Zwischen Make-Up und AbendkleidernDas ist „Miss Auschwitz“: Der etwas andere Schönheitswettbewerb

Das ist „Miss Auschwitz“: Der etwas andere Schönheitswettbewerb
Das ist „Miss Auschwitz“: Der etwas andere Schönheitswettbewerb

Foto: REUTERS/Nir Elias

Redaktion KuTRedaktion KuT | 24.11.2021, 20:00 Uhr

Was auf den ersten Blick ziemlich makaber wirkt, ist vielleicht eine der schönsten Sensationen des Jahres: Jedes Jahr wird in Israel die schönste unter den Überlebenden des Holocaust gewählt. Eine symbolische Miss-Wahl, die ein Zeichen setzt.

Die Schrecken des Holocaust sind für viele Menschen nicht in Worte zu fassen. Vor allem die Überlebenden der Gräueltaten der Nazis kämpfen oft mit der Sprachlosigkeit, die sich wie ein Schatten über das Erlebte legt. Eine israelische Organisation gibt einigen Holocaust-Opfern diese Sprache zurück. Und vor allem: Ihre Jugend.

Das ist „Miss Auschwitz“: Der etwas andere Schönheitswettbewerb

Foto: Nir Elias/ Reuters

Zwischen Tüll und Tränen: Das sind die Miss-Holocaust

Jedes Jahr wird in Israel der wohl tiefsinnigste und emotionalste Schönheitswettbewerb der Welt veranstaltet. Dieses Jahr durften nach einem Jahr Corona-Pause zehn Kandidatinnen zwischen 79 und 90 Jahren teilnehmen. Doch es sind nicht irgendwelche Frauen – sie haben den Holocaust und die Schrecken des Nazi-Terrors überlebt.

Der Preis den sie dafür zahlen mussten, war hoch: Viele Familienmitglieder und Freunde haben sie in Konzentrationslagern und auf der Flucht verloren.

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Wie die Holocaust-Frauen ihre Jugend wiedererlangen

„Mir fehlen die Worte, um mein Glück auszudrücken“, sagt Selina Steinfeld, die 86-Jährige Gewinnerin der diesjährigen Miss-Wahl „Miss Holocaust Survivor“. Selina Steinfeld wuchs als kleines Kind in Rumänien auf und überlebte dort die Gräueltaten der Nazis. Im Jahr 1948 kam sie nach Israel, heiratete und zog drei Kinder groß. Heute hat sie laut eigenen Angaben sieben Enkelkinder und 21 Urenkel.

Selina ist stolz auf ihren Gewinn und möchte dem Land Israel zeigen, wer sie ist. Was sie erlebt hat. Und vor allem: Ihre Jugend noch einmal aufleben lassen. Denn zu einer Zeit, in der die meisten jungen Mädchen den ersten Lippenstift auftragen, oder kurze Röcke kaufen, war Selina Steinfeld auf der Flucht vor den Nazis.

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Foto: Nir Elias /Reuters

Viel Kritik von den Medien: „Das ist doch morbide!“

Einige Kritiker des Wettbewerbs sind erzürnt über die Idee, eine Miss Holocaust zu küren. Es würde angeblich das Gedenken an die sechs Millionen getöteten Juden in der Shoah verschmutzen. Aber eigentlich haben die Kritiker die Intention hinter dieser wunderschönen Veranstaltung nicht verstanden: Diese Frauen wurden wegen eines kaltblütigen und menschenverachtenden Regimes ihrer Jugend beraubt. Die Teilnahme an der Miss-Wahl ist ihr Weg, um der Welt da draußen zu zeigen: „Wir sind noch da! Wir haben überlebt!“

Und wie sie da sind! In voller Pracht und stolz, ihre eigene Lebensgeschichte in die Welt zu tragen, und doch noch einmal im Leben Frau sein zu dürfen – mit allem, was dazugehört.

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