StarsKessler-Zwillinge scheiden mit Sterbehilfe aus dem Leben: Ihre Karriere und ihr Abschiedsgeschenk an Freundin Carolin Reiber

Ellen Kessler und Alice Kessler - Avalon - März 2022
Die weltberühmten Entertainerinnen Ellen und Alice Kessler sind im Alter von 89 Jahren in Grünwald bei München gestorben.
Die eineiigen Zwillinge, die über Jahrzehnte hinweg zu den bekanntesten deutschen Bühnenstars zählten, entschieden sich laut der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) für einen assistierten Suizid. Die Organisation bestätigte, dass die Schwestern den 17. November selbst als ihren Todestag wählten. Ein Jurist und eine Ärztin führten im Vorfeld Gespräche mit ihnen und begleiteten sie schließlich in ihrem Haus in Grünwald auf ihrem letzten Weg. „Die Kessler-Zwillinge haben sich schon seit langer Zeit mit dem assistierten Suizid befasst“, sagte eine DGHS-Sprecherin dem ‚Bayerischen Rundfunk‘. Die Kessler-Zwillinge waren seit geraumer Zeit Mitglieder der DGHS. Sie gingen den Schritt bewusst und gemeinsam.
Über 60 Jahre lang standen sie Seite an Seite auf Bühnen weltweit – von Paris über New York bis Sydney. Berühmt wurden sie durch Auftritte mit Stars wie Frank Sinatra, Fred Astaire und Harry Belafonte. Besonders in den USA, Frankreich und Italien wurden sie gefeiert. Auch mit 80 Jahren traten sie noch auf, zuletzt im Musical ‚Ich war noch niemals in New York‘ nach den Liedern von Udo Jürgens.
Ihre Karriere begann weit entfernt von den großen Showbühnen: Am 20. August 1936 im sächsischen Nerchau geboren, lernten die Schwestern bereits im Kindesalter das Tanzen. Die frühen Jahre waren jedoch von familiären Belastungen geprägt. Zwei Brüder starben jung, der Vater war gewalttätig. Diese Erfahrungen machten sie unzertrennlich. Vor dem Bau der Berliner Mauer floh die Familie in den Westen und 1952 erhielten die talentierten Zwillinge ihr erstes Engagement am Düsseldorfer Revuetheater Palladium. Drei Jahre später entdeckte sie der Direktor des legendären Pariser Lido und verpflichtete sie mit nur 18 Jahren für das Varieté auf den Champs-Élysées. Dort entwickelten sie sich zu internationalen Stars.
Nachdem sie sich aus dem Showgeschäft zurückgezogen hatten, lebten Alice und Ellen gemeinsam in Grünwald. Ohne eigene Kinder planten sie in ihrem Testament Spenden an Hilfsorganisationen und verfügten, in einer gemeinsamen Urne beigesetzt zu werden. „Im Tode vereint, so hätten wir es gern“, sagte Ellen Kessler 2023 der ‚Bild‘-Zeitung.
Der Abschied der beiden bewegt viele – besonders ihre langjährige Freundin Carolin Reiber. Die Moderatorin verband über Jahrzehnte eine enge Beziehung mit den Schwestern. Wenige Tage vor deren Tod fand sie ein kleines Paket in ihrem Briefkasten, beschriftet mit dem Hinweis: „Erst am 18. November öffnen.“ Reiber hielt sich daran – und öffnete es erst, nachdem sie vom Tod der Zwillinge erfahren hatte. In dem Paket befanden sich ein Brief und ein „unglaublich persönliches Abschiedsgeschenk“, dessen Inhalt Reiber für sich behalten möchte. Im Gespräch mit ‚T-online‘ erklärte sie: „Für Ellen und Alice war es gut, also muss ich es akzeptieren.“
Einen ihrer letzten öffentlichen Auftritte hatten Alice und Ellen am 24. Oktober in München: Gemeinsam mit Carolin Reiber besuchten sie die Premiere des Circus Roncalli. Es sollte ihr letzter gemeinsamer Abend im Rampenlicht sein – bevor sie, wie ihr Leben lang, auch ihren Abschied Seite an Seite gingen.





