ErinnerungenLuci van Org über die Schönheit des Verfalls: „Ich sammle Knochen und Schädel“

Lucy van Org über die Schönheit des Verfalls: „Ich sammle Knochen und Schädel"
Lucy van Org über die Schönheit des Verfalls: „Ich sammle Knochen und Schädel"

© IMAGO / Eventpress

Paul VerhobenPaul Verhoben | 20.06.2021, 21:35 Uhr

Musikerin und Buchautorin Luci van Org wurde in den 1990ern bekannt mit dem Popduo Luciletric. Vor ihrem 50. Geburtstag offenbart sie ein paar bemerkenswerte Vorsätze und Pläne.

Zur Vorgeschichte dieser – zugegeben – für den Normalsterblichen leicht verwirrenden Headline: Die Sängerin, Musikproduzentin und Mehrfach-Autorin berichtete jetzt u.a. von einer Lesung im Sarglager eines Bestattungsunternehmens.

Luci van Org über Elternsorgen

Vor 17 Jahren las sie aus ihrem Kurzgeschichten-Band und lernte am Rande die Erste Vorsitzende des Bundesverbands Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. kennen.

Schnell wurde die Berliner Sängerin, die eigentlich Ina Lucia Hildebrand heißt, Schirmfrau des Vereins: „VEID kümmert sich um die Familien verstorbener Kinder. Um die Eltern und um die Geschwister. Wenn dein Kind stirbt, alle Eltern werden mir da zustimmen, ist das der größte vorstellbare Schrecken.“

Damals hatte sie schon ihren heute 17-jährigen Sohn. „Er wächst und gedeiht“, verriet sie Andreas Kurtz für dessen herausragender Kolumne „Die Lebenden und die Toten“ in der „Berliner Morgenpost.“ „Ich kenne also die Sorge, denn ich kenne so viele Geschichten von entsetzlichen Dingen, die passieren können. Ich bin dankbar für jede Sekunde, die ich mit ihm habe.“

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Seit ihrem 14. Lebensjahr mit bizarrem Hobby

Luci van Org verriet außerdem, dass sie schon eine große Affinität zum Thema Tod habe. Sie gesteht in dem Gespräch: „Ich sammle seit meinem 14. Lebensjahr Knochen und Schädel. Ich habe immer versucht, die Schönheit des Verfalls in meine Arbeit zu integrieren.“

Deswegen scheint es auch folgerichtig, dass die lebensbejahende Sängerin am Wave Gothic Treffen in Leipzig teilnimmt, so das nicht Pandemie weichen muss. Allerdings gestand van Org, dass sie sich auch nicht mehr schminke – was allerdings einer Teilnahme bei dem Schwarzweiß-Kostümfest in der Sachsenmetropole eigentlich diametral entgegensteht. Aber: „Es gibt gewisse Dinge, die hast Du mit einem bestimmten Alter irgendwann nicht mehr nötig. Weil dein Status ein anderer ist. Ich werde am 1. September 50 und muss nichts mehr beweisen.“

Lucy van Org über das traurige 2019

Das Schicksal meinte es mit Lucy leider nicht immer gut. Ihr Vater starb 2019 mit über 80 Jahren – bei einem Treppensturz. Ihr wäre fast eine ähnliche Fügung beschieden: „Ich fiel beim Versuch, ein Regal auf ein anderes Regal draufzustellen und zu befestigen, von der Leiter. Das Regal schlug knapp neben meinem Kopf auf den Boden.“

2019 war für die Sängerin noch länger ein schreckliches Jahr: „Erst starb mein Vater, dann mein Patenonkel, der mir sehr, sehr wichtig war. Dann kam bei meinem allerbesten Freund der Krebs zurück. Und später starb mein Bruder.“ 2020 wurde nicht besser: „Dann kam Corona und die geliebte Schwiegermutter starb. Wir durften sieben Wochen keinen Kontakt zu ihr haben. Das war schlimm. Dann hatten wir aber zum Glück noch eine kurze schöne Zeit mit ihr.“