Oddly SatisfyingDieses Löffel-Video haben schon 155 Millionen gesehen

Paul VerhobenPaul Verhoben | 05.01.2020, 18:27 Uhr

Der neuste Hit auf YouTube ist dieser Clip: Ein Eislöffel taucht langsam in eine Schale mit feuchtem Spielzeugsand in schreiendem Neonpink ein und formt eine Art Kugeln daraus.

Der Sand in dem Clip auf der US-amerikanischen Insta-Plattform Sand Tagious knirscht und verformt sich, die Schüssel wackelt. Das Ganze in Nahaufnahme, einmal vorwärts und einmal rückwärts – mehr passiert nicht. Der Kanal mit 2,23 Millionen Followern hat sich spezialisiert auf kleine Verformungs-Kunststücke mit Sand.

Zurück zur Langsamkeit? Ja, das scheint ein neuer Trend im Netz. Der heißt „Oddly Satisfying“ – seltsam befriedigend. Offenbar haben die Leute die Schnauze voll von schnell, geschnittenen Videos mit verdrehten Protagonisten. Doch was ist nur so geil daran, sich diese Langsamkeitvideos anzuschauen? Forscher haben sich mit dem Netz-Phänomen befasst.

Gehirnmassage

David Daniel Ebert, Professor für Klinische Psychologie an der Freien Universität Amsterdam, hat womöglich des Rätsels Lösung parat: Die sogenannten „Oddly-Satisfying“-Videos zeigten häufig sich wiederholende Handlungen, frei von Hektik und Schnelligkeit. Die Betrachter müssten nur wenige Informationen verarbeiten und könnten so ihre ganzen Aufmerksamkeit gezielt auf wenige Eindrücke konzentrieren. Im normalen Alltag würden sie hingegen durch zahllose Informationen häufig übermäßig beansprucht.

Der Effekt des Betrachtens solcher Videos wurde laut ‚New York Times‘ vom Februar 2019 als „Gehirnmassage“ oder „leicht hypnotisierend“ beschrieben und stehe somit für eine Form der psychologischen Selbstpflege zur Überwindung von Stress oder Angstzuständen. Klingt überraschend.

Erste Clips gab es schon 2013

Aber: „Oddly-Satisfying“ Videos sind ein schon etwas länger existierendes Genre von Internet-Videoclips, die sich einfach wiederholende Ereignisse oder Aktionen darstellen, die die Zuschauer als befriedigend empfinden. Typische Themen sind Materialien aus Holz, Schaum oder Schleim oder z.B. Oberflächen, die geschnitzt, geglättet oder aufgelöst werden.

Der Trend zeichnete sich bereits 2013 im Internetforum Reddit ab. Inzwischen sind die Clips auch auf Youtube und Instgram weitverbreitet. Übrigens geht es auch ohne Sand: Der deutsche Youtube-Kanal „HaerteTest“ zeigt in Nahaufnahme die Zerstörung von Smartphones und im Video „Oddly IKEA“: IKEA ASMR“ zum Beispiel wird 25 Minuten lang ein Zimmer eingerichtet. Gaaaaaanz laaaaaangsam. Irre! (KT/dpa)