InterviewRobbie Williams: „Ich werde nicht aufgeben, bis das Ding ein Klassiker ist!“

Robbie Williams: "Ich werde nicht aufgeben, bis das Ding ein Klassiker ist!"
Robbie Williams: "Ich werde nicht aufgeben, bis das Ding ein Klassiker ist!"

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Paul VerhobenPaul Verhoben | 26.12.2019, 20:26 Uhr

Britenstar Robbie Williams aus spricht im Interview über Weihnachten, Weight Watchers, Konsumkritik, Ehrgeiz, Las-Vegas-Gastspiele, Till Lindemann, Barbara Schöneberger und Helene Fischer.

Robbie Williams nascht aus einer Tüte Kräcker Marke Weight Watchers, als er die Hotel-Suite des Park Hyatt in Hamburg betritt. „Die haben nur zwei Punkte“, meint der 45-jährige Brite schmunzelnd. Seit einem halben Jahr absolviert er schon das Abnehmprogramm. Fit und erschlankt ist er derzeit auf Erfolgskurs mit seinem Weihnachts-Doppelalbum „The Christmas Present“, auf dem er Klassiker mit neuen Songs vermischt und tolle Duette mit Bryan Adams, Rod Stewart, Tyson Fury, Jamie Cullum, Helene Fischer und seinem Vater „Poppa“ Pete präsentiert. Im Interview mit klatsch-tratsch.de-Starreporterin Katja Schwemmers erzählt der Popstar vor den Festtagen, warum ihm diese Platte die Wichtigste ist, was Rammstein-Sänger Till Lindemann damit zu tun hat, und wie er kalorienhaltigen Versuchungen zum Fest widerstehen will.

Robbie Williams: "Ich werde nicht aufgeben, bis das Ding ein Klassiker ist!"

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Mr. Williams, Botschafter von Weight Watchers zu sein steht für einen Weltstar vermutlich nicht ganz oben auf der Coolheitsliste. Sie sind es trotzdem. Warum?
Ich muss zugeben, als sie mich dafür anfragten, war ich erst mal in meinen Gefühlen verletzt. Ich dachte: Wirklich? So weit ist es schon mit mir? Aber dann fand ich heraus, wie sie sich neu aufgestellt haben, was es für Menschen tun kann und was es für mich tun könnte.

Nämlich?
Finanziell ist es ein Segen, mit ihnen zu arbeiten. Aber viel wichtiger ist, dass es funktioniert und ich über meine Probleme mit Essen und meine psychische Gesundheit sprechen kann. Und das Tolle ist, in dem Moment, wo die Worte meinen Mund verlassen, hilft es irgendwo jemand anderem – so wie es mir geholfen hat, Leute über ihre Probleme mit Essen reden zu hören.

Wie schwierig ist es denn, Ihren Ernährungs-Plan Weihnachten durchzuziehen?
Weihnachten ist okay. Aber jetzt, wo ich auf Promotiontour für das Album bin, ist es echt hart. Ich bekomme keinen Schlaf, bin immer auf dem Sprung, greife unterwegs zu allem, was ich kriegen kann. Ich mache mir selbst unheimlichen Druck. Denn ich erwarte sehr viel von mir, was meinen neuen Lebensstil angeht. Aber merke dann auch immer wieder, wie ich mich „Haribo“ zuwende, damit der Arbeitsmotor weiterläuft.

Das nennt man dann emotionales Essen, oder?
Genau. Ich bin ein Stressesser. Aber Weihnachten ist alles gut. Das ist die Zeit der Nachgiebigkeit. Und genau so wird es kommen. Ich werde dieses Jahr mit meiner Familie in England feiern und Unmengen von Schokolade essen. Ich bin so großer Schokoladen-Fan, ich schaue mir sogar Dokumentationen darüber an. Irgendwann ist dann Januar, ich stelle die Uhr auf null zurück und fange von neuem an.

Ist das Stück „Let’s Not Go Shopping“ Ihr Aufruf zu weniger Konsum zum Fest?
Manche glauben sogar, es wäre ein Lied über Konsumverweigerung! Aber ich wäre ein großer Heuchler, wenn ich so tun würde. Denn ich veröffentliche ein Album zur Weihnachtszeit, aus gutem Grund. Das Gegenteil ist also der Fall: Für mich darf es gerne noch mehr sein. Denn ich liebe alles an Weihnachten, inklusive des Konsums.

Als so verschwenderisch habe ich Sie gar nicht eingeschätzt.
Ich bin es eigentlich auch nicht. Aber meine Frau. Egal, ich liebe sie.

Hatten Sie schon mal ein katastrophales Weihnachten?
Ich habe die ganze Palette von unterschiedlichen Weihnachten erlebt: Die Weihnachten mit meiner Mum als Kind, als es sich so majestätisch anfühlte und magisch war. Dann die als Teenager, wo das Fest eine gute Entschuldigung lieferte, um Alkohol zu trinken. Betrunken war es immer toll. Dann kamen die Weihnachten, wo ich nicht länger trinken konnte, weil es mich sonst umgebracht hätte. Das war schwer. Und später kamen dann die Feste mit meiner Frau, womit die Herzenswärme einzog, und dann mit meinen Kindern. Das neueste Upgrade ist nun Weihnachten mit meinem eigenen Weihnachtsalbum.

Warum ist Ihnen diese Platte so wichtig?
Meine letzten drei Alben gingen zwar auf Platz 1, sind dann aber abgestürzt. Diesmal will ich, dass es immer weiter nach oben geht. Etwas Nachhaltiges. Einen Klassiker. Die darauf enthaltenen Coverversionen sind mir ehrlich gesagt egal. Sie sind nur ein Trick, damit die Menschen meine selbstgeschriebenen Weihnachtslieder hören. Und das scheint zu funktionieren. Die Platte verbindet sich mit den Menschen.

