Gegen den Ukraine-KriegRussische TV-Protestlerin Marina Owsjannikowa wieder aufgetaucht

Russische TV-Protestlerin wieder aufgetaucht
Russische TV-Protestlerin wieder aufgetaucht

IMAGO / ITAR-TASS

Redaktion KuTRedaktion KuT | 15.03.2022, 21:45 Uhr

Nach langen Stunden ohne Lebenszeichen ist die tapfere russische TV-Protestlerin Marina Owsjannikowa wieder aufgetaucht. Nach ihrer Verurteilung sprach sie vor der Presse darüber, wie sie von der Polizei ihrer grundlegenden Rechte beraubt und verhört wurde.

Die Russin Marina Owsjannikowa ist wieder aufgetaucht. Das Video ihrer Protestaktion im russischen Fernsehen gegen den Krieg in der Ukraine war zuvor um die Welt gegangen. Kurz darauf schien sie wie vom Erdboden verschluckt zu sein – oder vielmehr von den russischen Behörden.

Hier alle Neuigkeiten über die mutige Russin, die sich live im Fernsehen gegen Putin gestellt hat.

Mutige Protestaktion

Der Protest von Marina Owsjannikowa ging um die Welt. Die Mitarbeiterin des größten staatlichen Fernsehsenders „Perwy Kanal“ war am Sonntagabend während der live gesendeten Nachrichtensendung „Wremja“ (dem Pendant zur Tagesschau „Tagesschau“) ohne Vorwarnung mit einem Schild in den Händen hinter die Nachrichtensprecherin Jekaterina Andrejewa gesprungen. Sie selbst soll als Produzentin bei dem Sender arbeiten.

Auf dem Schild stand geschrieben: „Stoppt den Krieg. Glauben Sie der Propaganda nicht. Ihr werdet hier belogen“ Nach wenigen Sekunden wurde die Live-Sendung unterbrochen und ein Bericht über Krankenhäuser eingeblendet.

Video News

Ihrer Bürgerrechte beraubt

Kurz darauf wurde die mutige Mutter von zwei Kindern von der russischen Polizei festgenommen und auf eine Polizeiwache im Moskauer Stadtteil Ostankinsky gebracht. Wie ihre Anwälte Daniil Berman und Anastasia Kostanova berichten, gab es seitdem keine Kontakt zu ihr.

Die Anwältin Anastasia Kostanova sagte der BBC, sie habe mehrmals vergeblich versucht, ihre Mandantin telefonisch zu erreichen. „Das bedeutet, dass man sie vor ihren Anwälten versteckt und versucht, ihr den Rechtsbeistand vorzuenthalten. Und offensichtlich versuchen sie auch, die härteste Strafmaßnahme vorzubereiten“, fügte sie hinzu.

Selfie im Gerichtssaal

Zur Erleichterung aller ist Marina Ovsyannikova, Tochter ein russischen Mutter und eines ukrainischen Vaters, nun wieder aufgetaucht. Zusammen mit ihrem Anwalt Daniil Berman postete sie ein Selfie aus einem Gerichtssaal. Auf dem Foto strahlt sie und sieht unversehrt aus.

Danach sprach sie vor den Kameras. Sie erzählt von den Tagen bei der Polizei: „ … es waren schwierige Tage in meinem Leben. Ich habe zwei Nächte ohne Schlaf verbracht, das Verhör dauerte mehr als 14 Stunden. Ich durfte meine Verwandten nicht kontaktieren, ich bekam keinen Rechtsbeistand.“

Die 44-Jährige wurde vom Gericht ihrer Wahlheimat Moskau zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel (226 Euro) verurteilt, berichtet das Bürgerrechtsportal OWD-Info. Ihre Anwälte befürchten jedoch, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

 

Neue Fake-News-Rechtsprechung

Das Anwaltsteam von Marina Owsjannikowa geht davon aus, dass die Russin nach dem neuen russischen Mediengesetz angeklagt wird. Dieses stellt die Verbreitung von Fake News über das Militär mit bis zu 15 Jahren Gefängnis unter Strafe.

Anwalt Berman sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP: „Die Chancen stehen gut, dass die Behörden ein Exempel statuieren werden, um andere Demonstranten zum Schweigen zu bringen.“

Wie es mit seiner Mandantin weitergeht, ist noch ungewiss. Aber sie kann sich auf jeden Fall in einen sicheren Hafen begeben. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sicherte der Frau bei seinem Besuch im Aufnahmezentrum für ukrainische Flüchtlinge im Departement Maine-et-Loire Schutz zu. Er sagte: „Wir leiten diplomatische Maßnahmen ein, damit sie unter den Schutz der französischen Botschaft gestellt wird.“

Ob das gelingen wird, wo in Russland von Diktator Putins Regime sämtliche Regeln außer Kraft gesetzt sind?