TragödieAviciis Tagebuch: Das waren seine letzten Worte

Aviciis Tagebuch: das waren seine letzten Worte
Aviciis Tagebuch: das waren seine letzten Worte

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Redaktion KuTRedaktion KuT | 30.12.2021, 20:37 Uhr

Die Nachricht von Aviciis tragischem Tod erschütterte 2018 die ganze Welt. Letzten Monat kam die Biografie über das schwedische Musikgenie heraus und darin enthalten sind die Tagebuch-Einträge Tim Berglings und seine letzten Worte an Famlie und Fans.

Am 16. November kam Måns Mosessons Buch „Tim – The Official Biography of Avicii“ heraus.

Die darin enthaltenen Tagebucheinträge des verstorbene DJS zeigen auf erschütternde Weise, wieso sich der damals 28-jährige Megastar tatsächlich umgebracht hatte und veröffentlichen die letzten Worte des zutiefst verzweifelten Musikers.

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Tim Bergling alias Avicii war einer der erfolgreichsten DJs aller Zeiten.

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Er hatte Ängste und Schmerzen

Avicii, der mit echtem Namen Tim Bergling hieß, war schwerer Alkoholiker, Drogen- und Tablettenabhängig. In seinen jetzt veröffentlichten Tagebucheinträgen beschreibt der schwedische Musiker seine schrecklichen Ängste und schweren körperlichen Schmerzen, die ihn 2018 letztlich dazu brachten, sich das Leben zu nehmen.

In der Biografie von Måns kommen Aviciis Eltern Anki und Klas Bergling, seine Familie, Freunde und Kollegen zu Wort und berichten über die tragische Geschichte des jungen Menschen, der das Leben nicht ertragen konnte. Vor weniger Wochen sprach sein Vater bereits über mentale Gesundheit und den Suizid seines Sohnes.

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Little did they know: Fans bei einem Avicii Konzert 2013 in Indien.

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Avicii begann sein Tagebuch in der Rehab

Die Tagebucheinträge von Avicii stammen aus seinen verschiedenen Reha- und Krankenhausaufenthalten, in denen er versuchte seiner Alkohol- und Drogensucht Herr zu werden. Durch den langjährigen Substanzen-Missbrauch litt Avicii mit 22 Jahren an einer qualvollen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Die Ärzte rieten ihm zu dem Zeitpunkt dringend dazu, mindestens sechs Monate lang nüchtern zu bleiben, um einem chronischen Verlauf der gefährlichen Krankheit zu vermeiden.  In dieser Zeit begann der „Levels“-Sänger Tagebuch zu schreiben.

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Avicii bei der House For Hunger Tour in Detroit 2012.

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Avicii wollte nicht aufhören zu trinken

In seinen frühen Rehab-Tagebüchern schrieb Avicii: „Es fiel mir schwer, mich damit abzufinden, nie wieder zu trinken, obwohl mir alle Ärzte dringend rieten, mindestens ein Jahr zu warten, bevor ich auch nur ein Bier trinke. Natürlich habe ich nicht auf die Mehrheit der Ärzte gehört, sondern auf die paar, die sagten, es sei in Ordnung, wenn ich vorsichtig sei. Ich war unwissend und naiv und tourte durch die Welt, immer noch auf der niemals endenden Tour – denn wenn man sie einmal umrundet hat, raten Sie mal.“

Er beschreibt die Tage im Krankenhaus als wahre Ferien und als die einzigen „angst- und stressfreien Tage, an die ich mich in den letzten 6 Jahren erinnern kann.“ Der geplagte Star versuchte sich daraufhin vermehrt auf seine Heilung zu konzentrieren und die Momente zu genießen, in denen er schmerzfrei war. Doch nach jeder Therapie wurde er rückfällig, verlor sich wieder in seinen Depressionen. Sackte immer weiter ab.

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Avicii wie ihn seine Fans liebten: mit Cap und cooler Geste.

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Tim Bergling: Er lebte mit Schmerzen

Während eines neuen Rehab-Versuchs auf Ibiza 2015 schrieb Tim Bergling alias Avicii in sein Tagebuch: „Es musste mir sehr logisch und höhlenmenschlich erklärt werden, damit ich wirklich verstand, was es war und wie es mir schadete. Autsch, Schmerz. Warum habe ich jetzt Schmerzen? Unbehagliches Gefühl. Future Tim kann mit Schmerzen umgehen. Der zukünftige Tim kann besser mit Schmerzen umgehen als der gegenwärtige Tim, weil es schon zu viele gegenwärtige Schmerzen gibt, die dringender sind.“

Doch scheinbar schaffte es auch der Tim der Zukunft nicht, mit seinen körperlichen und seelischen Qualen umzugehen.

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Aviciis letzte Reise

Im April 2018 reiste Avicii mit einem Freund in den Oman, in der Hoffnung in der Meditation Frieden und Heilung zu finden. Laut Briefen, die Avicii an einen Freund schickte, wendetet er sich  Maharishi Mahesh Yogi zu, bei dem schon die Beatles zu Spiritualität fanden und versuchten ihr Bewusstsein zu erweitern. In seiner Not meditierte Tim täglich stundenlang und bemerkte in seinen Notizen dazu:

„Es fühlt sich an, als wäre ich in einem neuen Standardmodus des Seins, der sehr neu und ein wenig beängstigend ist. Es fühlte sich so an, als ob die Ängste der letzten Tage in mir Verwüstung angerichtet hätten, aber ich erinnere mich an den Tipp, mich auf meine Atmung zu konzentrieren.“

Nur einen Tag vor seinem Tod kontaktierte ein Bekannter, den Avicii auf seiner Reise in den Oman getroffen hatte, Tims Vater. Er habe sich Sorgen um die ausgeprägten Meditationssessions von Tim gemacht. Der Musiker habe aufgehört zu essen, sprach nicht mehr. Einen Tag später erfuhr Klas Bergling vom Selbstmord seines Sohnes.

Tim hatte noch eine letzte Nachricht für seine Eltern und die Welt in seinem Tagebuch festgehalten, bevor er sich mit 28 Jahren aus diesem Leben verabschiedete: „Das Vergießen der Seele ist die letzte Anhaftung, bevor sie neu beginnt!“

Möge seine Seele einen friedlichen Neubeginn haben. Vielleicht nicht als Avicii, sondern einfach nur als Tim.