InterviewGary Barlow über seinen 50. und das Geheimnis seiner Langzeitehe

Gary Barlow über seinen 50. und das Geheimnis seiner Langzeitehe
Gary Barlow über seinen 50. und das Geheimnis seiner Langzeitehe

Foto: Universal Music

Paul VerhobenPaul Verhoben | 20.12.2020, 19:01 Uhr

Mit „Music Played By Humans“ hat Take-That-Songwriter Gary Barlow ein Solo-Album mit selbstgeschriebenen Swing-Liedern veröffentlicht, für die er nicht nur ein 60-köpfiges Orchester involviert hat, sondern auch Barry Manilow, Michael Bublé, Pianist Chilly Gonzales und James „Carpool Karaoke“ Corden.

Auf gewisse Weise beschenkt Barlow sich damit selbst: Denn am 20. Januar feiert Gary Barlow, der 2012 das Fest zum 50. Thronjubiläum der Queen organisierte, seinen 50. Geburtstag. Im Interview mit klatsch-tratsch.de-Starreporterin Katja Schwemmers erzählt er aber auch von seinem Rezept für eine langjährige Ehe, seiner Gewichtsabnahme, gemeinsamen Songwriting-Sessions mit Robbie Williams, sowie dem Schmerz über die Totgeburt seiner Tochter.

Mr. Barlow, es gibt einige Songs über Ihre Frau Dawn auf der Platte. Sie sind seit 20 Jahren verheiratet. War es damals Liebe auf den ersten Blick?
Ich kannte sie bereits ein paar Jahre; sie war schon Tänzerin bei Take That, bevor wir zusammen kamen. Aber ab dem Punkt, als wir dann zusammen kamen, war die Sache klar. Wir waren seitdem nicht mehr voneinander getrennt. Wenn sie mir nicht immer den Rücken freigehalten hätte und meine beruflichen Abenteuer durchgehen lassen würde, säße ich heute wohl nicht hier.

Gary Barlow über seinen 50. und das Geheimnis seiner Langzeitehe

Foto: Universal Music

Was ist das Geheimnis Ihrer langen Ehe?
Wir sind nett zueinander. So einfach ist das. Dafür hilft es, wenn man sich wirklich mag. Das ist übrigens etwas, was ich auch dadurch gelernt habe, in einer Band zu sein. Das Rezept für die Langlebigkeit einer Band und einer Ehe ist ähnlich. Sich gegenseitig zu unterstützen und nett zueinander zu sein, ist der Schlüssel. Und es macht jeden Tag so viel wertvoller, wenn jemand nett zu dir ist.

Feiern Sie das mit dem Lied „Oh What A Day“?
Es hilft, das Leben durch die Augen von Kindern zu sehen. Darum geht’s. Ich komme jeden Tag ins Studio, probiere mich aus, bin mit Enthusiasmus dabei, es ist aufregend. Ich gehe zur Arbeit mit den Augen eines Kindes. Ich liebe die Idee von den endlosen Möglichkeiten, und auch die sehr simple Art, wie Kinder die Welt sehen. Wenn ich mit mir selbst ringe oder Probleme habe, sagt meine Tochter zu mir: „Ja, aber schau doch mal da oben, der Himmel – ist das nicht wunderbar?“ Leider wird die Welt der Kinder in diesen merkwürdigen Zeiten gerade etwas zerstört.

Machen Sie sich Sorgen?
Da gibt es viel Herzschmerz und Menschen, die ihr Leben verlieren. Aber es sind die Kinder, um die ich mir am meisten Sorgen mache. Wir werden erst in einigen Jahren sehen, welche Auswirkungen das auf sie hat. Es ist nicht schön. Aber ich mag auch nicht die Panikmache, die herrscht. Davor würde ich am liebsten alle Kinder beschützen.

Wie kommen Sie selbst durch die Corona-Zeit?
Für mich war es eine großartige Zeit der Reflektion und eine Chance, für einen Moment inne zu halten. Es klingt so zynisch, aber ich habe es wirklich genossen. Aber nun reicht es auch langsam.

Am 20. Januar werden Sie 50.
Aber ich habe beschlossen, meinen Geburtstag ein Jahr zu verschieben – so wie wir 2020 quasi alle ein Jahr nach hinten verschoben haben. Ich wollte eine große Sause im London Palladium veranstalten, aber bleib nun erst mal ein Jahr länger 49.

Sie haben sich optisch gut gehalten.
Ich habe mich immer bemüht, so gut wie möglich für alle auszusehen. Das ist mir nicht immer gelungen, wenn ich mir ältere Fotos ansehe. Aber mittlerweile bin ich auf den Geschmack gekommen, was klassische Herrenmode anbetrifft. Ich habe Spaß daran und versuche, attraktiv für meine Frau zu sein.

Wie ist Ihre Lebensbilanz bis hierhin?
Ich kann zufrieden sein. Es war nicht übel bis jetzt. Das Leben hat mich mehrere Male sehr überrascht, aber das macht ja erst seine Schönheit aus. Wir wissen nie, was kommen wird. Wir können so viel planen, wie wir mögen – und ich plane gerne. Es funktioniert nur nicht immer.

