Ein Ferdinand-von-Schirach-Film„Sie sagt. Er sagt.“: Herausforderndes Justizdrama mit Starbesetzung

"Sie sagt. Er sagt.": Im Sitzungssaal des Gerichts sitzen sich unter anderem Katharina Schlüter (Ina Weisse, l.) und Christian Thiede (Godehard Giese, 2.v.r.) mit ihren Anwälten Biegler (Matthias Brandt, l.) und Breslau (Henriette Confurius, r.) gegenüber. (ili/spot)
"Sie sagt. Er sagt.": Im Sitzungssaal des Gerichts sitzen sich unter anderem Katharina Schlüter (Ina Weisse, l.) und Christian Thiede (Godehard Giese, 2.v.r.) mit ihren Anwälten Biegler (Matthias Brandt, l.) und Breslau (Henriette Confurius, r.) gegenüber. (ili/spot)

ZDF / Julia Terjung

SpotOn NewsSpotOn News | 26.02.2024, 15:31 Uhr

Mit "Sie sagt. Er sagt." von Ferdinand von Schirach steht anspruchsvolle Abendunterhaltung auf dem Programm. Das top-besetzte Justizdrama stellt unbequeme Fragen nach Recht, Moral und Wahrheit in einem MeToo-Fall.

Sein Name verspricht unangenehme Themen, grundsätzliche Fragen und Experimente mit Formaten und Zuschauern: Ferdinand von Schirach (59). Nun steht die nächste Herausforderung des Münchner Schriftstellers und Juristen auf dem Programm. "Sie sagt. Er sagt." (26. Februar, 20:15 Uhr, ZDF) ist eine MeToo- Geschichte, in der nach einem Vergewaltigungsvorwurf in einem Strafprozess am Berliner Landgericht Aussage gegen Aussage steht.

Im Anschluss an den Fernsehfilm geht ab 22 Uhr die gleichnamige Back-to-Back-Dokumentation von Sandra Hardinghaus und Jörn-Andres Gerit der Frage nach, wie Wahrheit im Gerichtssaal entsteht.

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Darum geht es im Fernsehfilm "Sie sagt. Er sagt."

Ein öffentlichkeitswirksamer Fall beschäftigt das Gericht: Die bekannte TV-Moderatorin Katharina Schlüter (Ina Weisse, 55) und der Industrielle Christian Thiede (Godehard Giese, 51) haben eine jahrelange Affäre, die nun im Gerichtssaal endet.

Schlüter beschreibt im Zeugenstand, wie aus einem einvernehmlichen Treffen eine Vergewaltigung wurde. Doch können Indizien wie Spermaspuren auf ihrem Kleid als Beweis gelten? Die Richterin hört Sachverständige und Zeugen an, während die beiden Anwälte eindringliche Plädoyers halten.

Eine unerwartete Entwicklung bringt das Gericht jedoch in eine schwierige Lage, wenn es darum geht, über Wahrheit und Glaubwürdigkeit zu entscheiden …

Mehr als ein persönliches Schicksal

Wie meist in Ferdinand-von-Schirach-Produktionen, werden auch dieses Mal die Regeln des deutschen Strafrechts beleuchtet und ein moralisches Dilemma dargestellt, das weit über die persönlichen Schicksale der Beteiligten hinausgeht. Vielmehr geht es um die gesellschaftlichen Werte und Vorurteile, die unser Zusammenleben prägen.

"Unser Strafgesetzbuch kennt den Begriff des Bösen nicht. Es beschreibt, was Vergehen und Verbrechen sind, ein Sachverhalt wird aufgelöst in Tat, Rechtswidrigkeit und Schuld", sagt von Schirach dem Sender dazu. Weiter erklärt er: "Als Richter müssen Sie urteilen, Sie können dem nicht ausweichen. Sie müssen entscheiden, ob ein Mensch gegen das Gesetz verstoßen hat, ob er Schuld auf sich geladen hat, ob er zu bestrafen ist. Sie sind es, die über das Schicksal des Angeklagten und das Schicksal des Opfers entscheiden."

Über die Schuld oder Unschuld eines Menschen werde "in einem Rechtsstaat nicht in Zeitungen entschieden, nicht im Fernsehen, nicht in den Sozialen Medien und nicht in den Foren des Internets", mahnt er. Strafverfahren sind der richtige Ort für diese Entscheidungen: "In einem Strafverfahren versuchen die Richter, die Wahrheit herauszufinden. Sie hören Zeugen und Sachverständige, sie sehen sich sorgfältig die vorgelegten Beweise an, sie prüfen die Argumente des Staatsanwalts, des Nebenklägers und des Verteidigers", so der Jurist und Schriftsteller über den Ablauf eines ordentlichen Verfahrens.

Auch Star-Regisseur Matti Geschonneck (71, "Die Wannseekonferenz") interessiert sich für solche Themen. In dem Justizdrama stellt er die Frage nach Recht, Moral und Wahrheit. "Der Zuschauer wird eher als das Gericht sein Urteil fällen", glaubt er und fügt hinzu: "Vorurteile können seine Rechtsprechung steuern. Sympathie für die eine Seite, Misstrauen gegenüber der anderen – Gefühle werden schwanken", so seine Prognose.

Herausragender Cast

Dass der Cast herausragend ist, versteht sich fast von selbst. Die ungewöhnlichen Ferdinand-von-Schirach-Verfilmungen – erneut in einem sehr kammerspielartigen Setting – lässt sich kaum ein Topstar der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterszene entgehen.

Neben den beiden bereits genannten Protagonisten ist unter anderem Johanna Gastdorf (65) als Vorsitzende Richterin zu sehen. Henriette Confurius (33) und Matthias Brandt (62) sitzen sich als Verteidigerin Breslau und Rechtsanwalt Biegler gegenüber. Florian Bartholomäi (37) spielt Oberstaatsanwalt Heise und Bettina Lamprecht (46) Polizistin Reuther. Die beiden "Vorstadtweiber"-Stars Maria Köstlinger (51) und Proschat Madani (56) verkörpern die Psychologische Sachverständige Altstedt und die Rechtsmedizinerin Laux-Frohnau.

"Es waren schöne Dreharbeiten, weil lauter tolle Kolleginnen und Kollegen um mich herum waren, die inspirierend waren und denen ich immer gerne zugeschaut habe", schwärmte entsprechend auch Matthias Brandt vom Cast.

Spannende Verfilmungen nach Ferdinand von Schirach

Weitere aufsehenerregende Verfilmungen nach Ferdinand von Schirachs Vorlagen – Kurzgeschichten, Theaterstücke und Romane – sind:

"Glück" (2012, Kinofilm)

"Verbrechen" (2013, Miniserie)

"Schuld" (2014-2019, TV-Serie)

"Terror – Ihr Urteil" (2016, Fernsehfilm mit Zuschauerabstimmung als Live-Experiment)

"Der weiße Äthiopier" (2016, Fernsehfilm)

"Asphaltgorillas" (2018, Kinofilm)

"Der Fall Collini" (2019, Kinofilm)

"Gott" (2020, Fernsehfilm mit Zuschauerabstimmung)

"Feinde" (2021, zwei parallel ausgestrahlte Fernsehfilme, gleicher Fall aus unterschiedlicher Perspektive)

"Glauben" (2021, Miniserie)