Nase vollMoritz Bleibtreu: „Ich kann Menschen in Naziuniformen nicht mehr sehen“

Moritz Bleibtreu: "Ich kann Menschen in Naziuniformen nicht mehr sehen"
Moritz Bleibtreu: "Ich kann Menschen in Naziuniformen nicht mehr sehen"

IMAGO / Stephan Wallocha

Paul VerhobenPaul Verhoben | 28.11.2021, 13:34 Uhr

Moritz Bleibtreu hat die Nase voll von dem filmischen Einheitsbrei über Hitler und die Nazis.

Der Zweite Weltkrieg ist Gegenstand unzähliger deutscher Verfilmungen. Ein wenig gelangweilt davon zeigt sich nun der Schauspieler, der in der neuen RTL-Serie „Faking Hitler“ die Rolle des Kunstfälschers Konrad Kujau übernimmt.

„Es stimmt schon, es ist ein bisschen: keep the thrill alive“, kritisiert er im Interview mit „t-online.de“. „Hitler und die Nazis, alles rund um den Zweiten Weltkrieg, das ist ein Themenbereich, der in Deutschland partout nicht von der Leinwand verschwindet. Ich muss ehrlich sagen: Ich kann Menschen in Naziuniformen nicht mehr sehen. Aber wir scheinen so mit dieser Geschichte verwachsen zu sein, dass viele Menschen das gar nicht aufgeben wollen und daran hängen. Nur: Mein persönliches Interesse daran hält sich in Grenzen.“

Moritz Bleibtreu: "Ich kann Menschen in Naziuniformen nicht mehr sehen"

Foto: RTL / UFA Fiction / Sascha Radke

Moritz Blebtreu: Nazi-Parodien hierzulande undenkbar

Aus Regisseur-Sicht fände er den Stoff einfach nicht „spannend“ genug, um ihn zu inszenieren. „Es sei denn, es hätte so einen ‚Inglourious Basterds‘-Ansatz wie bei Quentin Tarantino damals“, fügt der Darsteller hinzu.

„Aber im Prinzip ist das auch wieder das perfekte Beispiel, warum wir in Deutschland anders an die Sache rangehen. Ich bin überzeugt: Wenn ein deutscher Filmemacher eine Nazi-Parodie à la Tarantino gedreht hätte, wäre er gesteinigt worden. Einen Hollywoodstreifen, in dem Hitler im Kino verbrennt, feiern wir Deutschen hingegen.“ Der 50-Jährige wünsche sich mehr Freiheit für Filmemacher abseits von „historischen oder moralischen Zwängen“.

„Faking Hitler“ startet bei RTL+

Im Sechsteiler „Faking Hitler“ stehen Lars Eidinger („25 km/h“, „Nahschuss“) als Stern-Reporter Gerd Heidemann und Moritz Bleibtreu („Cortex“, „Der Baader Meinhof Komplex“) als Kunstfälscher Konrad Kujau vor der Kamera. Die Serie startet am 30. November bei RTL+.

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Darum geht’s: Erst Sensation und später Skandal: 1983 veröffentlichte der STERN Hitlers geheime Tagebücher. Die deutsche Öffentlichkeit war fasziniert: Litt Hitler unter Schlaf- und Appetitlosigkeit? Und hielt der Führer Chow-Chows für hinterhältig? Wenige Tage später entlarvten Experten die vermeintlichen Tagebücher mit ihren intimen Einblicken in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Tyrannen als Fälschungen. Die neue RTL+ Drama-Serie „Faking Hitler“, produziert von UFA Fiction, ist die fiktionalisierte Verfilmung der Geschehnisse rund um die Veröffentlichung der Hitler-Tagebücher. Zugleich liefert sie einen hintergründigen Blick auf Sensationalismus, Fake News sowie die Verführbarkeit von Menschen.

Die Serie zeigt auch, wie Deutschland in den 80ern noch immer im Bann seiner nationalsozialistischen Vergangenheit stand.

(Bang/KT)