Umstrittene NaschereiDürfen wir jetzt noch Ritter Sport naschen?

Ein Mann beißt in eine Tafel Schokolade
Ein Mann beißt in eine Tafel Schokolade

Symbolfoto: Asier Romero/Shutterstock

Redaktion KuTRedaktion KuT | 31.03.2022, 22:30 Uhr

Schokolade gehört in jeden gut sortierten Küchenschrank. Besonders die praktischen Tafeln von Ritter Sport sind nicht wegzudenken. Jetzt steht das Unternehmen aber in der Kritik. Denn das Geschäft in Russland läuft trotz des Putin-Krieges weiter.

Auch nach der russischen Invasion in der Ukraine liefert Ritter Sport weiter leckere Schokolade nach Russland. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Firmen, setzt der Hersteller aus Waldenbuch, einer Kleinstadt in Baden-Württemberg, seine Beziehungen mit dem Land von Kreml-Tyrann Wladimir Putin (69) also fort. Wohl auch aus Angst, als westliche Firma enteignet zu werden.

Dieser Kurs ruft natürlich die Kritiker auf den Plan. Besonders die Ukraine reagiert mit Unverständnis und Fassungslosigkeit. Verständlicherweise. Immerhin will das Schoko-Unternehmen die Gewinne aus dem Absatz spenden.

Ritter Sport setzt Russland-Kurs fort

Satte zehn Prozent des gesamten Jahresumsatzes verdient Ritter Sport alleine in Russland. Laut Medienberichten sind das jährlich 50 Millionen Euro. Klar, dass ein Lieferungsstopp massive finanzielle Folgen hätte. „Russland ist nach Deutschland unser zweitwichtigster Absatzmarkt“, teilte die Firma am 31. März auf Facebook mit.

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Außerdem müsste bei einem wegfallenden Export die Produktion stark zurückgefahren werden, was wiederum enorme Auswirkungen auf die Kakaobauern hätte, heißt es zur Entschuldigung. Arbeitsplätze und Lebensgrundlage für viele Menschen würden auf einmal wegfallen.

„Schokolade ist als Nahrungsmittel nicht von aktuellen Sanktionslisten betroffen. Das Geschäft einzustellen, würde die nicht treffen, die für den Krieg verantwortlich sind, und würde auch nicht zu einer Deeskalation beitragen“, rechtfertigt sich außerdem Ritter Sport Chef Andreas Runken in der „Frankfurter Rundschau“.

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Spenden als moralische Rechtfertigung?

Immerhin hat Ritter Sport erkannt, dass der aktuelle Weg so nicht fortgesetzt werden kann. Seit Anfang März verzichtet der Hersteller angeblich auf Investitionen und Werbung in Russland. Um dem angekratzten Image nicht noch weiter zu schaden, sollen die Einnahmen zudem an einen guten Zweck fließen.

„Daher spenden wir jeglichen Gewinn aus dem laufenden Russland-Geschäft an humanitäre Hilfsorganisationen,“ heißt es weiter in einem Statement auf Facebook. Ein lobenswerter Schritt und immerhin ein Anfang. Wirkt allerdings wie ein Move, um sein Vorgehen moralisch zu rechtfertigen.

Und für viele Menschen trotzdem nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein. „Eine Geburtsklinik im ukrainischen Mariupol wurde von Russland bombardiert – Putin bedankt sich bei euch (Ritter Sport) für das Geld für seine Armee“, schreibt eine Userin treffend.

Ukraine-Botschafter Andrij Melnyk ätzt im Netz

Besonders die ukrainischen Stimmen gegen Ritter Sport sind nicht zu überhören. Angelehnt an den bekannten Konzern-Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut“, twitterte Botschafter Andrij Melnyk (46) jetzt „Quadratisch. Praktisch. Blut. Er retweetete eine makabre Montage für eine fiktive „Kriegsedition“ der Schokolade.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (40) rief gar zum Boykott der süßen Nascherei auf. „Hören Sie auf, Kriegsverbrechen zu finanzieren, Ritter Sport. #BoycottRitterSport“, forderte er. Es bleibt abzuwarten, wie lange es die Tafel noch in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt.