In MemoriamZum Tod des großen Jean-Paul Belmondo: Frankreichs schönste Charakterfresse

Zum Tod des großen Jean-Paul Belmondo: Frankreichs schönste Charakterfresse
Zum Tod des großen Jean-Paul Belmondo: Frankreichs schönste Charakterfresse

© IMAGO / Prod.DB

Paul VerhobenPaul Verhoben | 06.09.2021, 21:15 Uhr

Der französische Filmstar Jean-Paul Belmondo ist mit 88 Jahren in Paris gestorben. Wer war dieser Schwarm aller Frauen, der Schauspieler mit der Boxernase?

Jan Paul Belmondo war einer der Stars der Nouvelle Vague, spielte in vielen großen Kinokomödien und war schließlich auch noch Frankreichs größter Actionstar. Nachdem er vor zwanzig Jahren schon einen Schlaganfall erlitt, verstarb der Weltstar nun im Alter von 88 Jahren.

Mit der „Nouvelle Vague“ kam die Karriere ins Rollen

„Nouvelle Vague“ bedeutet „Neue Welle“ und war der heißeste Scheiß in der Filmgeschichte in den beginenden 1960ern. Alle großen Filmemacher und Regisseure haben weltweit davon profitiert und bedienen sich bis heute an den bahnbrechenden Mitteln, mit denen begonnen wurde, Geschichten neu und vor allem anders zu erzählen, in dem man sich zum Beispiel gegen eingefahrene Bildsprache und vorhersagbaren Erzählfluss stellt.

Belmondo war dabei – und wie! Jean-Paul Belmondo hat eine richtige „Charakterfresse“, nicht zu vergleichen mit der Makellosigkeit und Kühle eines Alan-Delon-Filmstar-Gesichts. Aber in einer Sache sind die beiden Weltstars sich doch ähnlich: sie hatten über Jahrzehnte fast alterslosen Sexappeal. Der Durchbruch für Belmondo im Filmbusiness kam 1960 mit „Außer Atem“ – dem Klassiker der „Nouvelle Vague“ schlechthin. Der Regisseur Jean-Luc Godard hat mit der Geschichte von Liebe und Verrat Filmgeschichte geschrieben und ist bis heute Kult. Beide – Film und Regisseur – stehen für innovatives Kino aus Frankreich und Belmondo katapultierte „Außer Atem“ in die erste Klasse der Schauspieler.

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Er drehte mit dem Who-is-Who der Schauspielerbranche

Mit Jean Seberg (1938-1979) war Belmondo in „Außer Atem“ in fataler Weise verbunden. Einer der prägnantesten Schlusssätze der Filmgeschichte galt ihr, der Verräterin: „Ich finde dich wirklich zum Kotzen.“

Mit dem großen David Niven war Belmondo im „Superhirn“ zu sehen, oft mit Claudia Cardinale oder auch mit der unvergessenen Romy Schneider. Alan Delon war dabei und die US-amerikanische Film-Diva Raquel Welch.

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Gut, die meisten Stars sind nicht mehr unter uns, aber das ist ja das Gute an unseren Leinwandhelden: die Geschichten bleiben, egal, ob jetzt aus den 1960ern oder 2021.

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Wozu soll ein Mann denn bitte schön sein?

Belmondo war nie ein Schönling, er hatte war viel besseres: Charisma. Von einer Tuberkulose blieb die Nase mit dem Knick. Sie wurde zu seinem visuellen Markenzeichen.

Er konnte alles spielen: den Outlaw, den Antiheld, den Abenteurer und Draufgänger und den Bullen. Immer körperbetont, lässig und sehr sportlich. Er hat lange seine Stunts selbst ausgeführt. Sicher, irgendwann hat er sich verletzt und die Leidenschaft dann den Profis überlassen. Das alles zeigt aber nur, dass Belmondo mit beiden Händen immer voll zugegriffen hat.

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Jean-Paul Belmondo war in mehr als 80 Filmen zu erleben

In den 60er Jahren hat der Mann gedreht wie wahnsinnig. „Bebél“, wie er genannt wurde, hat sich keine Auszeit gegönnt und Engagement an Engagement gereiht. Seine Popularität ist unglaublich, er ist ein Nimmersatt, der hintereinander wegdreht, was zu einer Dauerpräsenz in den Kinos führte. Kein Problem, das Publikum auf der ganzen Welt liebt den Franzosen mit der schrägen „Fresse“.

Belmondo war auch ein Leinwand-Star in den 1970ern, als seine Filme noch mit einer Extra Synchronisation in „Schnodder-Deutsch“ in die Kinos kamen. Die Filme wurde auch so angekündigt. Es gab eine „seriöse“ Synchronisation und eine, die voller „Jux-Dialoge“ war.

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Die Wende kam für den Haudegen 2001

Der athletische Schauspieler erlitt 2001 einen heftigen Schlaganfall, von dem er sich bis zu seinem Tod am 6. September 2021 nicht richtig erholt hat. Sein Anwalt sagte, dass er müde geworden sei

Nun ist er gestorben, der toll-dreister Abenteurer aus Frankreich. (Kinotante Katrin)

Filmempfehlungen mit Jean-Paul Belmondo

„Außer Atem“ (1960, amazon prime)
„Cartouche, der Bandit“ (1962, Apple TV)
„Abenteuer in Rio“ (1964, You Tube)
„Das Superhirn“ (1969)
„Ein irrer Typ“ (1977, amazon prime)
„Der Profi“ (1981, amazon prime)
„Les Miserables“ (1995)