Reality-TV vorbei – was nun? So gestalten Ex-Kandidaten ihr Leben nach der Show

Foto: Viktor Hesse / unsplash.com

AvatarSebastian Wagner | 04.06.2025, 15:30 Uhr | ANZEIGE

Ob beim Dating, in Model-Wettbewerben oder auf der Insel der Versuchung: Reality-TV bietet eine Bühne, die für viele Normalos die Chance auf neue Wege im Leben ebnet. Doch was bleibt übrig, wenn das Finale gelaufen und der letzte Applaus verklungen ist? Nach dem Show-Aus stehen viele Teilnehmer:innen vor der Herausforderung, ihren Platz im Alltag neu zu finden.

Einige von ihnen sind durch bestimmte Formate zwar schlagartig bekannt geworden, doch die mediale Aufmerksamkeit ist vergänglich. Die Frage, wie sinnvoll und nachhaltig sich diese kurze Phase der Sichtbarkeit nutzen lässt, ist entscheidend für die Zeit danach.

Zwischen Reichweite und Realität

Social Media hat sich zu der ersten Anlaufstelle für viele Ex-Kandidaten entwickelt. Wer sich während der Sendung ein Profil aufbauen konnte, setzt danach meist auf Instagram, TikTok oder YouTube, um seine Community zu halten. Mode, Fitness, Partnerschaften oder Alltagsvlogs: Die Inhalte variieren, das Ziel bleibt gleich: Reichweite sichern und monetarisieren.

Doch nur wenige schaffen den Sprung zu einer stabilen Influencer-Karriere. Der Druck, regelmäßig Content zu liefern, die eigene Relevanz zu erhalten und gleichzeitig Kritik auszuhalten, ist hoch.

Umso interessanter sind jene Fälle, in denen der weitere Weg bewusst abseits der Öffentlichkeit verläuft – oder deutlich von Erwartungen abweicht. So gab es in den letzten Jahren auch ehemalige TV-Kandidaten, die in Tätigkeitsfelder einstiegen, die zuvor kaum mit ihrem Reality-Image in Verbindung gebracht wurden. Unter anderem war auch der Begriff Escort immer wieder Teil öffentlicher Diskussionen. Daran zeigt sich, wie unterschiedlich sich die neuen Perspektiven nach dem Show-Ende entwickeln können.

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Wege abseits des Scheinwerferlichts

Außerdem will gar nicht jeder im Rampenlicht bleiben. Zahlreiche ehemalige Reality-Stars kehren auch zurück in ihren früheren Beruf, starten eine Ausbildung oder beginnen ein Studium. Andere gründen eigene Unternehmen, arbeiten in sozialen Projekten oder engagieren sich politisch. Diese Rückkehr zur persönlichen Normalität verlangt nicht selten mehr Kraft als der Fernsehauftritt selbst, denn die mediale Öffentlichkeit lässt sich nicht einfach abschalten.

Der Wechsel vom gescripteten Showformat zur Alltagsrealität kann darüber hinaus auch psychisch belastend sein. Einige Formate bieten Betreuung durch Psycholog:innen an, doch nicht alle Sender verfügen über standardisierte Verfahren zur Nachsorge. Gerade deshalb rückt mittlerweile immer wieder die Frage in den Fokus, wie langfristig Verantwortung für ehemalige Teilnehmer übernommen werden kann.

Studie zeigt: Kaum langfristiger Karriere-Effekt

Laut einer Studie des Instituts für Medienforschung der Universität Köln empfinden 72 Prozent der Befragten ihre Reality-TV-Teilnahme als spannend, jedoch beruflich als kaum relevant. Viele berichteten, dass die öffentliche Aufmerksamkeit rasch abnimmt und sich ohne aktives Nachsteuern keine dauerhaften Vorteile ergeben.

Dieser Befund unterstreicht, dass Reality-TV vor allem ein Moment der Sichtbarkeit ist. Wer daraus mehr machen will, muss bewusst und strategisch planen. Dabei entscheiden nicht die Sendung oder die Reichweite über den langfristigen Erfolg, sondern vor allem Eigeninitiative und Zielklarheit.

Sichtbarkeit ist ein Startpunkt, kein Garant

Reality-TV kann Türen öffnen, aber keinen garantierten Lebensweg vorzeichnen. Die Zeit nach der Ausstrahlung ist entscheidend dafür, wie es langfristig weitergeht. Sie verlangt Entscheidungen, Weitblick und die Fähigkeit, sich von Rollenbildern zu lösen.

Diejenigen, die es schaffen, aus dem Show-Effekt einen realen Neuanfang zu gestalten, haben allerdings eine echte Chance, auch abseits von Likes und Einschaltquoten.