Nach BurnoutSophia Thiel spricht in neuem Video offen über ihren Zusammenbruch

Sophia Thiel über ihren seelischen und körperlichen Zusammenbruch
Sophia Thiel über ihren seelischen und körperlichen Zusammenbruch

© Sophia Thiel/ Youtube

Redaktion KuTRedaktion KuT | 14.02.2021, 10:11 Uhr

Nach fast zwei Jahren der absoluten Stille meldet sich Fitness-Bloggerin Sophia Thiel jetzt zurück - mit einer sehr emotionalen Videobotschaft für ihre Fans. Darin lässt sie vor allem in ihr Seelenleben blicken.

In dem am 14. Februar veröffentlichten halbstündigen Video erklärt die junge Frau, die durch ihren krassen Körperwandel und ihren Sport-Videos berühmt und beliebt wurde, warum sie der Öffentlichkeit und ihrer Anhängerschaft für so lange Zeit den Rücken kehrte.

Es ist eine lange Geschichte, die Sophia Thiel zu erzählen hat, aber auch eine sehr wichtige.

Am wichtigsten war für die YouTuberin immer ihre körperliche Form, an der sie rund um die Uhr hart und ehrgeizig arbeitete – bis zum absoluten Maximum. Optimieren wollte sie sich auch mit immer neuen Vorhaben. „Ich habe teilweise vier Stunden am Tag trainiert, hab meine Mahlzeiten aufs Gramm genau abgewogen. Das ging halt so weit, dass ich stark die Kontrolle über mich und meinen Körper übernehmen wollte,  so dass ich auch Tomaten und Salat abgewogen habe. Weil ich einfach perfekt sein wollte. Ich wollte nicht 100 Prozent, ich wollte 110 Prozent abliefern“.

„Irgendwas in mir ist kaputtgegangen“

Ihre schwierige Vergangenheit sei eine „schlechte Grundvoraussetzung“ für ihr weiteres, ehrgeiziges Vorgehen gewesen. Auch das Thema Selbstwertgefühl spielte dabei eine große Rolle. „Ich dachte, bei mir muss ich mit absoluter Härte rangehen, weil mein Körper ein Arschloch ist und ich muss ihn unterwerfen. Nur wenn’s richtig weh tut, siehst du richtige Erfolge. Das war meine Devise. „Mit jedem Mal, mit dem man Rückschläge erlebt, desto frustrierter wird man auch mit sich selbst. Man entwickelt einen richtigen Hass und ist sauer auf sich selbst, man macht nur Fehler“.

Mehr zum neuen Sophia-Thiel-Video: „Ich bin zurück!“

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Nichts ging mehr

Die einstige Fitness-Queen habe das erste Mal langsam gemerkt, dass etwas nicht stimmte, als sie sich zwischen zahlreichen Projekten 2019 plötzlich geschwächt fühlte. „Anfang 2019 habe ich schon gedacht, dass irgendwas in der Fibo-Vorbereitung nicht läuft wie zuvor. Ich dachte ‚Irgendwas ist in mir kaputt gegangen, irgendwas funktioniert nicht mehr‘. Ich war ratlos und alle um mich herum auch. ‚Ich prügele meinen Körper dahin, aber er will einfach nicht mehr‘, war mein Gedanke.“

Aus der ganzen Frustration heraus sei dann am Abend vor der Fibo „das Worst- Case-Szenario eingetreten“.

Sophia Thiel über ihren seelischen und körperlichen Zusammenbruch

© IMAGO / Hartenfelser

„Dann habe ich die Kontrolle verloren“

Sophia Thiel erklärt weiter: „An das Nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich in meinem Hotelzimmer aufgewacht bin, heulend in irgendwelchen Gammelklamotten, mit Dutt und ungeschminkt. Es sind zuvor natürlich einige Dinge schief gelaufen und dann habe ich langsam die Kontrolle über alles verloren“.

