Dschungelcamp für den Seelenfrieden?Dschungelcamp: Warum geht man rein, warum schaut man zu?

Psychologie des Dschungelcamps: Warum geht man rein, warum schaut man zu?
Psychologie des Dschungelcamps: Warum geht man rein, warum schaut man zu?

Foto: RTL / Stefan Menne

Redaktion KuTRedaktion KuT | 25.01.2022, 10:29 Uhr

Deutschland ist wieder im Dschungelcamp-Fieber! Aktuell läuft auf RTL die 15. Staffel, die die Gemüter erhitzt, erfreut oder frustriert. Doch warum tun sich Kandidaten und Zuschauer das Drama überhaupt jedes Jahr auf's Neue an?

Aktuell läuft bereits die 15. Staffel von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“. Vor allem beim Dschungelcamp 2022 scheint irgendwie das Drama nicht abzuebben: Christina Okpara wurde von der Teilnahme ausgeschlossen, Lucas Cordalis kann wegen seines positiven Corona-Tests nicht teilnehmen und nun wurde auch Janina Youssefian wegen rassistischer Äußerungen rausgeworfen.

Doch genau deswegen schauen wir die RTL-Show schließlich. Oder nicht? Wieso schaltet man eigentlich ein? Und wieso geht man eigentlich hin? Allein des Geldes wegen? Wir haben uns die psychologischen Mechanismen, die bei Zuschauer und Teilnehmer wirken, mal genauer angesehen…

Dschungelcamp: Ein Haufen narzisstischer Kandidaten?

Dass die Kandidaten auch im Dschungelcamp 2022 zehntausende Euro mit ihrer Teilnahme abstauben können, ist ganz sicher einer der Hauptgründe. Wesentliche Motivation dürfte bei dem Großteil der Kandidaten wohl aber eine narzisstische Veranlagung sein: Die Sehnsucht und der Spaß daran, im Rampenlicht zu stehen und im Gespräch der Öffentlichkeit zu sein.

Dies war auch für Harald Glööckler Motivation. Im Interview mit RTL verriet er, dass ihm die öffentliche Aufmerksamkeit im Lockdown tatsächlich fehlte und ihn das zur Teilnahme bewegte.

Da nimmt man auch das Risiko in Kauf, vom Sender in ein mieses Licht gerückt zu werden. Bis zu 50 Kameras filmen die Teilnehmer schließlich rund um die Uhr, aus allen möglichen Perspektiven. Und niemand von ihnen weiß, wie die Bilder am Ende zusammen geschnitten werden, um das erhoffte Drama zu produzieren.

Man denke nur an Hanka Rackwitz aus Staffel 11: Hat sie nun in den Bach uriniert oder nicht? Die Antwort auf die Frage wissen nur sie und das RTL-Team. Die gelieferten Bilder für den Zuschauer wurden perspektivisch nämlich geschickt zusammengeschnitten…

Psychologie des Dschungelcamps: Warum geht man rein, warum schaut man zu?
Rund 50 Kameras behalten die Kandidaten 24 Stunden am Tag im Auge!

Foto: RTL / Stefan Menne

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Einzelkampf sorgt für Streitereien

Die Kandidaten wechseln jedes Jahr auf’s Neue, doch das Konzept bleibt das selbe: Zwischen Promis herrschen Machtkämpfe, Lästerattacken und Streitereien.

Grund ist mitunter das fehlende Wir-Gefühl: Die Promis wirken nicht als Team, sondern als Konkurrenten. Denn was kennzeichnet ein Team schließlich? Ein gemeinsames Ziel, dass es zusammen zu verfolgen gilt.

Ähnlich wie beim Bachelor, wo das natürliche Knappheitsprinzip herrscht, geht RTL auch beim Dschungelcamp geschickt vor: Hier wirken die Urkräfte des existenziellen Überlebens- und Verteilungswettbewerbs.

Jeder kämpft für sich allein und die Streitereien sind damit vorprogrammiert!

Groebel: Hohe Zahl an hochgebildeten Zuschauern

Was sich die Zuschauer zudem von der Show erhoffen: Sie wollen hinter die vermeintlich perfekte Promi-Fassade schauen! Wir sind selbst nicht perfekt und wollen bestätigt sehen, dass auch das Leben der Stars nicht ideal ist.