Gary Barlow über seinen 50. und das Geheimnis seiner Langzeitehe

Foto: Universal Music

Sie sagten mal, dass Ihre Gewichtsabnahme Ihr Leben total verändert habe. Auf welche Art?
Es wäre nicht richtig, es auf diese eine Sache zu reduzieren. Denn viele Dinge passierten damals gleichzeitig: Ich schloss mich wieder mit Take That zusammen. Ich brauchte eine neue Herausforderung, einen neuen Fokus. Es war der perfekte Zeitpunkt. Der Gewichtsverlust war ein Puzzlestück, aber es braucht mehr, um an einen glücklichen Platz zu kommen. Ich bin heute noch dabei, an mir zu arbeiten, und habe auch oft keine Antworten. Wie Ronan Keating schon sang: „Life Is A Rollercoaster“ – das Leben ist eine Achterbahn. Setzt dich rein und versuche, so gut es geht dein Gleichgewicht zu halten, wenn der nächste Looping kommt. Oft ist es ja leider so: Sobald du denkst, den glücklichen Platz gefunden zu haben, passiert irgendwas Schlimmes.

Ein Tiefpunkt war die Stillgeburt Ihrer Tochter Poppy im Jahr 2012, über die Sie in Ihrer Autobiografie „A Better Me“ schreiben. Chrissy Teigen und John Legend, denen jüngst Gleiches widerfahren ist, wurden für das Veröffentlichen von Fotos mit ihrem Kind kritisiert.
Wie man als Paar damit umgeht, müssen die Betroffenen selbst entscheiden. Es steht niemand anderem zu, zu verurteilen, egal wie offen die Personen damit umgehen. Schon gar nicht, wenn man die Trauer selbst nicht erlebt hat, den so etwas mit sich bringt. Ich habe den Beiden jedenfalls viel Kraft für die nächste Zeit gewünscht.

Während des ersten Lockdowns veranstalteten Sie in den Sozialen Netzwerken „Crooner Sessions“, für die Sie Kollegen wie Cliff Richard, Gregory Porter, Coldplay-Sänger Chris Martin oder Queen-Gitarrist Brian May zu Duetten einluden. War Ihr Adressbuch vorher schon so gut gefüllt?
Oh ja. Es war niemand dabei, den ich vorher noch nicht kannte oder wo ich erst nach der Telefonnummer fragen musste. Darum ging’s ja: Mit Freunden und Kollegen virtuell zusammen zu kommen, Musik zu machen und den Zuschauern für ein paar Minuten am Tag eine Flucht vor den schlimmen Nachrichten zu ermöglichen. Ich bin ein Socializer und liebe es, mit anderen Künstlern Zeit zu verbringen, zu reden, zum Abendessen zu gehen, zu singen. Diese Serie war also ein Traum für mich.

Trotz der Stardichte war mein Favorit das Duett mit Ihrem Take-That-Bandkollegen Howard Donald. Es ist unfassbar, wie sehr Ihre Stimmen aufeinander abgestimmt sind.
Ich habe fast alles, was ich über Harmonie-Gesang weiß, von Howard gelernt. Er ist wirklich der König der Harmonien. Wann immer er zu einem Song mitsingt, wenn wir meinetwegen im Auto sitzen und etwas im Radio läuft, singt er nie die Hauptmelodie, sondern immer die Harmonien. Er ist so unfassbar gut darin.

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Auch Robbie Williams war bei den „Crooner Sessions“ dabei. Stimmt es, dass Sie auch Songs zusammen geschrieben haben? Das behauptet er nämlich.
Es ist schon lustig mit Rob. Zu mir sagte er danach: „Gaz, tu mir bitte den Gefallen und erzähle niemanden von diesen Liedern! Versprichst du’s?“ Und ich antwortete: „Klar, nicht im Traum würde mir das einfallen.“ Und dann höre ich, dass er live auf Instagram erzählt, dass die Songs eine Mischung aus 80s-Pop und 90s-Pop sind. Wir haben im Juli eine ganze Reihe von Stücken geschrieben. Rob und ich haben aber auch sonst immer mal wieder zusammen gearbeitet. Es ist also nicht viel anders als sonst. Für ihn sowieso nicht.

Wie meinen Sie das?
Er lebt sein Leben in Isolation. Selbst ohne Lockdown ist die Art, wie wir zusammen Lieder schreiben, immer schon so gewesen: Er ist in einem anderen Land, ich bin hier in London. Für ihn ist das gut: Rob arbeitet besser, wenn er nicht dem Druck, den die Präsenz eines anderen Menschen für ihn mit sich bringt, ausgesetzt ist.

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Wo sehen Sie die Stärken beim Songwriting von Ihnen beiden?
Robs Stärke liegt in den Texten. Sie bedeuten immer so viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Sie sind immer sehr komplex und tiefgründig – er macht das brillant. Ich sorge für die Musik. Meist gibt er mir eine musikalische Referenz oder einfach einen Songtitel, und so nimmt die Sache Fahrt auf. Was wir mit den Liedern anstellen, ob es ein Projekt von mir oder ihm sein wird, wissen wir noch nicht. Aber diese Songs werden ein Zuhause finden.

Im kommenden Jahr sollten die Dreharbeiten für den Take-That-Kinofilm „Greatest Day“ starten. Wird das trotz Corona passieren?
Ja, im Juni soll’s losgehen. Die Locations dafür sind schon ausgecheckt. Es sind Top-Leute involviert. Es wird aber keine Hollywood-Produktion wie bei „Mamma Mia!“ werden, sondern eine sehr britische Geschichte. Ich bin selbst ziemlich aufgeregt, was dabei herauskommen wird. Bezüglich der Musik haben wir schon ein bisschen an der Eröffnungsnummer gearbeitet, was mich ziemlich begeistert hat. Denn ich wollte auf keinen Fall, dass wir nur die Art reproduzieren, wie Take That klingen und wie sie Platten machen. Es soll ein eigenständiges Stück sein mit einem total neuen Dreh für die Musik.

Album: Gary Barlow „Music Played By Humans“ (Polydor/Universal)