Daraufhin habe sie „zum ersten Mal eine Entscheidung für sich getroffen“, wie Thiel in ihrem Video ausführlich schildert. „Ich dachte: ‚Also entweder ich finde jetzt für das Ganze eine Lösung oder ich schmeiße alles hin. Alles was ich auf Social Media aufgebaut habe, kann ich so nicht mehr weitermachen‘. Ich hab eh nicht mehr gewusst, was ich eigentlich will, wo ich hin will, aber da habe ich gewusst, ich muss jetzt erstmal Abstand von dem Ganzen gewinnen und ich kann so nicht mehr weitermachen.“

Sophia Thiel sagte alles ab

Schließlich zog die 25-Jährige die Reißleine. „Dann habe ich auch alles gecancelt auf der Fibo, wie ihr mitbekommen habt. Das hat mir auch unglaublich weh getan, weil ich wusste, dass einige da von euch auf mich warten und auch mein ganzes Team. Alle haben mich auch total unterstützt, gefragt was los ist und ob ich sicher bin. Aber ich musste in meiner Entscheidung so felsenfest bestehen bleiben“.

Die Stimme der Sport-Fanatikerin beginnt während dieser Worte zu zittern, man sieht ihr deutlich an, wie sehr sie unter den damaligen körperlichen und seelischen Gefühlen litt. „Das war die schwerste Entscheidung , die ich je getroffen habe, aber auch die wertvollste“.

Foto: imago images / Hartenfelser

Flucht nach Los Angeles

Für die junge Frau ging es danach ganz alleine nach Los Angeles, mit dem Wunsch, dass sich etwas ändert. Nachdem sie sich dort aber gehörig gehen ließ  („Ich habe gegessen, worauf ich Lust habe, machte keinen Sport und lebte in den Tag hinein“) versuchte sie nach in ihrem letzten Monat dort und auch nach ihrer Rückkehr wieder in ihre alte Form zu kommen, doch erneut viel zu ehrgeizig und verkrampft.

Sophia habe gedacht, sie könne wieder online gehen, sobald sie ihre erwünschte Form erreicht hat – und sei dann auch einfach wieder glücklich. Also „prügelte“ sie sich zum Jahresende 2019 erneut zu diesem Ziel. Dann sei wieder die schwierigste Zeit für sie gekommen: Weihnachten und Silvester – da sei „erneut alles aus dem Ruder gelaufen“.

„Es war eine Mischung aus Hilflosigkeit, Frustration,
Ratlosigkeit, ich wusste nichts mehr“.

Zu diesem Zeitpunkt beschloss sie, dass sich endlich etwas ändern müsse.

Neue Inspirationen, neuer Druck

Weiter erklärte die Rosenheimer Fitness-Ikone: „Ich habe mich auf meinen Hosenboden gesetzt und gelernt. Ich habe mir so viel Lernmaterial geholt und auch Onlineprogramme gemacht und habe so viele tolle neue Leute, die mich auch inspiriert haben, kennengelernt. Ich wollte einfach wissen, was falsch ist. Ich dachte: ‚Kann man da nicht einfach was raus schneiden bei mir, damit der ganze Strudel aufhört?‘ Doch dann habe ich langsam verinnerlicht, dass ich erst im Kopf glücklich und zufrieden mit mir sein muss und dann ist ein schöner Körper oder vielleicht auch dein Sixpack das Resultat daraus“.

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Wenn ich nicht in Topform bin, bin ich nichts wert

Ganz so einfach war dieser Plan dann aber offenbar auch nicht. „Im Hintergrund tickte die ganze Zeit die Uhr, wann ich eigentlich wieder online gehe, es wird allerhöchste Eisenbahn, ich kann jetzt nicht ein Jahr wegbleiben. Der Zeitdruck war da, aber ich dachte, dass ich so nicht zurückkommen kann,  wenn ich nicht so und so aussehe – Story of my Social Media Life. Natürlich liebe ich Fitness aber irgendwann ist auch so das Äußerliche so in den Vordergrund gerückt, dass ich dachte, wenn ich nicht in Topform bin, wenn ich nicht Leistung bringe , dann bin ich nichts wert“.

Diese Einstellung sollte sie später noch ändern…