Nur in der Vergangenheit gefangen?ABBA sind zurück: So kommt die neue Platte „Voyage“ an
Nach rund 40 Jahren ist mit "Voyage" wieder ein Album der schwedischen Kultband ABBA erschienen. Kritiker und Fans sind sich uneins, wie ihnen die Platte gefällt.
Millionen Musikfans weltweit haben dem 5. November entgegengefiebert. Mit „Voyage“ ist am Freitag das erste Studioalbum von ABBA seit gut 40 Jahren erschienen. Sowohl die Kritiker als auch die Anhänger der schwedischen Kultband sind sich allerdings uneinig in der Frage, ob sich das Warten auch gelohnt hat.
Ein Buffet für die ganze Familie
Helen Brown vom britischen „The Independent“ zeigt sich begeistert und vergibt fünf von fünf Sternen. Für sie ist „Voyage“ wie ein schwedisches Buffet. Die Platte sei ein „grandioses, familienfreundliches Smörgåsbord […], das alle klassischen ABBA-Aromas“ beinhalte.
Was Agnetha Fältskog (71), Björn Ulvaeus (76), Benny Andersson (74) und Anni-Frid Lyngstad (75) mit dem Album erschaffen haben, vergleicht Juliane Liebert für die „Süddeutsche Zeitung“ mit einem Besuch in der Wohnung einer alten Jugendliebe nach vier Jahrzehnten. Die Vorfreude sei dabei „genau so groß wie die Furcht“. Doch im Falle von ABBA könne man feststellen: „Es ist alles genau so, wie es war. Es gibt sogar zwei Weihnachtssongs. Ist das nicht schön.“
Jens Balzer attestiert den neuen Songs „etwas Gespenstisches“ für „Die Zeit“. Die Platte sei „unheimlich im Freudschen Sinne des Wortes; es ist vertraut und zugleich unvertraut“. Die Lieder erweckten demnach „leicht das Gefühl, zurück in die Heimat der Kindheit zu kommen“. Zeitgleich sei diese Rückkehr „verstellt“.
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Keine „Greatest Hits“
Neil McCormick vom britischen „The Daily Telegraph“ vergibt unterdessen drei von fünf möglichen Sternen. Die Band sei weit von „Waterloo“ aus den 1970er Jahren abgekommen und das Album enthalte kein Material, das an die größten Hits ABBAs anschließen könne.
Angelehnt an den Klassiker „Thank You for the Music“ bedankt sich Jude Rogers vom „The Guardian“ allerdings nicht für die neuen Lieder. Der Glamour, der von den beiden Singles „Don’t Shut Me Down“ und „I Still Have Faith in You“ versprochen werde, sei auf dem Album nicht zu finden.
Ed Potton bezieht sich für die „The Times“ ebenfalls auf eine der Singles. Wie bei „I Still Have Faith in You“ glaube man gerne auch nach all diesen Jahren an ABBA. Die Platte sei eine „freudige Ode an das Altern“ und präsentiere „die Schweden, die wir kennen und lieben. Beziehungsweise [die Band], die wir seit einer Ewigkeit vorgaben, zu hassen und um 2002 herum zugaben, zu lieben.“
„Das schönste Album seit langer, langer Zeit“
Den allermeisten Anhängern der Band dürfte es jedoch egal sein, was die Kritiker zu sagen haben. Fans standen etwa in Berlin für einen Mitternachtsverkauf Schlange, wie n-tv berichtet. Sänger und Produzent Peter Plate (54) von Rosenstolz, der seit 1975 Fan der Band ist, erklärte der „Bild“-Zeitung: „Es ist für mich das schönste Album seit langer, langer Zeit.“ Ob es womöglich die beste Platte ABBAs sei, könne er noch nicht sagen. Seit Mitternacht habe er die Songs „auf repeat und ohne Pause durchgehört“.
Auch wenn es manche Ausreißer gibt, sind viele Fans hellauf begeistert. In einem Kommentar erklärte ein Instagram-Nutzer etwa, dass er noch gar nicht glauben könne, diese „brillanten, brandneuen Songs“ zu hören. Ein anderer bezeichnete das Lied „Ode to Freedom“ als „reine Kunst“. Und eine weitere Nutzerin betitelte das Album „Voyage“, das sie um Mitternacht „zum Lachen, Tanzen, Weinen und lauten Singen“ gebracht habe, als „unglaublich“.