt der Experte. „Immer wieder wurden in Untersuchungen die giftigen Stoffe festgestellt, wobei Früchtetee die geringsten Gehalte und Kräutertee die höchsten aufwies.“ Diese giftigen Stoffe lassen sich jedoch nicht so leicht ausmachen wie etwa bei Kartoffeln und Zucchinis. „Leider können die Verbraucher nicht erkennen, welche Teesorte besonders verunreinigt ist und welche Teesorte nicht. Da es sich bei den Pyrrolizidinalkaloiden um natürliche Stoffe handelt, sind Bio-Tees gleichermaßen wie konventionelle Tees betroffen.“ Was helfe, sei „ein regelmäßiges Durchwechseln der Teesorte beziehungsweise des Teelieferanten, um das Risiko zu streuen“. So können Verbraucher verhindern, dauerhaft hochbelasteten Tee zu trinken.

„Auch gilt es, darauf zu achten, Tee nicht regelmäßig in Temperaturen über 60 °C zu trinken. Das führt zu kleinsten Verbrühungen der Speiseröhre und erhöht langfristig das Risiko für Speiseröhrenkrebs“, warnt der Experte.

Kaffee

Bei Kaffee gilt laut Schleh bezüglich der Trinktemperatur das gleiche wie bei den Tees. Der kritische Inhaltsstoff bei dem Heißgetränk ist demnach das Koffein. Der Toxikologe erklärt: „In kleinen Mengen genossen wirkt es anregend. In großen Mengen kann es zu einer akuten Koffeinvergiftung kommen. Langfristig kann Koffein zu Herz-Kreislauf-Problemen oder Bluthochdruck führen.“ Deshalb gilt: Kaffee ja – aber nur in Maßen. Vor allem Schwangere sollten besser auf regelmäßigen Konsum verzichten: „Auch für das ungeborene Leben im Mutterleib kann Koffein ab einer gewissen Dosis kritisch sein.“

Als Richtwert nennt Schleh die Einschätzung der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Diese gibt an, dass eine Einzeldosis an Koffein von 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht für die Gesundheit unbedenklich ist.

Zimt

„Bei Zimt trennt sich die die Spreu vom Weizen“, sagt Schleh. „Zimt kann mit giftigem Cumarin belastet sein. Eine zu hohe Aufnahme kann zu Leberschädigungen führen.“ Allerdings wisse man, dass Cassia-Zimt sehr viel mehr mit Cumarin belastet ist als Ceylon-Zimt. Schlehs Tipp: „Verbraucher sollten immer darauf achten, dass Ceylon-Zimt genutzt wird, dann sind sie auf der sicheren Seite.“

Daran erkennt man eine Vergiftung

Vergiftungen mit den genannten Lebensmitteln kämen nur in selten Fällen vor, gibt Schleh Entwarnung. Sollte doch etwas Giftiges im Essen sein, macht sich das vor allem im Magen bemerkbar. „Kontaminierte Rohmilch äußerst sich schnell in Magen-Darm-Problemen. Allerdings können je nach Keim und aufgenommener Menge auch gravierender Gesundheitsprobleme auftreten. Verzehrt man belastete Zucchinis, kann es anfänglich zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Magenkrämpfen kommen“, sagt der Experte. Bei belasteten Kartoffeln käme es zu Verdauungsstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstlosigkeit.

Anders verhält es sich bei Tee: Eine Vergiftung mache sich durch Schmerzen im Unterleib, Appetitlosigkeit oder Müdigkeit bemerkbar. „Symptome einer akuten Koffeinvergiftung sind Unruhe, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit, Herzrasen. Bei extremen Koffeinvergiftungen oder gesundheitlichen Vorbelastungen kann es zu Herz-Kreislauf-Störungen und Kreislaufversagen kommen, erklärt Schleh. „Im Regelfall verspürt man stärkere Symptome, je mehr Giftstoff man aufnimmt. Eine geringe Menge an Giftstoff kann der Körper hingegen tolerieren.“