Trotz aller Kritik:Sebastian Pufpaff bei „TV Total“: Darum ist er der bessere Stefan Raab!

Sebastian Pufpaff bei „TV Total“: Darum ist er der bessere Stefan Raab!
Sebastian Pufpaff bei „TV Total“: Darum ist er der bessere Stefan Raab!

Foto: IMAGO / Future Image

Redaktion KuTRedaktion KuT | 01.02.2022, 16:19 Uhr

„TV Total“ ist zurück aus einer sechsjährigen „Sommerpause“. Die Show ist alt, der Moderator neu: Sebastian Pufpaff. Trotz der harschen Kritik einiger Fans macht der Neue seinen Job bei Lichte betrachtet sogar besser als sein Vorgänger. Wir verraten, wieso.

Als Stefan Raab (55) 2015 zumindest vor der Kamera in Rente ging, bedeutete dies auch das vorläufige Ende für seine Kultshow „TV Total“. Ende 2021 kündigte Pro7 eine Neuauflage an, jedoch ohne ein Comeback von Raab selbst. Stattdessen moderiert nun Kabarettist Sebastian Pufpaff (45) – und nein, das ist kein Künstlername – eine Ausgabe der Show pro Woche.

Das gar nicht so neue „TV Total“

Vergleicht man das „TV Total“, das 2015 vom Sender ging, mit der Neuauflage, unterscheiden sich die Shows gewaltig: Früher war es eine Late-Night-Show, die viermal die Woche lief und bei der prominente Gäste sich die Klinke in die Hand gaben. Heute ist „TV Total“ Comedyshow, die einmal pro Woche massenmediale Kuriositäten aus der vergangenen Woche präsentiert – zur Primetime, nämlich mittwochs 20.15 Uhr.

Dabei ist genau das das Konzept, mit dem Stefan Raab 1999 anfing, nur der Sendeplatz war ein anderer. Sebastian Pufpaff macht nicht also da weiter, wo Raab 2015 aufgehört hat, nein, er holt das „TV Total“ der frühen Tage zurück. Das Format ist zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt. Dennoch muss man die Show, die wir jetzt bekommen, mit dem vergleichen, was 2015 vom Sender ging und da bleibt nur ein Fazit: Pufpaff macht es besser als Raab.

Sebastian Pufpaff bei „TV Total“: Darum ist er der bessere Stefan Raab!
Sebastian Pufpaff hat ein schweres Erbe von Stefan Raab übernommen

© ProSieben / Willi Weber

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Lieber ein konzentrierter Pufpaff als ein fahriger Raab

Fans von Stefan Raab, die heute in den sozialen Medien über Pufpaff herfallen, vergessen dabei zwei Dinge: Raab wurde mit jeder Folge der Show immer desinteressierter und fahriger. Und außerdem sind seit Anfang der 2000er viele Jahre ins Land gezogen, die Zeiten haben sich geändert: sowohl hinsichtlich des Materials als auch hinsichtlich dessen, was man damit machen kann.

Sebastian Pufpaff bei „TV Total“: Darum ist er der bessere Stefan Raab!
Stefan Raab moderiert 2002 auf der Telemesse in Köln„TV Total“

Foto: IMAGO / Hoffmann

Andere Zeiten, anderer Humor

Gags und Aktionen, mit denen Raab vor 20 Jahren gerade so davon kam, sind heute undenkbar. Wie viele Comedians haben sich in den letzten fünf Jahren heftigsten Shitstorms ausgeliefert gesehen, weil ihre Witze von manchen Menschen als geschmacklos angesehen wurden? Das neue „TV Total“ geht zwar immer noch an die Grenzen des guten Geschmacks, doch liegen die längst woanders als zu Raabs Zeiten. Selbst in seiner aktuellen Form wirkt die Sendung teils anachronistisch.

Auch bei Aktionen außerhalb des Studios kann man nicht mehr so weit gehen. Die Reaktion von Borussia Dortmund auf Pufpaffs Prank als falscher Marco Rose (45) zeigt das. Noch Anfang 2018 war Joko Winterscheidt (43) mit praktisch derselben Aktion, nur eben als Jürgen Klopp (54), durchgekommen. Der BVB nahm’s mit Humor. Für Pufpaff gab es knapp vier Jahre danach nicht nur Zoff, sondern gar Stadionverbot.

„TV Total“-Moderator Sebastian Pufpaff ganz privat: Frau, Kinder, Engagement

Aber auch das Quellmaterial, aus dem Raab schöpfen konnte, existiert in dieser Form nicht mehr. Nachmittags-Talksshows, Gerichtsshows und viele der damals so beliebten Kuriositäten des Fernsehens sind verschwunden. Viele Formate führen ihre Teilnehmer längst schamloser vor, als „TV Total“ es je gewagt hätte. Da nachzutreten wäre wahrlich geschmacklos.

Sebastian Pufpaff bei „TV Total“: Darum ist er der bessere Stefan Raab!
Stefan Raab und Verona Feldbusch jetzt Verona Pooth zeigen Brüste bei der Vorstellung der neuen Show TV Total am 15.01.2001

Foto: IMAGO / Horst Galuschka

Feiner Humor, satirisch geschult

Sebastian Pufpaff, der mit Frau und Kindern in Bad Honnef lebt, ist den Zuschauern von Satiresendungen kein Unbekannter. Seit Jahren geistert der Kabarettist durch die deutsche Fernsehlandschaft, hatte auch schon den ein oder anderen Auftritt bei „TV Total“ selbst. Seit 2013 hat er bei ZDFkultur bzw. 3sat mit „Pufpaffs Happy Hour“ eine eigene Show und seit 2015 gehört er zum Ensemble der „heute-show“ im ZDF. 2021 gewann er für „Noch nicht Schicht“ sogar den Grimme-Preis.

„TV Total“-Moderator Sebastian Pufpaff ganz privat: Frau, Kinder, Engagement

Sein Humor dabei stets tief schwarz, zynisch und provokant. Er sagt häufig Dinge, die politisch unkorrekt sind, um seinem Publikum den Spiegel vorzuhalten. Dass er sich vor keiner noch so fiesen und aus Sicht mancher wohl geschmacklosen Pointe ekelt, macht ihn zur Idealbesetzung für eine Sendung wie „TV Total“. Pufpaff zu unterstellen, er sei nicht lustig, ist falsch. Es ist nur ein etwas unterschwelligerer Humor, als man ihn von Raab gewöhnt war.

Pufpaff 2021/22 ist besser als Raab 2015

Aber was hebt Pufpaff nun von Raab positiv ab? Pufpaff ist voll da. Er ist bemüht, eine gute Show abzuliefern und in manchen Situationen merkt man ihm sogar an, wie besorgt er ist, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Raab hingegen war in den letzten Jahren seiner Show völlig desinteressiert, häufig war er gar so schlecht vorbereitet, dass er die Namen seiner Gäste vom Zettel ablesen musste.

Ja, bislang hatte Pufpaff noch keinen Promi auf dem Gästesessel zu Gast – dafür aber völlig unprominente Menschen und nicht einmal deren Namen musste er ablesen. Und wirklich getraut hat Raab sich letztlich auch nichts mehr. Wer heute Aktionen Pufpaffs mit „Raab in Gefahr“ vergleicht, hat wohl vergessen, dass Raab sich schon seit über zehn Jahren nicht mehr „in Gefahr“ begeben hat und, wenn überhaupt, Elton (50) vorschickte, um sich öffentlich zum Deppen zu machen.