Zwischen Like-Wahnsinn und RassismusAnklage: Influencerin wegen rassistischem Fake-Entführungs-Video vor Gericht

Mom-Fluencerin steht vor Gericht gegen Fake-Entführungs-Video
Mom-Fluencerin steht vor Gericht gegen Fake-Entführungs-Video

Foto: Shutterstock/ nampix

Redaktion KuTRedaktion KuT | 04.05.2021, 17:33 Uhr

In den sozialen Medien ging ein Video viral, in dem die US-Influencerin Katie Sorensen schilderte, wie ihre Kinder um ein Haar entführt worden seien. Knapp 4,5 Millionen mal wurde das Video angeschaut und verschaffte der Mom-Fluencerin große Reichweite. Sie zeigte die mutmaßlichen Täter sogar an. Einziger Haken: Die Geschichte war frei erfunden.

Der normale Alltag als Mutter hat der Influencerin Katie Sorensen wohl nicht als Inspiration für ihren Instagram-Content gereicht. So hat die Mutter von zwei Kindern mehrfach in ihrer Instagram-Story behauptet, ihre Kinder wären beinahe entführt worden. Und damit nicht genug: Katie hat sogar konkrete Personen dafür verantwortlich gemacht – und bei der Polizei Anklage gegen sie erhoben. Jetzt muss die Mom-Fluencerin mit harten Konsequenzen rechnen.

Das Horror-Szenario soll beim Einkaufen passiert sein

In ihrer Instagram-Story erzählte Katie Sorensen, dass sie mit ihren beiden Kindern beim Einkaufen im kalifornischen Petaluma auf dem Weg in einen Laden für Künstler- und Handwerksbedarf war. Während sie den Doppelkinderwagen mit ihrem Nachwuchs über den Parkplatz schob, soll sie von einem Latino-Pärchen bedrängt worden sein, dass ihr in das Geschäft folgte. Die beiden seien der jungen Mutter und ihren Kindern danach erneut bis zu ihrem Auto gefolgt, sollen sogar nach dem Kinderwagen gegriffen haben. Erst als eine weitere Person dazukam, soll das Pärchen Katie Sorensen und ihre Kinder in Ruhe gelassen haben, schildert sie der Polizei.

Die Influencerin hat es jedoch nicht bei ihrer Märchenstunde auf Instagram belassen, sondern ging noch einen Schritt weiter und stellte eine Anzeige gegen das Pärchen. Um die Sicherheit der Kinder in der kalifornischen Stadt besorgt, ging die Polizei der Sache nach, nahm Zeugenaussagen auf und überprüfte die Aufnahmen der Sicherheitskameras.

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Die Beschuldigten nahmen es zunächst mit Humor

Wie sich danach herausstellte, handelt es sich bei dem besagten Pärchen um Sadie Vega-Martinez und ihren Ehemann Eddie Martinez. Als die Polizei die beiden Rahmen der Ermittlung befragte, hielt Vaga-Martinez dies zunächst für einen schlechten Scherz – schließlich habe das Pärchen selbst fünf gemeinsame Kinder. Die ernstgemeinten Vorwürfe der Mom-Fluencerin trafen die Beschuldigen tief, doch waren diese zuversichtlich, dass sich die Situation zeitnah aufklären würde.

Bei der Ermittlung der Polizei wurde schnell klar: Wie Katie Sorensen den Tathergang beschrieben hat, ist es definitiv nicht abgelaufen – die Geschichte der Influencerin war eine dreiste Lüge. Da weder die Zeugenaussagen noch die Aufnahmen aus dem Geschäft die Beschuldigungen von Katie Sorensen bestätigten, brauchte das Pärchen mit keinen weiteren Konsequenzen rechnen – anders als die Mom-Fluencerin selbst.

Der „Caren-Act“ – ein Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit

Die Anschuldigungen von Katie Sorensen sind daher völlig aus der Luft gegriffen und basieren schlichtweg auf diskriminierenden Ansichten der Influencerin – und genau das wollen Sadie Vega-Martinez und Eddie Martinez sich nicht gefallen lassen und schlagen zurück. Monatelang haben sie dafür gekämpft, dass Sorensen für diese Aktion zur Rechenschaft gezogen wird. Dabei beruft sich das Pärchen auf den sogenannten „Caren-Act“.

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, beim „Caren-Act“ geht es um weit mehr als weiße Frauen mittleren Alters, die basierend auf ihren Privilegien ihren inneren Moralapostel ausleben. Es geht darum, dass Rassismus in den USA von der Polizei ernster genommen werden soll – ein erster Schritt in eine richtige Richtung. „Caren-Act“ steht dabei für Caution Against Racial and Exploitative Non-Emergencies Act. Das bedeutet im Klartext, dass Notrufe, die auf Basis von rassistischen oder diskriminierenden Motiven getätigt werden, zukünftig als Hassverbrechen gelten sollen.

Katie Sorensen drohen bis zu sechs Monate Haft

Katie Sorensen wird nun in Sonoma wegen zweifachen Vergehens angeklagt: Sie hat wissentlich Falschaussagen über ein angebliches Verbrechen gegenüber der Strafverfolgung getätigt und das auch noch aufgrund von diskriminierenden Motiven. Das soll natürlich nicht unbestraft bleiben. Die Mom-Fluencerin muss am 13. Mai vor das Bezirksgericht treten, wo das Urteil über Katie Sorensens Strafmaß gefällt wird. Im Falle der Höchststrafe würde dies eine sechsmonatige Haftstrafe für die Influencerin bedeuten.

(SR)