Promis privatAlfred Biolek: Einmal im Jahr schwingt er noch den Kochlöffel selbst

Alfred Biolek: Einmal im Jahr schwingt er noch den Kochlöffel selbst
Alfred Biolek: Einmal im Jahr schwingt er noch den Kochlöffel selbst

Alfred Biolek mit Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie; Foto: xC.xHardtx/xFuturexImage

Paul VerhobenPaul Verhoben | 20.12.2019, 18:52 Uhr

Einmal im Jahr kocht Alfred Biolek, der Pionier der deutschen Kochshow, doch nochmal selbst. Eigentlich schneidet die 85-jährige TV-Ikone schon seit Jahren nur noch Zwiebeln. Dass er nicht mehr selbst koche, weil das in seinem Alter zu mühsam sei, hat der gebürtige Tscheche schon oft erzählt.

Allerdings gibt es eine große Ausnahme im Jahr: Heiligabend. ‚Bio‘ hat noch Weihnachtserinnerungen aus den 30er Jahren. Damals genoss er am heiligen Abend das Festessen, das seine Mutter zubereitet hatte. Eben dieses Gericht kocht er heute noch selbst.

Alfred Biolek: Einmal im Jahr schwingt er noch den Kochlöffel selbst

Alfred Biolek mit Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie; Foto: xC.xHardtx/xFuturexImage

Erinnerungen

Zum Fest der Liebe bereitet der einstige Grandseigneur der gehobenen Fernsehunterhaltung traditionell Serviettenknödel zu. Die werden in einem Papiertuch oder einer Folie gedampft und dann mit einem Faden geschnitten. Sein Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie steuert noch ein Hirschragout bei und schon ist das Festmahl bereit.

Der Brillenträger erinnert sich: „Meine Eltern haben Weihnachten immer sehr intensiv gefeiert – und sehr familiär. Wir sind nicht rausgegangen, sondern wir haben das zuhause gefeiert.“ Alfred Biolek wurde 1934 in Freistadt, heute Karviná, im Osten Tschechiens geboren. „Meine Mutter hat gekocht, weihnachtliche Gerichte“, so der Kochbuchautor. „Das war schön. Sehr gemütlich und sehr gut.“

In einer Erinnerung sieht er sich noch mit seinen Eltern und beiden Brüdern am Tisch sitzen. Natürlich gab es auch einen schön geschmückten Weihnachtsbaum. Das sind Bilder einer fernen Vergangenheit Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre, die dem Juristen da in den Sinn kommen. Er weiß noch genau, was seine Mutter gekocht hat, kann sich aber an kein einziges Geschenk mehr erinnern – es war wohl nie so wichtig für ihn.

Er ist sich sicher, dass er von seiner Mutter die Vorliebe für gutes Essen geerbt hat. Allerdings hat er als Kind noch nicht mitgekocht, das kam erst später. Die Weihnachtstradition führten seine Eltern auch nach der Flucht nach Waiblingen bei Stuttgart weiter. „Es war uns wichtig, dass das Ganze auch in Waiblingen sehr familiär organisiert war“, erklärt der Fernsehkoch. Auch später auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als er in Berlin rauschende Feste gab, hielt er das Weihnachtsfest eher beschaulich.

Der promovierte Jurist war gut ein Vierteljahrhundert lang eine feste Größe im Fernsehen – allein die Talkshow ‚Boulevard Bio‘ lief zwölf Jahre. Mit all seinen Schrulligkeiten liebte ihn sein Publikum – der steif durchgedrückte Oberkörper, die Stichwortkärtchen, das Räuspern – alles das gehörte zu dem TV-Gesicht. Schließlich etablierte er mit ‚Alfredissimo‘ 1994 eine der ersten Kochshows im Fernsehen.

Alfred Biolek: Einmal im Jahr schwingt er noch den Kochlöffel selbst

Alfred Biolek mit Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie; Foto: xC.xHardtx/xFuturexImage

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Schicksalsschlag und guter Rat

Vor rund zehn Jahren, veränderte dann ein schwerer Treppensturz sein Leben. Nach diesem lag er lange im Koma, wusste danach nicht mehr, wer er war. Die Erinnerungen kamen erst zurück, nachdem ihm sein Sohn seine eigenen Memoiren vorlas. Seit diesem Schicksalsschlag lebt der frühere Fernsehstar sehr zurückgezogen. Heute feiert er das Weihnachtsfest und auch Heiligabend im Kreise seiner Freunde und Familie, insgesamt sind sie zu Acht.

„Es ist jedes Jahr die gleiche Runde“, so Scott. Und auch in diesem Jahr werden Vorspeise und Nachtisch von den Gästen mitgebracht. Früher war die Atmosphäre recht formell, mit Sakko und Krawatte. Jetzt ist es entspannter – was Scott zu schätzen weiß: „Es ist sehr gut, dass es so geworden ist. Anzug und Krawatte brauch‘ ich wirklich nicht an Heiligabend. Aber die Zeiten haben sich eben auch verändert.“

Statt einer üppigen Bescherung gibt es für jeden das Geschenk des Zusammenseins „Und das Erzählen“ sei ein weiteres Präsent. Von der Wohnung des einstigen Stars aus überblicken sie die Wipfel des Stadtgartens, Kölns ältester Parkanlage. An Heiligabend ist es dort sehr still. Ein sehr entspanntes Fest, wie es scheint – Hat er Tipps für ein stressfreies Weihnachten? „Macht’s wie wir!“ Aber das sei nur als Spaß gemeint, sagt er. „Ich will und kann niemanden Ratschläge erteilen, jeder muss da seinen eigenen Weg finden.“

Doch mit einer Sache hat er sehr Recht und vielleicht hilft die dem Einen oder Anderen schon weiter: Im Prinzip geht es ja nur darum, zusammen ein paar schöne Stunden zu verbringen. Dafür muss man sich nicht unter Druck setzen. Alfred Biolek jedenfalls freut sich einfach nur darauf. [Interview von Christoph Driessen, dpa/KT]