BuchtippDas hier ist das Buch zum Fälscherskandal Relotius

Das hier ist das Buch zum Fälscherskandal Relotius
Das hier ist das Buch zum Fälscherskandal Relotius

Claas Relotius 2017. Foto: AEDT/WENN.com

Paul VerhobenPaul Verhoben | 17.09.2019, 23:10 Uhr

Es war der größte Fälschungsskandal seit Jahrzehnten: Ein Reporter des „Spiegel“ hatte Reportagen und Interviews aus dem In- und Ausland geliefert, bewegend und oftmals mit dem Anstrich des Besonderen.

Sie alle wurden von dem Hamburger Magazin und seiner eigentlich legendären Dokumentationsabteilung geprüft und abgenommen, sie wurden gedruckt, und der Autor Claas Relotius wurde mit Preisen geradezu überhäuft. Aber: Sie waren – ganz oder zum Teil – frei erfunden.

Unglaubliche Geschichten

Juan Moreno hat, eher unfreiwillig und gegen heftigen Widerstand im „Spiegel“, die Fälschungen Ende 2018 aufgedeckt. In seinem neuen Buch „Tausend Zeilen Lüge“ – das heute erschien – erzählt er die ganze Geschichte vom Aufstieg und Fall des jungen Starjournalisten, dessen Reportagen so perfekt waren, so stimmig, so schön. Der 33-jährige Claas Relotius, dem alle beim Hamburger Nachrichtenmagazin zu Füßen lagen, schrieb immer genau das, was seine Redaktionen haben wollten. Dafür regnete es Preise für den Mann. „Die Laudationes, die auf ihn gehalten wurden, lesen sich wie Seligsprechungen“, schreibt die ‚FAZ‘.

Das hier ist das Buch zum Fälscherskandal Relotius

Juan Moreno. Foto: Mirco Taliercio

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Spannend, auch wenn man den Fall kennt

Aber dennoch ist zu fragen, wieso diese Fälschungen jahrelang unentdeckt bleiben konnten. Juan Moreno schreibt mehr als die unglaubliche Geschichte einer beispiellosen Täuschung, und er fragt, was diese über den Journalismus aussagt.

Kleiner Lesetipp: Bemerkenswert ist schon der Einstieg in das Buch aus dem Rowohlt-Verlag. Hier der Auszug, den ‚Der Spiegel‘ gleich selbst veröffentlichte.

Claas Relotius

Foto: Rowohlt

„Die Kapitel des Buches“, so eine Rezension der ‚Welt‘, „die chronologisch den Verlauf der zwei Monate von Ende Oktober bis Ende Dezember 2018 erzählen, lesen sich spannend, auch wenn man den Fall kennt oder vielleicht sogar den vom ‚Spiegel‘ selbst in Auftrag gegebenen Abschlussbericht gelesen hat. Moreno gelingt es, den sich zuspitzenden Konflikt temporeich zu erzählen, dabei seine eigene Rolle naturgemäß subjektiv, aber ohne Larmoyanz zu beschreiben.“

Hier gibt’s alle Artikel zum Fall Relotius.

„Tausend Zeilen Lüge – Das System Relotius und der deutsche Journalismus“ von Juan Moreno,ISBN: 978-3-7371-0086-1, 18 Euro