Leben am Abgrund„Stern TV“ zeigt: So geht es der „Nazi-Familie“ Ritter nach dem Tod von Mutter Karin

„Stern TV“ zeigt: So geht es der „Nazi-Familie" Ritter nach dem Tod von Mutter Karin
„Stern TV“ zeigt: So geht es der „Nazi-Familie" Ritter nach dem Tod von Mutter Karin

Foto: IMAGO / Future Image

Redaktion KuTRedaktion KuT | 13.08.2021, 19:24 Uhr

Sie sind die bekannteste „Nazi-Familie“ Deutschlands: Familie Ritter aus Köthen. Seit dem Tod von Oberhaupt Karin vor sechs Monaten ist es ruhig geworden um die Söhne. Doch noch immer bestimmen rechtsradikale Parolen, Alkohol, Drogen, Gewalt und Haft das Leben der Langzeitarbeitslosen.

Ende Januar verstarb Karin Ritter im Alter von 66 Jahren – einsam in einem Obdachlosenheim. Stern TV“  begleitete sie und ihre vier Söhne – Andy, Norman, Christopher und Rene – in den vergangenen 27 Jahren. Und hat auch sechs Monate nach dem Tod von Mutter Ritter bei deren Söhnen nach dem Rechten gesehen.

Mutter Ritter wollte zu Hause sterben

In einer Spezialausgabe von „Stern TV“ blickt Steffen Hallschka erneut nach Köthen und schaut, wie es der Problem-Familie mittlerweile geht. Karin habe sich kurz vor ihrem Tod wie auf dem Abstellgleis“ gefühlt, beschreibt ihre langjährige Freundin Elvira Gottschalk. Die beiden Frauen lernten sich vor knapp 40 Jahren bei der Geburt ihrer Kinder im Krankenhaus kennen.

Ritter war gesundheitlich extrem angeschlagen und berichtete von Schmerzen in der Lunge.“ Auch einen Schlaganfall soll sie erlitten haben, ein Arzt stellte zudem eine Krebsdiagnose. Die Folgen von über 40 Jahren exzessiven Rauchens. Ins Krankenhaus wollte die Nazi-Mutter jedoch nicht – sie wollte lieber zu Hause sterben.

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Karin Ritter: Schuld am Leben ihrer Söhne?

Letztmals war das Kamerateam von „Stern TV“ im Oktober 2020 in Köthen (Sachsen-Anhalt) bei der Mutter. Schon da war Karin Ritter alleine. Die Söhne saßen entweder in Haft oder lebten woanders. Woran das Familienoberhaupt offensichtlich großen Anteil hatte. Denn laut Elvira Gottschalk war es die Mutter, die ihre Kinder und Enkelkinder zu ihrer rechten Gesinnung brachte. Sie sorgte dafür, dass die damals sieben- bis 12-jährigen Kinder wie selbstverständlich den Hitler-Gruß in die Kamera zeigten. Es folgten Gewalt, Beleidigungen und Alkohol in ganz jungen Jahren. Woher ihr ausländerfeindliches Gedankengut jedoch kam, ließ Karin Ritter nie so ganz durchblicken.

Doch damit nicht genug: Gottschalk berichtet auch, dass die Kinder von ihrer Mutter schon von klein auf zu Diebstählen und Raub aufgefordert wurden. Trauriger Höhepunkt: Der Einbruch im Köthener Tierpark 2019. Christopher Ritter (heute Mitte 30) ließ auf seiner Diebes-Tour zusammen mit seinem damaligen Kumpel Mark Kersten und Enkelin Jasmin (heute Anfang 20) unter anderem Meerschweinchen und Chinchillas mitgehen. Viel geändert hat sich seit dem Ableben von Karin Ritter übrigens nicht.

Christopher Ritter: Zwischen Haft und Gewalt

Der jüngste Sohn der Ritters ist bereits seit Jahren stark alkoholabhängig und sitzt aktuell ein. Bereits 2019 wurde Christopher Ritter zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Schläger soll nun erneut gewalttätig geworden sein und Kersten mit einem Messer beinahe das Ohr abgetrennt haben. Das Opfer beteuert, er selbst habe gar nichts gemacht“, sei nach der Attacke mit einem Messer einfach umgefallen und habe geblutet wie so’n Schwein“.

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe jedoch und spricht von einer großen Lüge. Bei der Verhandlung im November 2020 droht ihm eine Anhebung seiner Haftstrafe auf über zehn Jahre. Ein Urteil ist für den Herbst 2021 geplant.

