TalkshowWolfgang Joop: „Mit dem Gardinenstock so lange verprügelt, bis er brach“

Wolfgang Joop: "Mit dem Gardinenstock so lange verprügelt, bis er brach"
Wolfgang Joop: "Mit dem Gardinenstock so lange verprügelt, bis er brach"

imago images / Future Image

Paul VerhobenPaul Verhoben | 14.02.2020, 18:45 Uhr

Als Designer Wolfgang Joop seinen Vater kennenlernte, kam dieser gerade frisch aus der Kriegsgefangenschaft. Das Aufeinandertreffen war für den Jungen ein traumatisches Erlebnis, an das er sich bis heute erinnert.

Der Modeschöpfer hatte erst jahrelang keinen Kontakt zu seinem Vater – und machte dann nach dessen Rückkehr nach dem Zweiten Weltkrieg Erfahrungen mit Gewalt. Der Mann sei ihm zuerst fremd gewesen, erzählte der 75-Jährige am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Wolfgang Joop (@wolfgang.joop) am Sep 16, 2019 um 10:20 PDT

„Ich kenne dich nicht“

„Ich hatte ein Foto gesehen von einem gut aussehenden, blonden jungen Mann halt – und zur Tür herein kam ein kahl Geschorener, Eingefallener, wie ein Geist“, erinnerte er sich an die Szene, bei der er acht Jahre alt war. „Dann rief er nach mir am nächsten Tag, und ich dachte, wieso, du bist fremd, ich kenne dich nicht, du hast dich nicht vorgestellt – ich komme nicht“, erinnerte sich der gebürtige Potsdamer.

Er sei erst am Abend wieder zurück nach Hause zu seinem Vater gekommen. „Da hat er mich geschnappt und hat mich über den Klavierstuhl gelegt und mit dem Gardinenstock so lange verprügelt, bis er brach. Und als der Stock brach, brach er in Tränen aus und sagte zu mir die schreckliche Frage: ‚Soll ich wieder gehen?‘ Und ich sagte: ‚Ja.‘ Und da brach er zusammen.“

Laut Wolfgang Joop sei sein Vater, der während der NS-Zeit als Theaterkritiker gearbeitet hatte, insgesamt sieben Jahre lang in amerikanischer und später russischer Gefangenschaft gewesen. Zu Beginn seines Gesprächs mit dem 50-jährigen Moderator erklärte der Vater von Jette Joop, dass Kreativität aus Konflikten entstehe. Als Kreativitätsimpuls wollte er die Gewalterfahrung aber nicht verstanden wissen. (dpa/KT)