Kultursterben wird immer schlimmerClueso: „Ein Riesenstab von Leuten, die alle ihren Job verlieren“

Clueso kann seine Angestellten nicht mehr bezahlen
Clueso kann seine Angestellten nicht mehr bezahlen

SonyMusic

Paul VerhobenPaul Verhoben | 02.11.2020, 12:38 Uhr

Der Erfurter Popstar Clueso befürchtet als Folge aus der Coronakrise den Zusammenbruch der gesamten Kulturbranche. „Hier werden Existenzen platt gemacht!“, sagte der inzwischen 40-Jährige.

Dabei stellte er klar, dass es ihm nicht darum gehe, um jeden Preis Konzerte wieder zu erlauben. Ihm sei durchaus bewusst, dass bei den Menschenansammlungen auf seinen Konzerten ein erhöhtes Ansteckungsrisiko gebe. „Ich rede jetzt wirklich von Subventionierungen, damit man die Kultur rettet“, betonte Clueso im Interview mit dem Radiosender MDR JUMP. Seiner Ansicht nach sei hier von staatlicher Seite schon viel zu lange weggeschaut worden.

Clueso kann seine Angestellten nicht mehr bezahlen

SonyMusic

Existenzen werden vernichtet

Die ganze Branche ist laut Clueso in Gefahr: „Hinter jedem Musiker und jedem Frontmann, der auf der Bühne steht, stehen ganz viele Leute, die Bühnen aufbauen, die Licht machen, die organisieren. Das ist ein Riesenstab von Leuten, die alle ihren Job verlieren.“ Diese Menschen kämen nach seiner Einschätzung auch nicht wieder zurück in die Konzertbranche. „Du musst Behördenwege machen. Du musst eine neue Existenz aufbauen, dich irgendwie da reinfriemeln. Du kannst da nicht einfach wieder zurückwechseln“, erklärt er. „Tonleute haben sich Equipment geholt, das 20.000 Euro bis 30.000 Euro kostet. Das müssen sie verkaufen und das können sie nicht einfach zurückkaufen, wenn sie jetzt anfangen auf den Bau zu gehen oder Brot zu backen.“

Clueso kann seine Angestellten nicht mehr bezahlen

SonyMusic

Video News

Die Ersten sind sch0n weg

Er selbst könne seine Angestellten derzeit nicht mehr bezahlen: „Mein letztes Konzert war Weihnachten letzten Jahres und das war das letzte Mal, das ich Geld verdient habe. Ich weiß nicht, wie das alle schaffen sollen, die für mich gearbeitet haben.“ Selbstverständlich bezahlt der Popstar die Mitarbeiter für geleistete Arbeit.

Die ersten Abgänge gäbe es auch schon in seiner Crew.

Die letzte Einnahmequelle für Künstler

Das Live-Geschäft sei nach der Wegrationalisierung von Tonträgern durch Streamingdienste die letzte echte Einnahmequelle für Musiker gewesen. Ein Zusammenbruch der Kulturbranche hätte laut Clueso Auswirkungen auf unser aller Leben. „Dann fehlen uns in der Gesellschaft ganz viele kritische Stimmen“, erklärte er. „Da rede ich nicht nur von Musik, sondern überhaupt von Kultur. Die steuert nämlich auch sehr wichtig gegen bestimmte Strömungen, die uns auf jeden Fall nicht gut tun.“