Krasse StoryJonny Hill: Nach 56 Jahren wird dieser schlimme Song wegen Brückensperrung zum Hit

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Redaktion KuT | 21.12.2021, 21:00 Uhr

Wie das Sauerland und der Ruhrpott sich mit einem alten Schlager trösten und so dem österreichischem Musiker Johnny Hill zu einem späten Erfolg verhelfen.

„Weit, weit, weit ist es nach Lüdenscheid“: Genau das denken heute viele, wenn sie wieder einmal im Stau stecken, weil die Hauptverkehrsachse zwischen dem Ruhrgebiet und dem Sauerland – die A45 – jäh unterbrochen ist. Gedichtet wurde die Zeile aber schon vor 56 Jahren und sollte eigentlich der Sehnsucht in einer Fernbeziehung Ausdruck verleihen.

Plötzliches Comeback

Die Stadt Lüdenscheid war Johnny Hill, als er den Song schrieb, nicht einmal bekannt. Der heute 81-Jährige mochte wohl nur den Klang des Namens. Seit Mitte Dezember herrscht durch die Vollsperrung rings um Lüdenscheid also ein tägliches Verkehrschaos und immer mehr Menschen hören „Weit, weit, weit ist es nach Lüdenscheid“ zur Beruhigung ihrer strapazierten Nerven. Das freut den gebürtigen Österreicher.

Den „Lüdenscheider Nachrichten“ sagte Hill, dass er gern in die Kreisstadt ins Sauerland reisen werde, wenn man ihn einlade und auftreten lasse. Bei steigernder Begeisterung kann das bald passieren. Denn der eigenwillige Song mit Schunkelpotential avanciert bei Youtube dank der Sauerländer gerade zu einem viralen Hit – dazu reichte es 1975 nicht.

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Fan-Gemeinde wächst

Auch die Kommentare zeugen von großer Begeisterung: „Wenn das jetzt nicht noch spontan zum Meilenstein der Musikgeschichte wird, weiß ich auch nicht“, oder: „Endlich bekommt das Lied mal die verdiente Aufmerksamkeit!“

Ein LKW-Fahrer bekennt sich dort sogar, als Spreader unterwegs zu sein, da er das Lied im Stau gern bei offenem Fenster laufen lasse, um die anderen Autofahrer aufzuheitern und mit dem Song zu infizieren.

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Und das funktioniert. Noch langsam, aber ganz sicher. Der Song „Weit, weit, weit ist es nach Lüdenscheid“ hat ja ab sofort einige Jahre Zeit, um bei Youtube die Fan-Gemeinde wachsen zu lassen. Die marode Rahmede-Brücke ist nämlich nicht mehr zu retten.

Also soll eine Neue gebaut werden, doch weil Deutschland nicht China ist, wird das eine lange Zeit in Anspruch nehmen und die A45 gesperrt bleiben.

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Hit kann kein Zufall sein

Die Autofahrer versuchen es tapfer mit Humor zu nehmen, während neue Verkehrsministerin Ina Brandes sich dafür einsetzt, dass es nicht die üblichen acht bis zehn Jahre dauert, bis hier eine Lösung gefunden ist. Ob sie das Lied auch schon in ihr Herz geschlossen hat, ist nicht bekannt. Johnny Hill jedenfalls ist zur Stelle – seit 2017 ist er übrigens Ehrenmitglied der Kraftfahrer-Initiative Bewegen mit Herz e. V. Das kann kein Zufall sein.

Seinen Durchbruch hatte Hill schon 1969 mit dem Schlager „Wieder in der Heimat“ – allerdings lief der Song vorerst nur in Norddeutschland. Auch „Und küssen konnte sie gut“ traf den nordischen Geschmack. Den großen Erfolg in der gesamten Republik erreichte der Sänger mit „Ruf Teddybär Eins-Vier“. Von da an sammelte er Goldene Schallplatten. Mit „Kilometer 330“ erhielt er 1989 sogar ein eigenes TV-Format bei RTL und ist bis heute zu Gast in vielen Fernsehshows.

Neue Versionen sind möglich

Vielleicht gibt es ja bald ein Remix. Oder eine Coverversion: Die Toten Hosen näherten sich ja schon einmal der „Stadt des Lichts“, als sie Madelaine aus Lüdenscheid 2002 besangen. „Staus sind überall ein Albtraum“, sagte Hill den Lüdenscheider Nachrichten weiter. Wichtig sei, dass die Menschen gesund blieben und „sich nicht gegenseitig zerfleischen, und auch wenn sie ewig im Stau stehen, nicht zu streiten anfangen“. Wenn sein Song das bewirken kann, sind alle glücklich.