In Großbritannien haben Sie mit Ihrer 13. Nummer-Eins-Platzierung den Chart-Rekord von Elvis gebrochen. In Deutschland mussten Sie sich in der ersten Woche noch Till Lindemann von Rammstein geschlagen geben. Schlimm?
Wenn jemand meine Nummer 1 in Deutschland verhindert, dann darf und sollte das niemand anderes sein als Till Lindemann oder Rammstein. Rammstein sind wie die Beatles von Deutschland. Sie haben die Macht und Hoheit und sind riesig. Es ist okay, wenn ich gegen sie oder einen von ihnen verliere. Aber das Gute ist: Ich habe Zeit mit dieser Platte.

Wie meinen Sie das?
Ich werde sie nächstes Jahr noch einmal promoten. Zu diesem Zweck habe ich sieben Songs zurückbehalten. Ich werde also nicht aufgeben, bis das Ding ein Klassiker ist. Auch wenn ich die nächsten Jahre keinen Dezember mehr frei haben werde. Denn vielleicht gehe ich 2020 auch auf Weihnachtstournee.

Robbie Williams: "Ich werde nicht aufgeben, bis das Ding ein Klassiker ist!"

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Das Stück „Santa Baby“ haben Sie mit Helene Fischer aufgenommen. Hatten Sie sich vorher ihre Alben angehört?
Das nicht, aber ich habe mir Youtube-Videos von ihr angesehen, nachdem ich sie im Radio gehört hatte.

Ist deutscher Schlager nicht befremdlich für Sie?
Gute Musik ist gute Musik. Dasselbe gilt für gute Melodien und Musikalität. Helene ist nicht nur talentiert, sie macht auch das Beste aus ihrem Talent; sie erzwingt es geradezu. Sie könnte sich auf ihren Lorbeeren ausruhen und im Leerlauf fahren, wie ich es zeitweise mache, aber das tut sie nicht. Sie ist wie eine Olympionikin. Das finde ich beeindruckend.

Auch mit Barbara Schöneberger haben Sie jüngst gesungen. Wen von Beiden würden Sie gerne mal zum Abendessen ausführen und warum?
Das ist eine unanständige Frage! Ich mag sie beide aus unterschiedlichen Gründen: Barbara bringt mich zum Lachen, und ich bewundere sie, weil sie so eine große Persönlichkeit hat. Und bei Helene bin ich in ihr Talent verknallt. Ich möchte mich da also nicht entscheiden. Wenn ich es tun müsste, würde ich gleich zu Hause bleiben.

Ab März 2020 haben Sie ein weiteres zweiwöchiges Gastspiel in Las Vegas. Was bedeutet Ihnen das als großer Elvis-Fan?
In Las Vegas mache ich eine andere Art von Show. Und weil es anders als in Europa ist, muss ich mein Entertainment-Werkzeug schleifen. Las Vegas ist für mich wie ins Gym fürs Entertainment zu gehen: Ich habe gestähltere Arbeitsmuskeln wegen der Shows dort.

Und aus der ersten Reihe jubeln Ihnen die deutschen Touristen zu?
70 Prozent der Tickets werden an Amerikaner verkauft, was mich selbst erstaunt hat. Und der Rest setzt sich überwiegend aus Menschen aus Mexiko, Kanada und Südamerika zusammen.

Hugh Jackman und Taylor Swift haben bei ihren Liveshows ein Duett mit Ihnen gesungen. Haben Sie das Gefühl, dass sich Amerika langsam für Robbie Williams öffnet?
Nein. Es gibt natürlich immer Möglichkeiten, aber Las Vegas ist nicht mein Weg, um in Amerika den Durchbruch zu schaffen. Mit 1600 Leuten pro Konzert wäre das auch etwas schwierig.

Haben Sie Taylor Swift gefragt, ob sie ein Duett mit Ihnen für Ihr Album singt?
Nein.

Sind Sie manchmal selbst überrascht, wie Sie Ihre Karriere hinbekommen haben?
Ich weiß heute, dass ich ein Kämpfer bin. Trotz des Gefängnisses, das mein Kopf lange Zeit für mich war, und trotz meiner Neigung, mich selbst zerstören zu wollen, habe ich all die Karriereschritte getan. Ich habe mich jeden Tag meinen Dämonen gestellt und war erfolgreich. In der Gegend in England, aus der ich herkomme, ist es dir nicht naturgegeben, etwas erreichen zu wollen. Es ist eher so, dass dir dort das Gefühl vermittelt wird, es sei deine Pflicht, materialistische Erfolge zu töten und dich dafür zu entschuldigen. Genau das habe ich lange Zeit getan. Aber damit ist Schluss. Nun werde ich darin schwelgen und Freude an Erfolgen haben.

Beim Geheimkonzert in Hamburg sagten Sie jüngst, dass Sie den Job machen wollen, bis Sie umfallen. Ernsthaft?
Ich bin so produktiv wie nie. Ich habe auch noch ein Studioalbum in der Schublade, das ich morgen veröffentlichen könnte, wenn ich wollte. Ich bin süchtig danach, etwas zu erschaffen. Es fühlt sich gut an. Ich bin süchtig danach, nicht mehr in meinen eigenen Gedanken gefangen zu sein. Wenn ich an Songs arbeite, gibt mir das ein Wohlbefinden. Also ja, ich werde weitermachen. So wie Mick Jagger. Nur in ein bisschen dicker.