Expertin im InterviewWie sich der Klimawandel auf die Gartenarbeit auswirkt

In ihrem Buch "Gärtnern im Wandel" beschreibt Veronika Schubert die Auswirkungen des Klimawandels.  (amw/spot)
In ihrem Buch "Gärtnern im Wandel" beschreibt Veronika Schubert die Auswirkungen des Klimawandels. (amw/spot)

Servus

SpotOn NewsSpotOn News | 21.03.2022, 22:12 Uhr

Der Klimawandel ist bereits in Deutschland spürbar. Die heißeren Sommer und milderen Winter haben einen großen Einfluss auf die Pflanzenwelt. Was das für die Gartenarbeit bedeutet, erklärt eine Expertin.

Der Klimawandel wirkt sich auf verschiedene Bereiche unseres Lebens aus. Selbst bei der Gartenarbeit stehen Pflanzenliebhaber vor neuen Herausforderungen und Problematiken. „Die Sommer werden heißer, die Winter milder“, weiß auch Veronika Schubert, Autorin des Buchs „Gärtnern im Wandel“ (Servus), das am 17. März erschienen ist. Mit dem Klima verändere sich die Vegetation und damit die Pflanzenauswahl im Garten. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht die Expertin über weitere Auswirkungen des Klimawandels, was es beim Wässern zu beachten gilt und welche Gewächse sich auf dem Balkon wohlfühlen.

Welche Gemüse- und Obstsorten werden unter dem Klimawandel leiden?

Veronika Schubert: All jene, die weniger robust sind und die Trockenzeiten schlechter überdauern. Hier gibt es aber zwei Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken: entweder eine effiziente Bewässerung oder die Gemüseart ändern. Pastinaken und Tomaten haben tiefe Wurzeln und können das Wasser auch aus tiefen Bodenschichten holen.

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Wie wässert man effizient und ressourcenschonend?

Schubert: Man sollte jeden Tropfen in verschiedenen Behältnissen speichern, angefangen mit der guten alten Regentonne bis hin zu Zisternen und Brunnen. Pflanzen, die selbst keine tiefen Wurzeln bilden, lassen sich durch eine bewusste Gießstrategie dazu anregen, tiefer zu wurzeln: Weniger gießen, aber dafür öfter. Gegossen wird im Garten immer in den Morgen- und Abendstunden, da in der Mittagshitze zu viel Wasser direkt von der Oberfläche verdunstet.

Was sollte man bei der Auswahl der Pflanzen beachten?

Schubert: Da der Klimawandel ein „heißes“ Thema ist, findet man jedes Jahr neue Züchtungen in den Gärtnereien und Baumschulen, die robuster sind. Trockenheitsresistente Pflanzen haben oft dickfleischigere Blätter und sind behaart. Wassersäufer wie Hortensien hingegen weiches, großes Laub.

Werden Schädlinge vermehrt zu einem Problem?

Schubert: Es treten immer dann Schädlinge auf, wenn die Pflanzen geschwächt sind. Wer dem Prinzip „Die richtige Pflanze am richtigen Standort“ und dem Gärtnern im Kreislauf der Natur treu bleibt, wird aber weiterhin gute Ernten einfahren und seine üppige Blütenpracht genießen können.

Wie kann jedes noch so kleine Stück Garten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten?

Schubert: Klimaschutz beginnt im Kleinen, auch im Garten – und der kleinste Garten ist tatsächlich ein Blumentopf. Jedes noch so kleine Stückchen Grün, jede Pflanze hilft, Kohlendioxid abzubauen. Man darf sich also zu Recht ein Stück grüner fühlen, wenn man gärtnert.

Welche Tipps gibt es, damit beim Bepflanzen nichts schiefgeht?

Schubert: Stehen Pflanzen am falschen Standort, brauchen sie all ihre Energie, um mit der für sie schlechten Situation zurechtzukommen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Pflanzung ist das Wissen um die Ansprüche und eine entsprechende Bodenvorbereitung.

Welche Pflanzen empfehlen Sie Personen, die vielleicht nur einen kleinen Balkon haben?

Schubert: Grundsätzlich kann alles gepflanzt werden, auch wenn es heißer und trockener wird, solange man wässert. Trockenheitskünstler wie Fette Henne, Mauerpfeffer, Gräser halten die neuen Bedingungen gut aus. Auch Pelargonien sind robuste Topfpflanzen.

Wie findet man den richtigen Standort für Pflanzen?

Schubert: Es gibt Pflanzen, die Sonne lieben und andere den Schatten. Aber auch die Ansprüche an den Boden, und das ist sehr wichtig, unterscheiden sich stark. Wenn man weiß, welche Lebensbedingungen die Pflanze wünscht, kann man mit einer einfachen Fingerprobe ungefähr die Bodenverhältnisse bestimmen.

Was müssen Gärtner beachten, damit sich Bienen, Vögel und Insekten im Garten wohlfühlen?

Schubert: Ungefüllte Blüten bieten deutlich mehr Pollen und Nektar als gefüllte, bei denen sich die Staubgefäße zu Blütenblättern umgewandelt haben. Viele verschiedene Pflanzenarten im Garten ziehen unterschiedliche Tiere an und es sollte immer etwas blühen, vom Frühling bis in den Herbst. Vögel brauchen Nahrungsquellen, am besten Wildsträucher mit Früchten, die auch gleich als Unterschlupf und Brutplatz dienen.