René Ritter: Kampf gegen Alkohol verloren

Wenig war bislang über René Ritter bekannt. Der älteste Sohn von Karin verkündete 2015, nicht länger gefilmt werden zu wollen. Zum damaligen Zeitpunkt war er ebenfalls schwerer Alkoholiker und hatte laut Ärzten noch zwei Jahre zu leben. Fünf Jahre später entschied er sich, dann doch wieder mit Stern TV“ sprechen zu wollen. Kurz nach den damals letzten Aufnahmen retteten ihm U-Haft und Maßregelvollzug wohl das Leben. Er trinke „nur noch Selters“ , wie er dem Kamerateam 2020 erzählt, machte Alkoholentzug und Langzeittherapie. Inzwischen aber greift er leider wieder regelmäßig zur Flasche.

Andy Ritter: Drogen bestimmen sein Leben

Im Juni lebte Andy Ritter (heute Mitte 30) in einer zugemüllten Wohnung. Nach dem Tod seiner Mutter wirkt er allerdings gefasst, berichtet von einem schnellen Krebstod und meint: War doch vorauszusehen, oder? Wir müssen alle irgendwann mal gehen.“ Die Drogen lassen ihn auch weiterhin nicht los. Zu Beginn des vergangenen Jahres behauptete er noch, seit einem halben Jahr clean zu sein. Nur wenig später hält die Kamera allerdings auch fest, wie er auf der Straße Drogen kauft.

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Hätte Andy Ritter gerettet werden können?

Und doch war Andy schon immer etwas anders als seine Brüder. Schon 1994 im zarten Kindesalter wirkte er nach dem Überfall auf eine Nachbarin nachdenklicher als seine Geschwister. Im Laufe der Jahre reflektierte er als Einziger immer wieder sein Leben. Zudem hat Andy Ritter seit inzwischen elf Jahren eine feste Freundin – die ebenfalls bereits im Knast saß und schwer drogenabhängig ist.

Die Wohnung, in der er das Kamerateam im Sommer diese Jahres empfangen hat, musste er inzwischen wieder räumen. Findet er keine neue Bleibe, geht es zurück in die Obdachlosenunterkunft. Dorthin wollte Andy eigentlich nie mehr.

Norman Ritter: Als Vater zweier Kinder im Knast

Norman (heute Ende 30) saß die vergangenen Jahre hauptsächlich im Gefängnis. „Haft, einfach nur Haft“, antwortet er auf die Frage, was in seinem Leben passiert sei.  Auch er wurde wegen der Attacke auf einen Obdachlosen 2019 verurteilt. Nur eine von unzähligen Haftstrafen.

Schon früh wurden die Ritter-Kinder für einige Jahre aus der Familie genommen und kamen in ein Heim. Vor allem Norman war damals wie verwandelt und fiel nicht negativ auf. Spielte Fußball, musizierte und sang. Dann wurde die Einrichtung aus Kostengründen geschlossen, die Kinder kamen zurück nach Köthen – und rutschten direkt ab. Seither dominiert der Alkohol das Leben von Norman. Schon vor Jahren wurde bekannt, dass er an einer Leberzirrhose leidet.

Heute ist er geschieden, aber auch Vater eines Sohnes und einer Tochter. Oft sehen kann er seine Kinder jedoch nicht. Erneut sitzt er hinter Gittern. Wann er wieder rauskommt, ist nicht bekannt.

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Jasmin Ritter: Flucht aus Köthen

Leider kam auch Enkelin Jasmin schon früh vom Weg ab. Zusammen mit ihren Onkeln raubte sie unter Anwendung von Gewalt einen Obdachlosen aus und kassierte dafür 2019 ebenfalls eine lange Haftstrafe. Zudem konsumierte Jasmin regelmäßig harte Drogen, besonders Crystal Meth bestimmte ihren Alltag.

Im Gefängnis jedoch wandelte sich die junge Frau. Aus der Haft schickte sie mehrere Briefe an Stern TV und kündigte an, nie wieder nach Köthen und zur Familie zurückkehren zu wollen. Nach ihrer Entlassung im Dezember 2020 berichtete sie: Ich nehme keine Drogen mehr. Mein Verhalten hat sich gebessert, ich raste nicht mehr so schnell aus. Inzwischen ist Jasmin in ein anderes Bundesland gezogen und erwartet dort angeblich ihr erstes Kind. (TP)