Hinter den KulissenWie statt ABBA dieses Popduo mit „Honey Honey“ in die Top 10 kam

Wie statt ABBA ein britisches Popduo mit "Honey Honey" in die Top 10 kam
Wie statt ABBA ein britisches Popduo mit "Honey Honey" in die Top 10 kam

© Torbjorn Calvero

Paul VerhobenPaul Verhoben | 02.09.2021, 17:43 Uhr

Der erste große Meilenstein in der Geschichte von ABBA ist ihr Sieg beim Eurovision Song Contest am 6. April 1974. Vor Hunderten von Millionen Fernsehzuschauern performten sie „Waterloo“ und erzielten damit ihren weltweiten Durchbruch, der sie später zu einem der größten Acts aller Zeiten machen würde. Dabei war „Waterloo“ wohl gar nicht die erste Wahl.

Eine Ballade sollte es beim ESC 1974 sein

Hardcore-Fans von ABBA wissen, dass die Pop-Band 1974 für ihren ESC-Auftritt im britischen Seebad Brighton eigentlich die Ballade „Hasta Mañana“ als Song für die schwedische Auswahl zum Eurovision Song Contest gewählt haben. Sie entschieden sich dann doch dagegen, weil sie sich zu diesem Zeitpunkt lieber mit dem rockigeren „Waterloo“ einem internationalen Publikum präsentieren wollten.

Glaubt man zeitgenössischen Berichten, so hatten Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad wohl ursprünglich noch ein drittes Lied als Anwärter. Dieser Song war „Honey, Honey“. In den meisten Ländern war „Honey, Honey“ die Nachfolge-Single zu „Waterloo“ und noch heute ist diese super eingängige Melodie häufig zu hören.

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Schlimmer Text

„Honey, Honey“ wurde, wie so viele andere berühmte ABBA-Songs, in Björns und Bennys berühmter Songwriting-Hütte auf der kleinen Insel Viggsö im Stockholmer Archipel geschrieben, ist auf Abbasite.com nachzulesen.

„Süsser, Süsser, berühr mich Baby, ah-hah,
Süsser, Süsser, halt mich Baby, Süsser, Süsser
du siehst wie ein Filmstar aus
aber ich weiss wer du bist“

ABBA: Wie ein britisches Popduo "Honey Honey" in die Top 10 verhalf

ABBA mit Stig Anderson 1978. © IMAGO / ZUMA/Keystone

Agnetha und Frida wollten es etwas sexier

Für die Backing-Tracks kamen Agnetha und Frida ins Studio, um dem Song ihren energiegeladenen gemeinsamen Lead-Satzgesang hinzuzufügen, der legendär und zum ABBA-Sound-Markenzeichen wurde. Der etwas schlüpfrige Texte wurde aus der Sicht einer Frau gesungen, die von einem Mann mit dem Ruf eines unwiderstehlichen Mannes fasziniert ist – so etwas wie von einer „Liebesmaschine“. „Ich erinnere mich, dass Agnetha und ich versucht haben, ein wenig sexy zu klingen, als wir den Gesang aufgenommen haben“, erzählte Frida Lyngstad dem Bericht zufolge viele Jahre später. „Ich bin nicht sicher, ob es uns gelungen ist.“

Björn hält den Text für dumm

ABBA-Texter Björn Ulvaeus, der sich heute leidenschaftlich für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzt, sagte 2006 dazu: „Ich muss gestehen, dass die Lyrics für ‚Honey, Honey‘ ein bisschen dumm sind! Sie lassen mich ein bisschen zusammenzucken. Stig [Anderson, ABBA-Manager und gelegentlicher Texter] und ich haben den Text geschrieben – jeder zur Hälfte – aber ich fürchte, ich muss meinen Teil der Verantwortung übernehmen …“

Sweet Dreams

„Honey, Honey“ wurde im Sommer 1974 als zweiter Song aus dem „Waterloo“-Album ausgekoppelt und erreichte in vielen europäischen Ländern die Top 5 und Top 20. So aber nicht in Großbritannien. Mit dem Erfolg von „Waterloo“ konnte der Song nämlich nicht mithalten.

Deshalb entschied sich die lokale Plattenfirma auf der britischen Insel stattdessen, einen Remix der 1973er Aufnahme „Ring Ring“ auszukoppeln. Kurioserweise erreichte in England aber eine Coverversionen von „Honey Honey“, gesungen von einem Duo namens „Sweet Dreams“ die Top 10!

sweet dreams honey honey

© Bradley’s Records

Für Chronisten: Außerhalb Großbritanniens wurde die Sweet Dreams-Version von „Honey Honey“ allerdings durch die Single-Veröffentlichung des ABBA-Originals übertroffen. Und obwohl die Sweet Dreams-Version in Deutschland und den USA in die Charts kam, war die ABBA-Version in beiden Märkten ein größerer Erfolg war. Sweet Dreams‘ ‚“Honey Honey“ erreichte Platz 42 in Deutschland und Platz 68 in den USA, während die ABBA-Version Platz 2 bzw. Platz 27 erreichte.

ABBA-Mastermind Benny Andersson gestand später, dass dies die einzige Cover-Version war, die er richtig mochte. (PV)