Im PortraitJuju: Von der Rap-Göre zur Grande Dame des Deutschraps

Juju: Von der Rap-Göre zur Grand Dame des Deutschraps
Juju: Von der Rap-Göre zur Grand Dame des Deutschraps

imago images / Agencia EFE

Redaktion KuTRedaktion KuT | 04.12.2020, 16:26 Uhr

Sie kam, sah und siegte. So könnte man den Werdegang von Rapperin Juju abkürzen. In recht kurzer Zeit mauserte sich die schöne Berlinerin zu den erfolgreichsten Rapperinnen Deutschlands, doch wer ist diese Frau wirklich?

Als eine Hälfte des Duos SXTN deutete sie Beleidigungen wie „Fotze“ feministisch um, an der Seite von Capital Bra, Loredana oder Henning May landete sie Nummer-eins-Hits: Judith Wessendorf aus Berlin-Neukölln, besser bekannt als Juju. Ab Ende April ist die Reim-Maschine auf Tour mit „Fick dein Insta“. Grund genug, sich Frau Wessendorf und ihre Skills mal genauer anzuschauen…

Die Sache mit dem Asozialisierungsprogramm

Anfangs wurde Judith Wessendorf, wie Juju bürgerlich heißt, von vielen in der Rapszene belächelt, als sie an der Seite von Nura mit dem Rap-Frauen-Duo SXTN durchstartete. Doch mit ihrer frechen Art und den harten Lines bewiesen die „Von Party zu Party“-Rapperinnen, dass sie locker mit ihren Kollegen im Männer-dominierten Rap-Biz mithalten können.

Ab 2014 polarisierten Juju und Nura mit ihren provokanten Texte wie „Fotzen im Club“, „Hassfrau“ oder auch „Ich bin schwarz“ und heizten damit eine Debatte an, ob die Inhalte auf ihrer „Asozialisierungsprogramm“-EP modern und feministisch oder einfach nur problematisch seien. So spielte das Duo in seinen Texten gerne mit männlichen Klischees, überspitzte sie und zog sie so ins Lächerliche wie beispielsweise im Song „Deine Mutter“: „Ich ficke deine Mutter ohne Schwanz“.

Juju: Von der Rap-Göre zur Grand Dame des Deutschraps

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Die Ruhe vor dem Sturm

Mit ihrer Musik sprachen SXTN einen wilden Mix aus jungen Mädchen und alteingesessenen HipHop-Fans an. Und auch wenn ihre Texte auf den ersten Blick für viele hart und prollig wirkten, waren sie dennoch auf einer Metaebene sehr feministisch. So brachte ihre Musik sämtliche Gender-und Kulturredaktionen dazu, sich in schwerfälligen Texten darüber auszulassen, inwiefern Juju und Nura mit ihrem „Fotzenfeminismus“ die Geschlechterordnung ins Wanken brächten.

2018 gab Juju bei Instagram dann ziemlich überraschend bekannt, dass sie und Nura schon seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr hätten und läutete so die Auflösung des mittlerweile extrem erfolgreichen Duos ein. „Nura und ich haben schon länger keinen Kontakt mehr und auch im Sommer waren wir nur noch auf den Festivals zusammen und in der Woche hat jeder sein eigenes Ding gemacht.“

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„Möchte mich auf meine eigene Musik konzentrieren“

Und weiter: „Ich möchte mich jetzt auf meine eigene Musik konzentrieren. Habe endlich ein nices Studio gefunden und mein Album angefangen. Ich feier alles, was Nura bis jetzt an Songs rausgehauen hat und wünsche ihr, dass sie weiterhin erfolgreich ist und ihr Ding durchzieht!“

Von da an ging es für Juju schlagartig noch schneller, höher und weiter. Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Capital Bra feierte Juju 2019 mit der Ballade „Vermissen“, einem Duett mit Henning May von AnnenMayKantereit, einen noch größeren Hit, der sie ebenfalls an die Spitze der deutschen Charts katapultiert. Spätestens da hatte es die dunkelhaarige Schönheit geschafft. Auch ihre weiteren Songs verkauften sich wie geschnitten Brot.

„Keine Perspektive und baust Scheiße“

Doch Jujus Leben war nicht immer sonnig. So wuchs die Tochter eines Marokkaners und einer Deutschen unter eher schwierigen Verhältnissen in Berlin-Neukölln auf. Mit 16 schmiss sie die Schule und lief von Zuhause weg, kam bei Freunden unter. Es scheint, als habe die Musik und die Menschen, die an sie und ihr Talent glaubten, sie davon abgehalten, auf die schiefe Bahn zu geraten.

Über diese düsteren Zeiten sagt Juju heute: „Nicht, dass ich jetzt Gangstersachen gemacht hätte, aber du hast halt keine Perspektive und baust Scheiße, und dann bist du eben in anderen Kreisen unterwegs.“ Mit dieser Zeit hat sie nun abgeschlossen „und jetzt bin ich ja davon weg.“