Außerdem: ,,Zuneigung und Interesse für bekannte Persönlichkeiten zu entwickeln, ist so alt wie die Menschheit und archaisch in uns verankert. Davor ist auch der größte Nobelpreisträger nicht gefeit“, erklärte der Medienpsychologe Prof. Dr. Jo Groebel schon zur vergangenen Staffel in einem Interview gegenüber T-Online.

Da wundert es nicht, dass das Format entgegen vieler Vermutungen bei Menschen aller Bildungsniveaus beliebt ist – vom kleinen Nerd in seinem stillen Kämmerlein bis zum Universitäts-Professor wird nahezu jeder in den Bann dieser Show gezogen!

So betont auch Groebel: ,,Die absolute Zahl Hochgebildeter, die Dschungelcamp verfolgen, ist sicher größer als die absolute Zahl derer, die Phoenix, Arte oder 3sat schauen. Mit der Behauptung, die Sendung sei eine Asi-Nummer oder für Leute mit niedrigem Bildungslevel, wäre ich sehr vorsichtig“, ergänzt er.

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Foto: RTL / Stefan Menne

Das Dschungelcamp verbindet!

Das Dschungelcamp ist gewissermaßen aber auch Projektionsfläche für unsere Werte: Wir empfinden für den Kandidaten Sympathie, der auch unsere eigenen Werte in sich trägt. Und wir fühlen uns von denen getriggert, die überhaupt nicht im Sinne dieser handeln.

Dass Fans von Reality-Shows ihre Gefühle, Meinungen und Werte auf bestimmte Persönlichkeiten übertragen, hat aber auch einen ganz netten Nebeneffekt: ,,Das Phänomen nennt sich soziale Ansteckung und sorgt für eine aktuelle Gemeinschaft und ein Gruppengefühl untereinander. Der Austausch über harmlose Leitfiguren verbindet“, so Groebel.

Dschungelcamp für einen stärkeren Zusammenhalt in der Gesellschaft – ein schöner Gedanke!

Deshalb flog Janina Youssefian aus dem Dschungel 2022!

 

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Therapiestunde über den TV

Die beiden letzten Mechanismen sind fast schon gehässig und wohl nur ungern zuzugeben: Zum Einen ist die Welt der Stars, mit ihren Dramen und Intrigen, die uns erschüttern oder fassungslos machen, genau das, was wir uns für unser Privatleben eben nicht wüschen.

,,Es ist fast schon eine therapeutische Maßnahme, sagen zu können: Gut, dass das gerade nicht mein Leben ist“, so Groebel. Hinzu kommt die Entwicklung von Sympathie und Antipathie für die Kandidaten im Laufe einer Staffel.

Es gefällt uns, Promis zu verfolgen, weil man sich in seinen Lieblingsstar hineinversetzen kann, der stellvertretend etwas besonders gut macht – oder aber den Bösen unter den Kandidaten von der Couch aus, besonders gut verurteilen zu können.

Nach dem Motto: ,,Das hätte ich nie gemacht, wie kann er nur? Ich könnte das besser.“ Bei der nächsten Sendung also mal auf die eigenen Gedanken achten – kann spaßig werden!

Psychologie des Dschungelcamps Warum geht man rein, warum schaut man zu
Zugegeben, Schadenfreude ist auch einer der Gründe, warum wir zusehen! Hier am Ekeln: Anouschka Renzi.

Foto: RTL / Stefan Menne

Dschungelcamp 2022: Sendezeiten, Livestream, ganze Folgen und „Stunde danach“

„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ läuft seit dem 21. Januar 2022 mit der 15. Jubiläumsstaffel bei RTL.

Wie gewohnt werden die Folgen von „Das Dschungelcamp“ 2022 auch als Stream zur Verfügung stehen. Ihr könnt Staffel 15 entweder live zur Sendezeit streamen oder bei RTL plus, früher TVNow, als Wiederholung ansehen.

Alles über die Sendezeiten und die Shows danach – auf einen Klick!

Auch in diesem Jahr wird es den beliebten Dschungeltalk in der „Stunde danach“ geben. Die Talkshow wird von Angela Finger-Erben und Dschungel-Prinzessin Olivia Jones moderiert. Ab 23.15 Uhr werden täglich ehemalige Dschungel-Kandidaten auf der Couch Platz nehmen, um die aktuelle Folge, sowie die Kandidaten genau unter die Lupe zu nehmen.