Gregory Porter: „Weihnachten hatte ich 125 Gäste!“

Gregory Porter
Gregory Porter

© Amy Sioux

Paul VerhobenPaul Verhoben | 25.12.2017, 14:22 Uhr

Der zweifache Grammy-Preisträger Gregory Porter (46) ist der beeindruckendste Jazz-Sänger der Gegenwart. Trotzdem schreckt er nicht davor zurück, auch in der „Helene Fischer Show“ aufzutreten.

Mit „Nat King Cole & Me“ hat er ein neues Album am Start, auf dem er seinem Idol Nat King Cole mit Orchester Tribut zollt. Es ist perfekt für die besinnliche Zeit und beinhaltet auch einen Weihnachtssong. Im Interview mit Klatsch-Tratsch.de-Reporterin Katja Schwemmers erzählt Porter, wie er das Fest aller Feste feiert und wie ihm sein Vater ohne Dazutun die Weltkarriere ermöglicht hat.

Mr. Porter, Sie covern Coles „The Christmas Song“ auf Ihrer neuen Platte. Freuen Sie sich auf Weihnachten?
Oh ja! Ab 15. Dezember widme ich mich nur noch meiner Familie. Sobald ich nach Hause komme, fangen wir mit dem Dekorieren und Schmücken an.

So ein Wettrüsten mit den Nachbarn?
(lacht) Nein, eher innen im Haus. Die Bäume in meinem Garten sind riesig, da gestaltet sich das Schmücken schwierig. Aber ich liebe die Weihnachtszeit. Ich freue mich jedes Jahr drauf. Ich liebe den Duft von Weihnachten; von Tannen und Zimt. Und natürlich die Musik. Es fühlt sich richtig an, Nat King Coles Weihnachtsplatten zu spielen. In Kalifornien, wo ich seit gut einem Jahr wieder wohne, wird es selbst an Weihnachten schon mal 30 Grad warm. Aber es kratzt mich nicht. Ich schmeiß trotzdem den Kamin an. Denn ich brauche das Feuer, den Baum, den Duft… Es ist egal, ob es kalt genug ist.

Für 100 Leute zu kochen ist kein Problem

Kommen Ihre sieben Geschwister dann auch vorbei?
Letztes Jahr hatte ich mit 15 Gästen gerechnet, es kamen 125! Einer meiner Brüder hatte nämlich das Gerücht gestreut, meine Frau und ich würden eine Party geben. Plötzlich stand die ganze Sippe vor der Tür. Ich habe am Weihnachtsmorgen Truthähne und Steaks eingekauft. Ich hatte mal ein Catering-Unternehmen und bin ein guter Koch. Für 100 Leute zu kochen, macht mich nicht nervös. Also verabschiedete ich mich für ein paar Stunden in die Küche und machte alle satt. Es wurde ein Weihnachtsfest wie im Märchen.

Singen Sie dann auch?
Wir singen alle zusammen. „Stille Nacht“ und „Jingle Bells“. Ich will mich dann nicht hervortun. Ich habe im letzten Jahr „A Cradle In Bethlehem“ von Nat King Cole gesungen.

Vor kurzem sind Sie von dem modebewussten Männermagazin „GQ“ ausgezeichnet worden. Ist Ihnen Stil wichtig?
Absolut! Gerade wenn man so viel unterwegs ist wie ich, ist es wichtig, qualitativ hochwertige Anzüge einzupacken, denn der Platz im Koffer ist begrenzt. Ich habe fünf oder sechs Anzüge, mit denen ich reise. Dass ich diese hin- und wieder durchwechseln muss, hat dazu geführt, dass ich überall auf der Welt bei Freunden Klamotten zwischengelagert habe. Ich habe auch einen Koffer in Hamburg!

Ihre Ballonmütze mit Schlauchschal trugen Sie anfangs, um eine Operationswunde zu verdecken, mittlerweile ist es Ihr Markenzeichen.
Das ist lustig: Viele Künstler suchen händeringend etwas, was sie optisch abhebt. Bei mir hat es sich einfach so entwickelt. Ehrlich gesagt fühle ich mich damit sicherer, wenn ich singe. Und das Tolle ist, dass mich ohne das Markenzeichen niemand am Strand erkennt.

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Nat King Cole ist ihm heilig

Haben Sie Ihre Bühneneleganz von Nat King Cole, dessen Songs Sie auf Ihrem neuen Album covern?
Definitiv. Schon im Alter von fünf war er mein Idol – stilistisch und musikalisch. Meine Mutter hat mich an ihn herangeführt, sie starb, als ich 21 war, aber ist spirituell durch die Musik immer bei mir. Nates Platten waren ihr so heilig, dass ich sie als Kind nicht mal anfassen durfte! Auf gewisse Weise war Nat King Cole auch ein Vaterersatz für mich.

Ihren leiblichen Vater haben Sie nur ein paar Mal getroffen.
So war das leider. Wenn ich auf dem Album „I Wonder Who My Daddy Is“ interpretiere, erzähle ich damit meine eigene Geschichte. Ich denke, dass die Melancholie, die ich immer in Stimme trage, von dem Wunsch und der Sehnsucht herrührt, einen Vater in meinem Leben gehabt zu haben. Und mein Vater hat mir noch etwas gegeben: meine Gesangsstimme. Er war selbst Sänger. Als ich ihm auf dem Sterbebett sagte, dass ich professioneller Sänger werden will, hat er mich dennoch entmutigt.

„Nat King Cole & Me“ heißt auch das Musical, das sie 2004 auf die Bühne brachten. Werden Sie das nun wiederbeleben?
Das ist der Plan, aber momentan bin ich zu beschäftigt mit meiner Musik. Was ziemlich verrückt ist: Ich lebe derzeit die Geschichte des Musicals! Denn im zweiten Akt geht es um mich, wie ich die Musik von Nat King Cole mit Orchester aufführe. Und genau das tue ich gerade. Dabei habe ich das Musical vor 20 Jahren geschrieben, bevor mich überhaupt irgendwer kannte.

Sie waren im vergangenen Jahr in der „Helene Fischer Show“ zu Gast. Haben Sie als Jazzer gar keine Berührungsängste?
Nein. Ich war beeindruckt, wie hart sie arbeitet, wie viele Songs sie lernt und dazu noch Tanzschritte und Akrobatik. Ich dachte nur: Wow, das ist Old-School-Showbusiness! Außerdem konnte ich Backstage mit der Legende Tom Jones abhängen, ihn über all die Jazzstars von früher ausfragen und Whiskey trinken.

Und Helene?
Sie war sehr liebenswürdig! Wir haben „Purple Rain“ von Prince zusammen gesungen. Ich habe Prince nie kennengelernt, aber er besuchte 2012 mal ein Konzert von mir in Minneapolis. Danach twitterte er noch etwas Nettes darüber. Das hat mich umgehauen.

Album: Gregory Porter „Nat King Cole & Me“ (Blue Note/Universal Music)